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Tödliche Absicht

Tödliche Absicht

Titel: Tödliche Absicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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»Erinnerungsstück.«
    »An die Army? Sie sind nekulturnij .«
    Der Alte machte sich wieder an die Arbeit, und Reacher ging weiter.
    »Happy Thanksgiving!«, rief er noch, bekam aber keine Antwort.
    Einen Straßenblock vom Obdachlosenheim entfernt traf er auf Neagley, die aus der Gegenrichtung kam. Sie gingen zusammen weiter, wobei sie wie immer auf Abstand zwischen ihnen achtete.
    »Herrlicher Tag«, meinte sie. »Oder?«
    »Ich weiß nicht so recht«, sagte er.
    »Wie würdest du’s machen?«
    »Gar nicht«, sagte er. »Nicht hier. Nicht in Washington, D. C. Dies ist ihr Revier. Ich würde eine bessere Gelegenheit anderswo abwarten.«
    »Ich auch«, bestätigte sie. »Aber sie haben ihn in Bismarck verpasst. Der Wall-Street-Termin in zehn Tagen nützt ihnen nichts. Dann haben wir Dezember, und anschließend kommen weitere Feiertage und dann die Amtseinführung. Also gehen ihnen allmählich die Möglichkeiten aus. Und wir wissen, dass sie hier in der Stadt sind.«
    Reacher schwieg. Sie gingen an Bannon vorbei, der in seinem Wagen saß.
    Um Punkt zwölf kamen sie wieder im Obdachlosenasyl an. Stuyvesant hielt sich in der Nähe des Eingangs auf und nickte ihnen unauffällig zu. Drinnen im Hof stand alles bereit. Auf den Serviertischen mit ihren schneeweißen Tischdecken waren unzählige Warmhalteplatten aufgereiht, neben denen Vorlegegabeln, Schöpflöffel und langstielige Saucenlöffel ordentlich nebeneinander lagen. Das offene Küchenfenster führte direkt auf die Box hinter den Tischen hinaus. Im Saal des Gebäudes war fürs Mittagessen gedeckt. Polizeiabsperrungen waren so aufgestellt, dass sie die Anstehenden auf die linke Hofseite leiteten. Dort würden sie im rechten Winkel abbiegen und an den Serviertischen vorbeigehen. Dann erneut nach rechts schwenken und durch die offene Tür ins Gebäude wandern. Froelich wies den für allgemeine Aufgaben zuständigen Agenten ihre Positionen an. Vier würden am Hofeingang stehen, sechs das Spalier auf dem Weg zu den Serviertischen bilden. Je einer würde die Box von den äußeren Enden aus bewachen und drei auf der Fläche vor dem Eingang des Obdachlosenasyls patrouillieren.
    »Okay, alle mal herhören«, sagte Froelich laut. »Denkt daran, dass es sehr leicht ist, ein bisschen wie ein Obdachloser auszusehen, aber sehr schwierig, genau wie einer auszusehen. Seht auf ihre Füße. Sind die Schuhe in Ordnung? Seht auf ihre Hände. Wir wollen Handschuhe oder tief in die Haut eingegrabenen Schmutz sehen. Schaut euch ihre Gesichter an. Sie müssen hager sein. Hohlwangig. Wir wollen speckiges Haar sehen. Schmutziges Haar, das wochen- oder gar monatelang nicht mehr gewaschen worden ist. Wir wollen Kleidung sehen, die Körperform angenommen hat. Noch Fragen?«
    Niemand sprach.
    »Im Zweifelsfall handelt ihr zuerst und denkt später«, fuhr Froelich fort. »Ich bin mit den Armstrongs und den Bodyguards hinter den Tischen bei der Essensausgabe. Wir verlassen uns darauf, dass ihr niemanden durchlasst, der euch nicht gefällt, okay?«
    Sie sah auf ihre Uhr. »Fünf nach zwölf. Noch fünfundfünfzig Minuten.«
    Reacher zwängte sich links an den Serviertischen vorbei und stand in der Box. Hinter ihm ragte die Ziegelmauer auf. Rechts von sich hatte er eine weitere Mauer, links die Fenster des Obdachlosenasyls. Vorne rechts befand sich der Weg, auf dem die Warteschlange vorrücken würde. Jeder einzelne Gast würde am Hofeingang vier Agenten passieren und dann noch mal sechs, während er weiterschlurfte. Zehn misstrauische Augenpaare, bevor jemand Armstrong selbst gegenüberstand. Links vor ihm lag der Weg, auf dem die Leute mit ihren Tellern weitergehen würden und drei Agenten sie in den Speisesaal dirigierten. Er hob den Blick. Genau vor ihm ragten die Lagerhäuser auf. Fünf Wachposten auf fünf Dächern. Crosetti winkte ihm zu. Er erwiderte den Gruß.
    »Okay?«, fragte Froelich.
    Sie stand auf der anderen Seite des Serviertisches. Reacher lächelte.
    »Helles oder dunkles Fleisch?«, fragte er.
    »Wir essen später«, antwortete sie. »Ich möchte, dass du mit Neagley den Hof überwachst. Bleibt in der Nähe des Eingangs, damit ihr einen guten Überblick habt.«
    »Okay«, sagte er.
    »Findest du noch immer, dass ich meine Sache gut mache?«
    Er wies nach links. »Diese Fenster gefallen mir nicht«, sagte er. »Was ist, wenn jemand sich in der Warteschlange ruhig verhält, unauffällig bleibt, sich sein Essen abholt, damit reingeht, sich an einen Tisch setzt und dann plötzlich

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