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Tödliche Absicht

Tödliche Absicht

Titel: Tödliche Absicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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seinem Kopf. Das war ziemlich gut geschätzt.«
    »Windeinflüsse?«
    »Schwache Thermik, leichter Aufwind von den Betonflächen dort unten«, entgegnete Crosetti. »Sonst nicht viel. Kein großes Problem.«
    »Als ob man praktisch neben ihm stünde«, bemerkte Reacher.
    »Keine Sorge«, sagte Crosetti. »Solange ich da bin, wird kein anderer hier oben sein. Das ist heute unser Job. Wir sind Wachposten, nicht Scharfschützen.«
    »Wo gehen Sie in Stellung?«, fragte Reacher.
    Crosetti sah sich um und wies nach rechts. »Dort drüben, denke ich«, sagte er. »Ganz in der Ecke, parallel zur Brüstung. Eine leichte Drehung nach links, dann habe ich den Hof im Blick. Eine leichte Drehung nach rechts, schon überblicke ich das Ende der Treppe.«
    »Guter Plan«, lobte Reacher. »Brauchen Sie irgendwas?«
    Crosetti schüttelte den Kopf.
    »Okay«, sagte Reacher, »dann verschwinde ich wieder. Versuchen Sie wach zu bleiben, okay?«
    Crosetti lächelte. »Das tue ich meistens.«
    »Gut«, sagte Reacher. »Das gefällt mir an Wachposten.«
    Er ging im Halbdunkel die fünf Treppen hinunter, überquerte die Straße, sah nach oben und beobachtete, wie Crosetti es sich in der rechten Dachecke bequem machte. Sein Kopf und der Gewehrlauf waren sichtbar. Reacher winkte, Crosetti erwiderte das Winken. Reacher fand Stuyvesant auf dem Hof. Er war wegen der Farbe seines Pullovers kaum zu übersehen.
    »Da oben ist alles in Ordnung«, meldete Reacher. »Eine verdammt gute Feuerplattform, aber solange Ihre Leute sie besetzt halten, kann nichts passieren.«
    Stuyvesant nickte, drehte sich um und sah prüfend nach oben. Alle fünf Lagerhausdächer waren vom Hof aus sichtbar und von Scharfschützen besetzt. Fünf Köpfe, die sich als Silhouetten abhoben, fünf deutlich erkennbare Gewehrläufe.
    »Froelich sucht Sie«, sagte Stuyvesant.
    In der Nähe des Gebäudes stellten Mitarbeiter des Obdachlosenasyls und Secret-Service-Agenten lange Tapeziertische auf. Die Idee war, mit ihnen eine Barriere zu bilden. Das rechte Ende der Tischreihe sollte unmittelbar an die Außenmauer des Gebäudes anschließen, sodass am linken Ende nur ein schmaler Durchgang zwischen Tischen und Hofmauer blieb. So entstand hinter den Tischen eine zwei Meter tiefe Box, in der Armstrong und seine Frau sich mit vier Agenten aufhalten würden, direkt hinter ihnen die Hinrichtungsmauer. Aus der Nähe sah sie gar nicht so Furcht einflößend aus. Sie wirkte rustikal, sogar freundlich. Er kehrte ihr den Rücken zu und sah zu den Lagerhausdächern hinauf. Crosetti winkte. Ich bin noch wach, wollte er wohl damit sagen.
    »Reacher!«, rief Froelich.
    Er drehte sich um und sah sie aus dem Obdachlosenasyl auf sich zukommen. Sie hielt ein Klemmbrett mit einem dicken Stapel Blätter in der Hand und wirkte äußerst energiegeladen. Sie sah wundervoll aus. Die schwarze Kleidung unterstrich ihre sportlich schlanke Figur und ließ ihre blauen Augen leuchten. Dutzende von Cops und Agenten wimmelten geschäftig um sie herum.
    »Wir kommen hier gut zurecht«, sagte sie. »Deshalb möchte ich, dass du einen kleinen Spaziergang machst. Sieh dich ein bisschen um. Neagley ist bereits da draußen unterwegs. Du weißt, worauf du achten musst.«
    »Fühlt sich gut an, oder?«, fragte er.
    »Was?«
    »Etwas wirklich gut zu machen«, sagte er. »Verantwortung zu übernehmen.«
    »Glaubst du, dass ich’s gut mache?«
    »Du bist die Beste«, erwiderte er. »Die Vorbereitungen laufen wie am Schnürchen. Armstrong kann sich glücklich schätzen.«
    »Hoffentlich.«
    »Todsicher.«
    Sie lächelte verlegen, dann ging sie in ihrem Papierkram blätternd weiter. Er machte kehrt und schlenderte wieder auf die Straße hinaus. Wandte sich nach rechts und überlegte sich eine Route, auf der er sich nie weiter als eineinhalb Blocks von dem Obdachlosenasyl entfernte.
    An der Ecke standen Cops und schon die ersten Anwärter auf das kostenlose Mittagessen. Fünfzig Meter weiter bereiteten zwei Fernsehteams ihre Übertragungswagen für die Sendung vor. Teleskopmasten wurden hydraulisch ausgefahren, Satellitenschüsseln rotierten. Techniker rollten armdicke Kabel aus und schleppten Kameras herum. Er entdeckte Bannon mit sechs Männern und einer Frau, die vermutlich die FBI-Sonderkommission bildeten. Sie waren eben eingetroffen. Bannon hatte auf der Motorhaube seines Wagens einen Stadtplan ausgebreitet, um den sich die Agenten scharten. Reacher winkte Bannon zu, wandte sich nach links und ging am Ende der hinter den

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