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Tödliche Absicht

Tödliche Absicht

Titel: Tödliche Absicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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recht«, wiederholte Neagley.
    »Nicht überzeugend?«, fragte Reacher.
    »Keineswegs. Aber wen haben wir sonst?«
    »Niemanden.«
    Er schaltete wieder auf schnellen Rücklauf und starrte das leere Büro auf dem Bildschirm an, bis er bei acht Uhr abends angelangt war. Die Sekretärin stand vom Schreibtisch auf, streckte den Kopf in Stuyvesants Büro und ging nach Hause. Er spulte das Video bis zu 19.31 Uhr zurück und beobachtete, wie Stuyvesant das Büro verließ.
    »Okay«, sagte er dann. »Die Raumpfleger waren es. Aus eigenem Antrieb?«
    »Das bezweifle ich sehr.«
    »Von wem hatten sie also den Auftrag?«
    Sie gingen zu Nendick in den Aufenthaltsraum und teilten ihm mit, dass sie fertig seien, damit er seinen Raum mit den Videorecordern wieder in Ordnung bringen konnte. Dann machten sie sich auf die Suche nach Froelich, die sie an ihrem Schreibtisch vorfanden, wo sie telefonierte, um Brook Armstrongs Rückflug von Camp David zu koordinieren.
    »Wir müssen mit den Raumpflegern reden«, sagte Reacher.
    »Jetzt?«, fragte Froelich.
    »Dies ist die beste Zeit. Vernehmungen spätnachts sind immer am effektivsten.«
    Sie erwiderte seinen Blick verständnislos. »Okay. Dann fahre ich Sie hin.«
    »Sie sollten lieber hier bleiben«, meinte Neagley.
    »Warum?«
    »Wir haben unsere militärischen Methoden. Vielleicht wollen wir ihrem Gedächtnis ein wenig handgreiflich auf die Sprünge helfen.«
    Froelich starrte sie an. »Das dürfen Sie nicht! Die drei sind ebenso Angestellte des Departments wie ich.«
    »Sie macht nur Spaß«, beruhigte sie Reacher. »Aber diese Leute reden vielleicht offener mit uns, wenn niemand aus dem Department dabei ist.«
    »Okay, dann warte ich draußen. Aber ich komme auf jeden Fall mit.«
    Sie beendete ihre Telefongespräche, räumte ihren Schreibtisch auf und fuhr mit den beiden in die Tiefgarage. Sie stiegen in den Suburban. Reacher schloss während der zwanzigminütigen Fahrt die Augen. Er war müde. Sechs Tage schwerer Arbeit lagen hinter ihm. Als der Wagen hielt, fand Reacher sich in einem heruntergekommenen Wohnviertel mit Autowracks und Metallzäunen wieder. Hier und dort war der orangerote Lichtschein von Straßenlaternen zu sehen. Aus dem geflickten Asphalt des Gehsteigs spross Unkraut. Ein paar Straßen entfernt war das Wummern der Stereoanlage eines vorbeifahrenden Autos zu hören.
    »Da wären wir«, sagte Froelich. »Nummer 2301.«
    Die Nummer 2301 war die linke Hälfte eines Doppelhauses. Ein einstöckiges Holzhaus mit paarweise angeordneten Haustüren in der Mitte und Fenstern links und rechts davon. Ein niedriger Maschendrahtzaun begrenzte den Vorgarten, dessen Rasen fast ganz vertrocknet war. Hier gab es weder Büsche noch Sträucher oder Blumen. Trotzdem wirkte der Vorgarten gepflegt. Nirgends lag Müll herum. Die zur Haustür hinaufführenden Stufen waren sauber gekehrt.
    »Ich warte hier im Wagen«, sagte Froelich.
    Reacher und Neagley stiegen aus. Die Nachtluft war kalt. Sie betraten den Vorgarten durch ein niedriges Tor im Zaun und folgten einem von Rissen durchzogenen betonierten Fußweg zur Haustür. Reacher drückte auf den Klingelknopf und hörte im Inneren des Hauses eine Glocke schrillen. Sie warteten. Nach einer Weile vernahmen sie das Klatschen von Schritten auf dem Fußboden und das Scheppern, mit dem etwas Metallisches aus dem Weg geräumt wurde. Dann ging die Tür auf, und vor ihnen stand ein Mann. Es war eindeutig der Raumpfleger aus dem Überwachungsvideo. Sie hatten ihn sich lange genug angesehen. Ein völlig durchschnittlicher Mensch. Zu einer Baumwollhose trug er ein Sweatshirt der Redskins. Er hatte einen dunklen Teint und hohe Wangenknochen. Sein schwarz glänzendes Haar war altmodisch geschnitten, sah jedoch sehr ordentlich aus.
    »Ja?«, fragte er.
    »Wir müssen mit Ihnen über die Sache im Büro reden«, erwiderte Reacher.
    Der Mann stellte keine weiteren Fragen. Verlangte keinen Dienstausweis. Sah nur in Reachers Gesicht und stieg dann rückwärts gehend über den Gegenstand hinweg, den er zur Seite geschoben hatte, um die Haustür zu öffnen: eine Kinderwippe aus bunt lackierten Metallrohren mit kleinen Sätteln und Pferdeköpfen aus Kunststoff, durch die unterhalb der Ohren kleine Griffstangen gesteckt worden waren.
    »Kann sie nachts nicht draußen lassen«, sagte der Mann. »Würde gestohlen werden.«
    In der schmalen Diele stapelten sich in Wandregalen weitere Spielsachen. Durch die offene Küchentür waren bunte Kinderzeichnungen auf der

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