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Tödliche Absicht

Tödliche Absicht

Titel: Tödliche Absicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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in Ordnung?«
    »Ja«, antwortete sie. »Alles okay.«
    Reacher schwieg.
    »Wir haben uns getrennt, weißt du«, begann sie wieder. »Ein Jahr vor seinem Tod. Ich bin nicht seine untröstliche Witwe oder so was.«
    Er sagte nichts.
    »Und du bist auch nicht gerade sein trauernder Bruder. Du hast ihn kaum gekannt.«
    »Nimmst du mir das übel?«
    Sie nickte. »Er war einsam. Er hätte jemanden gebraucht. Ja, ich nehme dir das ein wenig übel.«
    »Sicher längst nicht so sehr wie ich mir selbst.«
    Sie äußerte sich nicht dazu. Hob nur die Hand und warf einen Blick auf ihre Armbanduhr.
    Das war eine seltsame Geste, und unwillkürlich sah er selbst auf seine Uhr. Der Sekundenzeiger sprang gerade auf einundzwanzig Uhr dreißig.
    Ihr Handy klingelte in ihrer in der Diele liegenden Handtasche. In der Stille klang es unnatürlich laut.
    »Ein Anruf von meinen Leuten«, erklärte sie. »Aus Armstrongs Haus.«
    Sie ging in die Diele hinaus und nahm den Anruf entgegen. Klappte das Handy wortlos wieder zu.
    »Alles ruhig«, sagte sie. »Sie haben Anweisung, mich jede Stunde anzurufen.«
    Er nickte. Sie vermied, ihn anzusehen. Der magische Augenblick war vorüber.
    »Wieder chinesisch?«, fragte sie.
    »Klar«, sagte er. »Das Gleiche wie letztes Mal.«
    Sie gab telefonisch die Bestellung auf und verschwand nach oben, um zu duschen. Er wartete im Wohnzimmer und nahm das Essen entgegen, als es geliefert wurde. Als sie wieder nach unten kam, setzten sie sich zum Essen an den Küchentisch. Anschließend kochte sie Kaffee, den sie wortlos tranken. Pünktlich um zweiundzwanzig Uhr dreißig klingelte das Handy erneut. Das Gespräch war kurz.
    »Alles ruhig«, sagte sie, »bis jetzt.«
    »Hör auf, dir Sorgen zu machen«, sagte er. »In seinem Haus wäre er nur durch einen Luftangriff zu erledigen.«
    Sie lächelte. »Erinnerst du dich an Harry Truman?«
    »Mein Lieblingspräsident«, entgegnete Reacher. »Nach allem, was ich über ihn weiß.«
    »Unserer auch«, meinte sie. »Nach allem, was wir über ihn wissen. Irgendwann um 1950 wurden seine Räume im Weißen Haus renoviert, und er war auf der anderen Seite der Pennsylvania Avenue im Blair House einquartiert. Zwei Männer wollten ihn dort ermorden. Einer wurde von den Cops auf der Straße erschossen, aber der andere hat’s geschafft, bis zu seiner Tür vorzudringen. Unsere Leute mussten Truman von dem Attentäter wegziehen, weil der ihm die Waffe wegnehmen und sie ihm in den Arsch rammen wollte.«
    »Typisch Truman!«
    »Allerdings. Und das ist nicht die einzige Story über ihn.«
    »Würde Armstrong auch so reagieren?«
    »Vielleicht. Je nach Stimmung. Er ist nicht aggressiv, aber auch kein Feigling. Ich hab ihn schon sehr zornig erlebt.«
    »Und er sieht ziemlich taff aus.«
    Froelich nickte. Sah auf ihre Armbanduhr. »Wir sollten ins Büro fahren. Kontrollieren, ob irgendwo anders was passiert ist. Ruf Neagley an, während ich hier aufräume. Sag ihr, dass wir sie in zwanzig Minuten abholen.«
    Sie trafen um dreiundzwanzig Uhr fünfzehn wieder in Froelichs Büro ein. Es waren keine Nachrichten eingegangen. Nichts vom Metro Police Department, nichts aus North Dakota, nichts vom FBI. Bei der Datenbank des National Crime Information Center kamen weiter im Sekundentakt Meldungen herein. Froelich durchforstete die Tagesmeldungen. Sie fand nichts Interessantes. Um halb zwölf klingelte ihr Handy. In Georgetown war alles still und friedlich. Sie sah wieder auf ihren Bildschirm. Las weitere Tagesmeldungen. Der Montagabend wurde zum Dienstagmorgen. Stuyvesant tauchte wie schon am Tag zuvor plötzlich wortlos an der Tür auf und blieb dort stehen, da es außer Froelichs Stuhl keinen anderen im Raum gab. Reacher saß wieder auf dem Boden. Neagley lehnte an einem Aktenschrank.
    Zehn Minuten später rief Froelich die Washingtoner Cops an. Nichts. Auch vom FBI im Hoover Building erfuhr sie, dass bis Mitternacht an der Ostküste nichts Bedeutsames passiert war. Sie wandte sich wieder dem Bildschirm zu. Las einzelne Meldungen vor, aber keiner der Anwesenden konnte daraus irgendeine Bedrohung für Armstrong entnehmen. Der Uhrzeiger sprang auf eins. Mitternacht im Mittleren Westen. Froelich rief die Polizei in Bismarck an. Nichts. Sie kontaktierte die North Dakota State Police. Nichts. Sie versuchte es erneut mit dem FBI. Auch nichts. Schließlich legte sie den Hörer auf und schob ihren Stuhl zurück.
    »Okay, das war’s«, sagte sie. »Nichts passiert.«
    »Ausgezeichnet«, sagte

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