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Tödliche Aktien

Titel: Tödliche Aktien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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fort war er.
    Ich vergrub den Kopf in den Händen. Elende Scheiße! Das war’s also. Unwiderruflich das Ende. FairSystems war erledigt. Kaum zwei Wochen war es her, daß ich Richards Unternehmen übernommen hatte, und schon saß ich vor einem Scherbenhaufen.
    Ich richtete mich wieder auf. Rachel saß noch immer wie vom Donner gerührt. »Haben Sie damit gerechnet?« fragte ich.
    »Nein. Ich begreif es nicht. Jenson kann uns nicht fallenlassen, wir sind viel zu wichtig für ihn.«
    »Vielleicht, aber trotzdem dreht er uns den Geldhahn zu.«
    »Machen wir nun weiter mit dem Projekt Plattform?« fragte Rachel.
    »Einen Teufel werden wir tun!« sagte ich wütend, um nach kurzem Nachdenken hinzuzufügen: »Na ja, vielleicht sollten wir daran weiterarbeiten, aber geben Sie keine Informationen mehr an Jenson raus. Geht das?«
    »Ich denke schon.«
    »Gut. Mir wäre es lieb, wenn das Projekt weiterläuft. Damit wir was vorzuweisen haben, falls Jenson es sich anders überlegt. Am liebsten würde ich nie wieder mit ihm zu tun haben, aber wahrscheinlich bleibt uns keine Wahl. Damit hat er recht – er ist unsere einzige Hoffnung. Aber ich glaube, wir sollten jetzt die anderen informieren.«
    Ein paar Minuten später waren David und Willie da. Rasch setzte ich sie von der veränderten Situation in Kenntnis.
    Willie pfiff durch die Zähne und murmelte mehrfach »Du lieber Himmel«. David wirkte ziemlich ungerührt. Ja, er schien es sogar nicht ungern zu hören.
    »Und was machen wir jetzt?« fragte Willie.
    »Was glauben Sie, wie lange halten wir ohne Jensons Geld durch?«
    Willie zog seine Prognosen hervor. »Vielleicht vier Wochen. Ich bezweifle, daß wir die Junigehälter noch zahlen können.«
    Wir hatten den neunzehnten Mai. FairSystems zahlte den Lohn immer am Fünfzehnten. Uns blieb weniger als ein Monat.

Als ich an diesem Abend nach Kirkhaven zurückkehrte, war ich total niedergeschlagen. Langsam fuhr ich den Kai entlang, von Doogie keine Spur – und, was mir noch wichtiger war, von seinem Hund auch nicht. Ich stieg aus und setzte mich auf die Kaimauer, um nachzudenken.
    Ich hatte versagt. Da gab es nichts zu beschönigen. All die Menschen, an denen mir gelegen war, hatte ich enttäuscht. Karen. Meinen Vater. Richard. Mit viel Glück würde seine Firma ihn gerade um zwei Monate überleben.
    Natürlich wußte ich, daß das nicht alles meine Schuld war, aber ich war daran gewöhnt, zu gewinnen, Glück zu haben, Geld zu machen. Insgeheim glaubte ich, daß jeder selbst für sein Glück verantwortlich ist und nur Verlierer an Umständen scheitern, »die sich ihrem Einfluß entziehen«.
    Es war schon richtig. Ich hatte wenig Ahnung von Virtueller Realität und überhaupt keine von der Leitung eines Unternehmens. So gut es ging, hatte ich mich über diesen Umstand hinweggesetzt, auf meine Intelligenz und meinen gesunden Menschenverstand gebaut, aber nun war meine anfängliche Selbstsicherheit auf einem Tiefpunkt angelangt. Das Vertrauen, das Sorenson in mich setzte, war ganz und gar unangebracht.
    Und auch was Richards Mörder betraf, tappte ich noch völlig im dunkeln.
    Ich blickte hinaus aufs Meer. Der Wind war kühl. Die Sonne verbarg sich hinter eine Wolkendecke. Auf einmal spürte ich Tropfen auf meinem Gesicht. Das war keine Gischt, sondern Regen. Ich zog mir das Jackett über den Kopf.
    Was zum Teufel hatte ich hier zu suchen? In London waren bestimmt schon zwanzig Grad. Dort hätte ich ein Bier auf meiner Terrasse getrunken und darauf gewartet, daß Karen heimkam. Plötzlich hatte ich Sehnsucht nach der Hektik von Harrison Brothers’ Handelssaal. Sie fehlten mir – Greg, Ed, die anderen Trader, die Bildschirme, das Kaufen und Verkaufen. Das war meine Familie, meine Welt.
    Und dann gab es da noch Karen. Sie war so weit weg. Vielleicht bildete ich es mir nur ein, aber ich hatte das Gefühl, daß die physische Entfernung unserer Beziehung nicht gut bekam. Wenn das wirklich so war, warum war ich dann noch hier und versuchte, eine längst verlorene Sache zu retten? Ich hätte mehr Zeit mit ihr verbringen müssen und nicht weniger.
    Also beschloß ich, am Wochenende Karen zu besuchen und am Montag bei Harrison Brothers vorbeizuschauen.
    »Erzähl!« sagte Karen. Sie hatte sich mit einem Glas Wein in der Hand in eine Sofaecke gekuschelt. Hinreißend sah sie aus. Das glatte blonde Haar fiel ihr auf die Schultern, die von der ersten Maisonne leicht gebräunt waren. Die schlanken Beine hatte sie anmutig unter ihr blaues

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