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Tödliche Absicht

Tödliche Absicht

Titel: Tödliche Absicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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Sie ist durch zwei Metalldetektoren gegangen.«
    Reacher griff in seine Jackentasche und zog einen schmalen braunen Gegenstand heraus.
    »Wissen Sie, was das ist?«
    Das Ding sah wie ein Taschenmesser aus, ungefähr zehn Zentimeter lang, mit leicht gekrümmten Griffschalen. Als er auf einen Knopf drückte, schnappte eine braun gefleckte Klinge heraus.
    »Zu hundert Prozent aus Keramikmaterial«, erklärte er. »Im Prinzip das gleiche Zeug wie eine Badezimmerkachel. Härter als alles – mit Ausnahme von Diamanten. Jedenfalls härter und schärfer als Stahl. Und Metalldetektoren sprechen nicht darauf an. Die Frau hätte dieses Ding in ihrer linken Hand halten können. Sie hätte Armstrong damit vom Bauchnabel bis zum Kinn aufschlitzen können. Oder ihm die Kehle durchschneiden. Oder es ihm ins Auge stoßen.«
    Er hielt ihr die Waffe hin. Froelich griff danach, betrachtete sie von allen Seiten.
    »Wird von einer Firma Böker hergestellt«, sagte Reacher. »In der deutschen Stadt Solingen. Diese Dinger sind teuer, aber relativ leicht erhältlich.«
    Froelich zuckte mit den Schultern. »Okay, Sie haben also ein Messer gekauft. Das beweist gar nichts.«
    »Dieses Messer war am Donnerstagabend hier im Ballsaal. Die Frau hat es mit stoßbereiter Klinge in ihrer Tasche umklammert gehalten, während sie Armstrong die Hand schüttelte und ihn zu sich heranzog. Dabei war sein Bauch keine zehn Zentimeter von der Klinge entfernt.«
    Froelich starrte ihn an. »Im Ernst? Wer war sie?«
    »Sie war eine Parteigängerin namens Elizabeth Wright – aus Elizabeth, New Jersey. Sie hat viertausend Dollar für den Wahlkampf gespendet, je einen Tausender in ihrem Namen, im Namen ihres Mannes und im Namen ihrer beiden Kinder. Sie hat einen Monat lang Wurfsendungen eingetütet, in ihrem Vorgarten ein großes Plakat aufgestellt und am Wahltag alle Freunde und Bekannten angerufen, um sie daran zu erinnern, unbedingt zur Wahl zu gehen.«
    »Wozu sollte sie dann ein Messer mitnehmen?«
    »Nun, in Wirklichkeit hat sie’s nicht getan.«
    Er stand auf und trat an die Verbindungstür. Öffnete sie auf seiner Seite und klopfte laut ans zweite Türblatt.
    »Okay, Neagley!«, rief er.
    Die innere Tür ging auf, und eine Frau kam aus dem anderen Zimmer herüber. Sie war um die Ende dreißig, mittelgroß und schlank, trug Jeans und ein weiches graues Sweatshirt. Sie hatte schwarze Haare, dunkle Augen, ein strahlendes Lächeln. Ihre ganze Art, sich zu bewegen, und die Sehnen ihrer Handgelenke verrieten, dass sie viel Zeit im Fitnessstudio verbrachte.
    »Sie sind die Frau auf dem Video«, sagte Froelich.
    Reacher lächelte. »Frances Neagley, dies ist M. E. Froelich. M. E. Froelich, dies ist Frances Neagley.«
    »Emmy?«, fragte Frances Neagley. »Wie der Fernsehpreis?«
    »Anfangsbuchstaben«, erklärte Reacher ihr.
    Froelich starrte ihn an. »Wer ist sie?«
    »Der beste Master Sergeant, mit dem ich je zusammengearbeitet habe. Ausgewiesene Expertin für sämtliche Nahkampfarten, die Sie sich nur vorstellen können. Mir macht sie jedenfalls Heidenangst. Sie ist ungefähr gleichzeitig mit mir entlassen worden. Arbeitet als Sicherheitsberaterin in Chicago.«
    »Chicago«, wiederholte Froelich. »Deshalb ist der Scheck dorthin gegangen.«
    Reacher nickte. »Sie hat alles bezahlt, weil ich weder Kreditkarte noch Scheckbuch besitze. Was Sie vermutlich längst wissen.«
    »Okay, was ist mit Elizabeth Wright aus New Jersey passiert?«
    »Ich habe diese Klamotten gekauft«, sagte Reacher. »Oder vielmehr haben Sie sie für mich gekauft. Und diese Schuhe. Auch die Sonnenbrille. Meine Version von Secret-Service-Arbeitskleidung. Ich bin zum Friseur gegangen. Habe mich jeden Morgen rasiert. Ich wollte glaubwürdig wirken. Dann habe ich am Donnerstag hier auf dem Flughafen ein paar Flüge aus Newark abgewartet, die Fluggäste beobachtet, mich an Ms. Wright rangemacht und ihr erklärt, ich sei ein Secret-Service-Agent, in Washington sei ein Sicherheitschaos ausgebrochen und sie solle mitkommen.«
    »Woher haben Sie gewusst, dass sie zum Empfang wollte?«
    »Das wusste ich nicht. Ich habe mir alle Frauen angesehen und versucht, sie nach ihrem Aussehen und ihrem Gepäck zu beurteilen. War nicht einfach. Elizabeth Wright war die sechste Frau, die ich angesprochen habe.«
    »Und sie hat Ihnen geglaubt?«
    »Ich konnte einen überzeugenden Dienstausweis vorlegen. Diesen Ohrstöpsel hatte ich im Radio Shack gekauft, für zwei Dollar. Inklusive Elektrokabel, das oben in meiner

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