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Tödliche Absicht

Tödliche Absicht

Titel: Tödliche Absicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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schlanken Porzellanvase. Das Zimmer entsprach dem Standard eines besseren City-Hotels. Zwei französische Betten, geblümte Vorhänge, nichts sagende Lithografien an den Wänden, ein Tisch, zwei Stühle, ein Schreibtisch mit einem komplizierten Telefon, ein Sideboard mit einem Fernseher, eine Verbindungstür zum Zimmer nebenan. Reacher saß auf dem vorderen Bett. Zu einer schwarzen Bomberjacke trug er ein schwarzes T-Shirt, schwarze Jeans und schwarze Schuhe. Er hatte einen Ohrhörer im Ohr und ein ziemlich gut gefälschtes Secret-Service-Abzeichen an seiner Jacke. Er war frisch rasiert und trug sein sehr kurz geschnittenes Haar sorgfältig gescheitelt.
    »Was haben Sie für mich?«, fragte sie.
    »Später«, sagte er.
    Der Zimmerkellner stellte das Tablett auf den Tisch und verließ wortlos den Raum. Froelich sah ihm nach, bis sie das Türschloss klicken hörte, und wandte sich dann erneut Reacher zu. Musterte ihn nachdenklich.
    »Sie sehen genau wie einer von uns aus«, stellte sie fest.
    »Sie schulden mir einen Haufen Geld«, sagte er.
    »Zwanzig Riesen?«
    Er lächelte. »Den größten Teil davon. Man hat Sie darüber informiert?«
    Sie nickte. »Aber wozu ein Bankscheck? Das war mir rätselhaft.«
    »Nicht mehr lange.«
    Er stand auf, trat an den Tisch, nahm die Tassen und schenkte Kaffee ein.
    »Sie haben den Zimmerservice genau rechtzeitig bestellt«, sagte sie.
    Er lächelte wieder. »Ich wusste, wo Sie waren und dass Sie mit dem Auto zurückfahren würden. Heute am Sonntag ist nicht viel Verkehr, da war die voraussichtliche Ankunftszeit leicht auszurechnen.«
    »Was haben Sie mir also Dringendes mitzuteilen?«
    »Dass Sie gut sind«, sagte er. »Dass Sie wirklich sehr gut sind und ich nicht glaube, dass jemand bessere Arbeit leistet als Sie.«
    Sie verzog das Gesicht. »Aber?«
    »Aber Sie sind nicht gut genug. Sie müssen akzeptieren, dass dieser Jemand, der dort draußen lauert, einfach reinmarschieren und den Job erledigen könnte.«
    »Ich habe nie gesagt, dass dort draußen jemand lauert.«
    Er schwieg.
    »Geben Sie mir einfach die Informationen, Reacher.«
    »Dreieinhalb«, sagte er.
    »Dreieinhalb was? Von zehn?«
    »Nein, Armstrong ist dreieinhalb Mal tot.«
    Sie starrte ihn an. »Schon?«
    »Das ist meine Bewertung«, antwortete er.
    »Was meinen Sie mit einem halben Mal?«
    »Dreimal eindeutig, einmal möglicherweise.«
    Sie machte auf halbem Weg zum Tisch Halt und blieb verwirrt stehen.
    »In fünf Tagen ?«, fragte sie. »Wie? Wo versagen wir?«
    »Trinken Sie einen Kaffee«, sagte er.
    Sie bewegte sich wie ein Roboter auf den Tisch zu. Reacher reichte ihr eine Kaffeetasse. Sie nahm sie und wich bis ans Bett zurück. Die Tasse klirrte auf der Untertasse.
    »Zwei grundsätzliche Strategien«, erklärte Reacher. »Wie im Kino – John Malkovich oder Edward Fox. Haben Sie diese Filme gesehen?«
    Sie nickte mit ausdrucksloser Miene. »Wir lassen einen Mann alle Filme überwachen. In der Abteilung Personenschutzforschung. Er analysiert sämtliche Attentatsfilme. John Malkovich hat in Die zweite Chance an der Seite von Clint Eastwood gespielt.«
    »Und mit René Russo«, sagte Reacher. »Sie war ziemlich gut.«
    »Edward Fox war Hauptdarsteller in Der Schakal, aber dieser Film ist schon älter.«
    Reacher nickte. »John Malkovich wollte den Präsidenten der Vereinigten Staaten ermorden, und Edward Fox hatte es auf den französischen Staatspräsidenten abgesehen. Zwei fähige Attentäter, die allein gearbeitet haben. Aber in einem Punkt waren sie grundsätzlich verschieden. John Malkovich wusste, dass er das Attentat nicht überleben, dass er eine Sekunde nach dem Präsidenten sterben würde. Dagegen wollte Edward Fox nach dem Anschlag lebend entkommen.«
    »Aber er hat’s nicht geschafft.«
    »Das war ein Film, Froelich. Musste so ausgehen. In Wirklichkeit hätte er mühelos entkommen können.«
    »Also?«
    »Also haben wir zwei Strategien zu berücksichtigen. Ein Selbstmordattentat aus nächster Nähe oder einen sauberen Job aus größerer Entfernung.«
    »Das wissen wir längst. Wie gesagt, haben wir einen Mann darauf angesetzt. Wir bekommen Transkriptionen, Analysen, Memos, Positionspapiere. Tauchen neue Sachen auf, reden wir manchmal mit den Drehbuchautoren. Wir wollen wissen, woher sie ihre Ideen haben.«
    »Und was lernen Sie daraus?«
    Sie zuckte mit den Schultern und nahm einen Schluck Kaffee. Er sah, wie sie überlegte.
    » Der Schakal hat uns beeindruckt, glaube ich«, antwortete sie.

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