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Tödliche Absicht

Tödliche Absicht

Titel: Tödliche Absicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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Froelichs Gästezimmer und hatte das untrügliche Gefühl, nie wieder hierher zurückzukommen. Deshalb nahm er seine Sachen aus dem Bad, den Müllsack mit den in Atlantic City gekauften Klamotten und alles mit, was von Joes Garderobe noch ungetragen war. Er stopfte saubere Socken und Unterwäsche in den Müllsack. Hielt alle Kleidungsstücke in einer Hand und klemmte sich Joes Pappkarton unter den anderen Arm. Als er aus der Haustür trat, fiel ihm auf, dass er erstmals seit über fünf Jahren eine Unterkunft mit Gepäck verließ. Er legte alles in den Kofferraum des Suburbans und nahm auf dem Rücksitz Platz, wo er auf Froelich wartete. Sie kam mit einem kleinen Koffer aus ihrem Haus. Stuyvesant nahm ihn ihr ab und verstaute ihn im Wagen, bevor er mit ihr einstieg. Froelich drehte sich nicht nach ihrem Haus um, als sie davonfuhren.
    Ihr Ziel war ein etwa zehn Straßenblocks von Armstrongs Haus in Georgetown entferntes Motel. Draußen parkte ein älterer Crown Vic, dahinter ein neuer Town Car, in dem ein Fahrer saß. Der Crown Vic war leer. Das Motel, klein und gepflegt, war mit dunklem Holz getäfelt und auf drei Seiten von Botschaften mit eingezäunten Grundstücken umgeben. Die Botschaften waren Vertretungen neuer Staaten, von denen Reacher noch nie gehört hatte. Das Motel lag sehr geschützt. Es gab nur einen Zugang, den ein in der Eingangshalle postierter U. S. Marshal bewachen würde. Ein weiterer Marshal auf dem Korridor würde für zusätzliche Sicherheit sorgen.
    Stuyvesant hatte drei Einzelzimmer gebucht. Neagley war schon da. Sie trafen sie in der Empfangshalle, wo sie sich eine Dose aus dem Getränkeautomaten geholt hatte und mit einem großen Mann, der zu einem billigen schwarzen Anzug die festen Schuhe eines Streifenpolizisten trug, sprach. Zweifellos ein U. S. Marshal. Der Fahrer des Crown Vic. Sie bekommen offenbar weniger Geld für Autos als der Secret Service, dachte Reacher. Und auch weniger Kleidergeld.
    Stuyvesant erledigte den Papierkram am Empfang und kam mit drei Schlüsselkarten zurück. Verteilte sie und erwähnte drei Zimmernummern, die aufeinander folgten. Dann zog er die Schlüssel des Suburbans aus der Manteltasche und gab sie Froelich.
    »Ich fahre mit dem Mann zurück, der Neagley hergebracht hat«, erklärte er. »Wir sehen uns morgen um sieben im Büro, mit Bannon, alle drei.«
    Dann machte er kehrt und verschwand. Neagley machte sich auf die Suche nach ihrem Zimmer. Froelich und Reacher folgten ihr. Im vorderen Teil des zu den Zimmern führenden Korridors trafen sie einen weiteren U. S. Marshal an. Er hockte unbequem auf einem an die Wand gekippten schlichten Holzstuhl. Reacher quetschte sich mit seinem unordentlichen Gepäck an ihm vorbei und blieb vor seiner Tür stehen. Froelich war schon zwei Zimmer weiter, sah sich nicht nach ihm um.
    Er ging hinein und fand das Übliche vor: ein Bett, einen Sessel, einen Tisch, ein normales Telefon, einen kleinen Fernseher, geblümte Vorhänge, bereits zugezogen, eine geblümte Tagesdecke, brettsteif von eingesprühtem Fleckenschutzmittel. Weiter eine farblose Tapete, die Bambusgewebe nachempfunden war. Über dem Bett ein billiger Druck, der vorgab, eine handkolorierte Zeichnung eines altgriechischen Tempels zu sein. Reacher verstaute das Gepäck und verteilte sein Wasch- und Rasierzeug auf der Ablage über dem Waschbecken. Sah auf seine Uhr. Nach Mitternacht. Schon Thanksgiving Day. Er zog Joes Jackett aus und ließ es auf den Tisch fallen. Lockerte die Krawatte und gähnte. Dann klopfte es an der Tür. Als er sie öffnete, stand Froelich davor.
    »Komm rein«, forderte er sie auf.
    »Nur für einen Augenblick«, sagte sie. Er setzte sich aufs Bett, um ihr den Sessel zu überlassen. Ihr Haar war zerzaust. So sah sie gut aus. Jünger und irgendwie verletzlich.
    »Ich bin über ihn hinweg«, sagte sie.
    »Okay.«
    »Aber ich kann mir vorstellen, dass du denkst, dass ich’s nicht bin.«
    »Okay«, sagte er wieder.
    »Deshalb denke ich, dass wir heute Nacht getrennt schlafen sollten. Ich möchte nicht, dass du dir Gedanken darüber machst, warum ich hier bin. Wenn ich hier wäre .«
    »Wie du meinst«, sagte er.
    »Es kommt nur daher, dass du ihm so ähnlich bist. Es ist unmöglich, nicht an ihn erinnert zu werden. Das verstehst du doch, oder? Aber du warst nie ein Ersatz. Ich möchte, dass du das weißt.«
    »Glaubst du noch immer, dass ich ihn umgebracht habe?«
    Sie sah weg. »Irgendwas hat ihn umgebracht«, erwiderte sie. »Irgendwas in

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