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Tödliche Absicht

Tödliche Absicht

Titel: Tödliche Absicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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Froelich. »Morgen findet ein weiterer Empfang für Wahlspender statt.«
    Stuyvesant schwieg einen Augenblick.
    »Was schlagen Sie also vor?«, fragte er sie.
    »Wir müssen absagen«, antwortete Froelich.
    »Nein, ich rede von langfristiger Strategie«, erklärte Stuyvesant. »Und wir dürfen nicht eine Veranstaltung absagen. Wir können nicht einfach aufgeben und zugeben, dass wir unsere Politiker nicht beschützen können.«
    »Sie müssen durchhalten«, meinte Reacher. »Angekündigt ist nur eine Demonstration. Um Sie zu verunsichern. Ich vermute, dass sie Armstrong bewusst ausklammern wird. Das Ziel dürfte ein Ort sein, an dem er schon einmal war oder den er demnächst aufsuchen wird.«
    »Zum Beispiel?«, fragte Froelich.
    »Vielleicht sein Haus«, erwiderte Reacher. »Hier oder in Bismarck. Sein Büro. Irgendwo sonst. Die Demonstration wird theatralisch ausfallen – wie diese Mitteilungen. Etwas Spektakuläres an einem Ort, an dem Armstrong sich gerade aufgehalten hat oder demnächst sein wird. Der Kerl hat eine Demonstration versprochen und wird Wort halten, aber ich vermute, dass der nächste Schritt parallel dazu erfolgt. Wozu sonst hätte er seine Drohung so formulieren sollen? Wozu sonst eine Demonstration ankündigen? Warum nicht einfach schreiben: ›Armstrong, Sie werden heute sterben‹?«
    Froelich gab keine Antwort.
    »Wir müssen diesen Mann identifizieren«, sagte Stuyvesant. »Was wissen wir über ihn?«
    Schweigen.
    »Nun, lassen Sie uns realistisch sein«, entgegnete Reacher. »Es handelt sich nicht um ihn, sondern um sie ; denn wir haben es mit einem Team zu tun. Hier arbeiten zwei Leute zusammen.«
    »Das ist eine Vermutung«, sagte Stuyvesant.
    »Das hätten Sie gern«, antwortete Reacher. »Meine Behauptung lässt sich beweisen.«
    »Wie?«
    »Mich hat von Anfang an gestört, dass die Briefe einen Daumenabdruck und Talkumspuren von Latexhandschuhen aufwiesen. Wozu sollte er zweigleisig fahren? Seine Fingerabdrücke sind entweder gespeichert – oder sie sind es nicht. Aber es sind zwei Leute. Dem Kerl mit dem Daumenabdruck sind nie die Fingerabdrücke abgenommen worden, dem anderen mit den Handschuhen hingegen schon. Wir können von zwei Leuten ausgehen.«
    Stuyvesant sah sehr müde aus. Es war fast zwei Uhr morgens.
    »Eigentlich sind wir jetzt überflüssig«, stellte Neagley fest. »Dies sind keine internen Ermittlungen mehr. Der Fall ist öffentlich geworden.«
    »Nein«, widersprach Stuyvesant. »Sie bleiben intern, solange noch etwas von den Raumpflegern in Erfahrung zu bringen ist. Sie müssen sich mit diesen Leuten getroffen haben und wissen, wer sie sind.«
    Neagley zuckte mit den Schultern. »Sie haben ihnen Anwälte gestellt. Das macht alles sehr schwierig.«
    »Das ist gesetzlich vorgeschrieben. Sie wurden verhaftet. Der sechste Verfassungszusatz bestimmt, dass sie darauf Anspruch haben«, entgegnete Stuyvesant.
    »Richtig«, stimmte Neagley zu. »Aber gibt’s auch eine gesetzliche Regelung für den Fall, dass der Vizepräsident vor seiner Amtseinführung ermordet wird?«
    »Ja, die gibt’s«, ergriff Froelich bedrückt das Wort. »Im zwanzigsten Verfassungszusatz. Der Kongress wählt einen anderen.«
    Neagley nickte. »Nun, dann ist zu hoffen, dass die Nachfolgerliste steht.«
    Schweigen.
    »Sie sollten das FBI einschalten«, schlug Reacher vor.
    »Das werde ich«, antwortete Stuyvesant. »Sobald wir Namen haben. Nicht vorher.«
    »Es hat die Drohbriefe bereits zu Gesicht bekommen.«
    »Nur im Labor. Beim FBI weiß die linke Hand nicht, was die rechte tut.«
    »Sie brauchen seine Unterstützung.«
    »Und die fordere ich an, wenn wir die Namen kennen. Ich werde sie dem FBI auf einem Silbertablett überreichen. Aber ich verrate nicht, woher wir sie haben und dass wir intern kompromittiert wurden. Und ich denke nicht im Traum daran, das FBI einzuschalten, während wir noch intern kompromittiert sind .«
    »Ist das wirklich so wichtig?«
    »Soll das ein Witz sein? Die CIA hatte ein Problem mit diesem Ames. Erinnern Sie sich noch? Das FBI hat Wind davon bekommen und sich jahrelang heimlich darüber amüsiert. Dann hatte es selbst Probleme mit Hanssen und war plötzlich nicht mehr obenauf. Wir spielen in der Oberliga, Reacher. Im Augenblick ist der Secret Service mit großem Abstand die Nummer eins. Wir haben in unserer gesamten Geschichte erst eine Niederlage hinnehmen müssen – und die liegt schon fast vierzig Jahre zurück. Wir denken nicht daran, unseren Spitzenplatz nur so

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