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Tödliche Aktien

Titel: Tödliche Aktien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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war offenkundig, daß wir direkt auf eine Konfrontation zusteuerten, wenn ich noch mehr Fragen zum Projekt Plattform stellte. Aber innerlich kochte ich, weil er nicht mit der Sprache herausrücken wollte.
    Endlich hörte er mit seiner Herumrennerei auf und setzte sich. »Wie kommen Sie hier ohne Richard klar?«
    Eine heikle Frage, aber sie war mir schon von anderen Kunden gestellt worden, und ich hatte inzwischen eine befriedigende Antwort gefunden.
    »Sein Tod war natürlich ein schwerer Schlag für das Unternehmen«, begann ich. »Aber wie Sie wissen, haben wir hier sehr fähige Leute. Auf technischem Gebiet war Rachel fast in alles eingeweiht, was Richard tat. Und David Baker hat ausgezeichnete Beziehungen zu unseren Kunden.«
    »Und was ist mit der Leitung? Jedes Unternehmen braucht jemanden, der die Entscheidungen trifft.«
    »Das ist mein Job. Und ich darf sagen, daß ich hier von allen Seiten unterstützt werde.« Das wurde ich wirklich. Obwohl es zahllose Probleme gab, hatte ich das Gefühl, gut mit den Leuten zurechtzukommen. Sie schienen mir zu vertrauen und mich zu akzeptieren.
    »So, so.« Jenson war nicht überzeugt. Er lehnte sich zurück. »Richard hat hier eine großartige Firma aufgebaut. Ich hoffe, Sie machen sie nicht kaputt.«
    »Keine Sorge!« Ich hielt seinem Blick stand. »Hier bleibt alles beim alten.«
    Eine Augenblick schwieg Jenson. Dann stand er auf und ging zur Tür. »Hat mich sehr gefreut, Sie kennenzulernen, Mark. Und wieder mal mit Ihnen zu reden, Rachel.« Er lächelte sie an. Wir begleiteten ihn zum Empfang. An der Tür blieb er stehen. »Vorhin bin ich da draußen an einer Art Demonstration vorbeigekommen.«
    Ich erstarrte.
    »Sie schrien was von einem jungen Burschen, der nach einem VR-Spiel sein Motorrad um einen Baum gewickelt hat. Wissen Sie was darüber?«
    Ich nickte. »Es gibt keinen Beweis dafür, daß VR wirklich an seinem Tod schuld ist.«
    »Gut«, sagte Jenson, »denn sonst wär’ das ziemlich schlechte Reklame für uns alle, meinen Sie nicht?«
    Damit entschwand er.
    »Puh«, sagte ich. »Ist der verrückt?«
    »Irgendwie schon«, sagte Rachel. »In der Branche streitet man darüber, ob es klinisch ist oder nicht. Aber er läßt keinen Psychiater lange genug an sich heran, um es herauszufinden.«
    »Und was sollte das mit Sun Tsu?«
    »Ach, Carl fährt auf jeden Modequatsch ab. Eigentlich kommt er aus New York, hält sich aber für ’nen echten Silicon-Valley-Unternehmer. Aber lassen Sie sich nicht täuschen. Bei allem Scheiß, den er redet, weiß er genau, was er will.«
    »Das will ich gern glauben. Wird er zahlen?«
    »Klar. Wir sind im Zeitplan.«
    »Gut. Hören Sie, Rachel. Egal, was es mit diesem Projekt Plattform auf sich hat, sehen Sie bitte zu, daß Sie es auf die Reihe kriegen.«
    »Geht klar«, sagte sie.
    Ich war müde, als ich nach Hause fuhr, müde und erschöpft. Die BOWL-Demonstration und der neueste Kurssturz unserer Aktien waren kaum dazu angetan, meine Laune zu verbessern. Und obwohl Jenson entschlossen schien, in einen Massenmarkt für VR-Produkte zu investieren, kam ich mir nach dem Treffen mit ihm ziemlich bescheuert vor. Was zum Teufel war das Projekt Plattform?
    Als ich durch die engen Gassen von Kirkhaven fuhr, war es schon dunkel. Ich parkte am Ende des Kais und stieg aus. Von der frischen Brise merkte ich wenig, weil die Straßenbiegung vor Inch Lodge ziemlich geschützt lag. Ich schloß das Auto ab und suchte nach dem Hausschlüssel.
    Plötzlich hörte ich hinter mir das schnelle Tapsen von Pfoten näher kommen. Als ich herumfuhr, sah ich gerade noch einen dunkelbraunen Körper auf mich zufliegen. Er prallte gegen meine Brust. Ich flog erst gegen die Hauswand und knallte dann so auf das Pflaster, daß ich kaum noch Luft bekam. Während ich auf dem Boden lag und keuchte, hörte ich dicht neben meinem Ohr ein heiseres Knurren und spürte heißen Atem auf meinem Gesicht. Ich blickte hoch.
    Zähne, Zunge und Speichel schwebten dicht über mir. Stocksteif blieb ich liegen und hielt den Atem an.
    »Aus, Hannibal!«
    Ich konnte den Blick nicht von dem Hund abwenden, erkannte aber Doogies Stimme. »Stehen Sie auf, Fairfax«, sagte er und versetzte mir einen leichten Tritt in die Rippen.
    Mühsam rappelte ich mich hoch.
    Der Hund stand vor – ich war das Beutetier. Obwohl nur von mittlerer Größe, war er muskulös und extrem gefährlich. Ich hatte höllischen Respekt vor ihm.
    Doogie zeigte auf meine Leistengegend.
    Der Hund kam näher, bis seine

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