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Tödliche Absicht

Tödliche Absicht

Titel: Tödliche Absicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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seinem Reihenhaus in Georgetown vorübergehend als Strohwitwer. Froelich beorderte ihre besten Agenten in das Team, das den Vizepräsidenten zu schützen hatte, und schärfte allen höchste Wachsamkeit ein.
    Vier Secret-Service-Agenten hielten sich Tag und Nacht bei ihm im Haus auf, und vier städtische Cops in zwei Fahrzeugen standen ständig vor und hinter dem Haus Posten. Eine Limousine des Secret Service holte ihn jeden Morgen ab und brachte ihn, von dem so genannten »Gun Car« eskortiert, ins Senatsgebäude. Zu Beginn und Ende jeder Fahrt fand der übliche effiziente Transfer über den Gehsteig statt. Danach blieben drei Agenten den ganzen Tag über in Armstrongs Nähe. Seine persönliche Leibwache: drei große Männer in dunklen Anzügen, weißen Hemden, dezenten Krawatten, auch im November mit Sonnenbrille. Sie umgaben ihn unauffällig, lächelten niemals, behielten sein Umfeld im Auge und veränderten ihre Positionen ständig, um maximalen Schutz zu gewährleisten. Manchmal konnte Armstrong leise Stimmen hören, die aus ihren Ohrhörern drangen. Jeder der drei Agenten trug ein Mikrofon am Handgelenk und eine Pistole unter dem Jackett. Der Aufwand war beeindruckend, aber er wusste auch, dass ihm im Senatsgebäude keine wirkliche Gefahr drohte. Draußen hielten städtische Cops Wache, drinnen kontrollierte der eigene Sicherheitsdienst. Alle Ein- und Ausgänge waren mit Metalldetektoren gesichert, und die einzigen Leute, mit denen er Umgang pflegte, waren Abgeordnete oder Senatoren und ihre Mitarbeiter, die sich schon etlichen Sicherheitsüberprüfungen hatten unterziehen müssen.
    Aber Froelich sah die Sache nicht so gelassen wie er. Sie hielt in Georgetown und auf dem Kapitol Ausschau nach Reacher, ohne eine Spur von ihm zu entdecken. Er war nicht da. Auch sonst ließ sich niemand blicken, der Anlass zur Sorge hätte geben können. Diese Tatsache hätte sie beruhigen sollen, aber das tat sie nicht.
    Der erste Empfang für Geldgeber, die mittlere Beträge gespendet hatten, fand am Donnerstagabend im Ballsaal eines Hauses einer großen Hotelkette statt. Das gesamte Gebäude wurde nachmittags mit Spürhunden abgesucht, und städtische Cops bezogen in seinem Innern Schlüsselpositionen, auf denen sie ausharren würden, bis Armstrong viele Stunden später das Hotel verließ. Froelich postierte zwei Secret-Service-Agenten am Eingang, sechs in der Hotelhalle und acht im Ballsaal selbst. Weitere vier sicherten die Ladezone hinter dem Hotel, über die Armstrong hereinkommen würde. Unauffällige Videokameras überwachten die gesamte Hotelhalle und den Ballsaal, und jede hatte ihren eigenen Recorder. Alle Recorder hingen an einem zentralen Zeitsignalgenerator, sodass die gesamte Veranstaltung in Echtzeit aufgezeichnet werden würde.
    Die Gästeliste umfasste tausend Namen. Novemberwetter bedeutete, dass die Gäste nicht auf dem Gehsteig Schlange stehen konnten, während der Rahmen der Veranstaltung erforderte, dass die Sicherheitsmaßnahmen unauffällig waren; deshalb wurde das im Winter übliche Standardverfahren angewandt: Die Gäste wurden sofort von der Straße geholt und durch einen am Eingang aufgestellten Metalldetektor in die Hotelhalle geschleust. Dort schoben sie sich langsam bis zum Eingang des Ballsaals vor. Sobald sie ihn erreichten, wurden ihre gedruckten Einladungen kontrolliert, und sie mussten einen Lichtbildausweis vorzeigen. Die Einladungen wurden kurz mit der Schrift nach unten auf eine Glasscheibe gelegt und dann als Souvenir zurückgegeben. Unter dem Glas befand sich eine Videokamera, die dasselbe Zeitsignal wie die anderen erhielt, sodass Namen und Gesichter in der Videoaufzeichnung permanent miteinander gekoppelt waren. Anschließend gingen sie durch einen zweiten Metalldetektor und in den Ballsaal. Froelichs Agenten waren ernst, aber freundlich und erweckten den Eindruck, als schützten sie die Gäste vor irgendeiner nicht näher bezeichneten Gefahr, statt Armstrong vor ihnen zu schützen.
    Froelich verbrachte ihre Zeit damit, die Videomonitore anzustarren und Ausschau nach verdächtigen Gesichtern zu halten. Sie entdeckte keine, machte sich aber trotzdem weiter Sorgen. Auch von Reacher war keine Spur zu sehen. Sie wusste nicht, ob sie deswegen erleichtert sein oder sich darüber ärgern sollte. Macht er ’ s, oder macht er ’ s nicht? Sie überlegte, ob sie schummeln und seine Personenbeschreibung an ihr Team verteilen sollte. Aber sie ließ es dann doch bleiben. Egal, ob wir gewinnen oder

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