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Tödliche Absicht

Tödliche Absicht

Titel: Tödliche Absicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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besuchte die Schulen seiner Heimatstadt. Er war ein guter Sportler, bekam ausgezeichnete Noten. Kurz nachdem er sein Collegestudium aufgenommen hatte, starb sein Vater an einem Schlaganfall. Das Sägewerk wurde verkauft. Die Apotheke florierte weiter. Armstrong verbrachte sieben Jahre an zwei Universitäten, erst an der Cornell University im Bundesstaat New York, dann an der Stanford in Kalifornien. Dort lernte er ein Mädchen aus Bismarck kennen, das wie er Politische Wissenschaft studierte. Sie heirateten und ließen sich in North Dakota nieder, wo Armstrong seine politische Laufbahn mit einer Kandidatur für das dortige Abgeordnetenhaus begann.
    »Ich muss nach Hause«, sagte Swain. »Heute ist Thanksgiving, und ich habe Kinder. Meine Frau macht mir die Hölle heiß.«
    Reacher überflog den Rest des Sammelbands. Armstrong kandidierte erstmals für ein politisches Amt, und der Band war noch gut fünfzehn Zentimeter dick.
    »Nichts darin, was uns Sorgen machen könnte?«, fragte er.
    »Nirgends«, antwortete Swain.
    »Bleibt die Darstellung so detailliert?«
    »Sie wird noch schlimmer.«
    »Finde ich was, wenn ich die ganze Nacht weiterlese?«
    »Nein.«
    »Ist dieses ganze Material im Sommer in seinem Wahlkampf verwendet worden?«
    Swain nickte. »Klar. Das ist eine großartige Biografie. Vor allem ihretwegen ist er als Mitkandidat ausgewählt worden. Tatsächlich haben wir viele Einzelheiten erst aus dem Wahlkampf erfahren.«
    »Und Sie sind sich sicher, dass niemand durch den Wahlkampf verärgert worden ist?«
    »Ganz sicher.«
    »Worauf beruht Ihr Gefühl? Wer hasst Armstrong so erbittert – und weshalb?«
    »Weiß ich nicht so genau«, erwiderte Swain. »Es ist nur so ein Gefühl.«
    Reacher nickte. »Okay«, sagte er. »Fahren Sie heim.«
    Swain verschwand hastig, und Reacher blätterte den noch verbleibenden Teil der Biografie durch. Neagley befasste sich mit dem umfangreichen Quellenmaterial. Nach ungefähr einer Stunde gaben sie auf.
    »Schlussfolgerung?«, fragte Neagley.
    »Swain hat einen sehr langweiligen Job«, antwortete Reacher.
    Sie lächelte. »Einverstanden«, sagte sie.
    »Aber eine Sache fällt mir immer wieder auf. Nicht etwas, das da ist, sondern etwas, das nicht da ist. Wahlkämpfe sind zynisch, nicht? Diese Leute benützen einfach alles, was sie in gutem Licht erscheinen lässt. Nehmen wir zum Beispiel seine Mutter. Wir erfahren unendlich viele Details über ihr Studium und ihre eigene Apotheke. Warum?«
    »Weil das berufstätige Frauen und kleine Geschäftsleute anspricht.«
    »Okay. Und dann werden wir über ihre Krankheit auf dem Laufenden gehalten. Warum?«
    »Damit Armstrong als fürsorglicher Sohn dasteht. Sehr pflichtbewusst und auf traditionelle Werte achtend. Es macht ihn menschlich. Und es lässt seine Aussagen zur Gesundheitspolitik authentischer erscheinen.«
    »Und wir lesen alle möglichen Dinge über das Sägewerk seines Vaters.«
    »Wieder etwas für die Businesslobby. Und es spricht Umweltfragen an. Du weißt schon, Bäume, Holzeinschlag, nachhaltige Nutzung und so weiter. Armstrong kann behaupten, darin praktische Erfahrung zu haben. Er kennt sich in diesem Geschäft aus – wenn auch nur indirekt, durch seinen Vater.«
    »Genau«, bestätigte Reacher. »Wie die Fragestellung auch lautet, welche Wählerschichten auch angesprochen werden sollen, sie finden immer einen Knochen, den sie hinwerfen können.«
    »Und?«
    »Sie haben den Militärdienst seines Vaters ausgespart. In der Regel greifen sie solches Zeug im Wahlkampf begierig auf. War dein Vater in der Army, würdest du’s normalerweise lauthals verkünden, um damit ein ganzes Bündel weiterer Themen abzudecken. Aber hier fehlen sämtliche Einzelheiten. Er ist Soldat geworden und dann entlassen worden. Mehr erfahren wir nicht. Siehst du, was ich meine? Überall anders ertrinken wir in Details, nur hier nicht. Das fällt auf, finde ich.«
    »Sein Vater ist schon lange tot.«
    »Spielt keine Rolle. Wäre damit etwas rauszuholen gewesen, hätten sie seine Dienstzeit ausgeschlachtet. Und wieso ist er aus medizinischen Gründen entlassen worden? Hätte er eine Verwundung erlitten, hätten sie etwas daraus gemacht, das steht fest. Sogar aus einem Unfall in der Ausbildung. Sie hätten den Mann als großen Helden hingestellt. Und weißt du was? Ich mag keine Entlassungen aus medizinischen Gründen, die nicht näher erklärt werden. Das bringt einen ins Grübeln, stimmt’s?«
    »Klar, aber es kann keinen Zusammenhang geben.

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