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Tödliche Aktien

Titel: Tödliche Aktien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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Das war als Kompliment gemeint.
    Ich zuckte mit den Achseln.
    »Diese Investmentbanker sind Arschlöcher, allesamt. Immer wenn ich ein Unternehmen kaufen will, gehen die Aktienkurse rauf, sobald die Banker es spitzkriegen. Und sie glauben, ich merk’ es nicht!« Klatschend landete Jensons flache Hand auf dem Tisch. Seine Worte überschlugen sich jetzt fast. »Die haben keine Ahnung von meinem Geschäft. Alles, was sie interessiert, sind ihre Dividenden. Ich scheiß’ auf die Dividenden. Mir geht es um die Zukunft.«
    »Und was ist die Zukunft?«
    Jenson stand auf und ging zur elektronischen Ansicht des Firth of Fife hinüber.
    »Hübsch«, sagte er. »Gefällt mir.« Dann drehte er sich zu mir um. »Sagt Ihnen der Name Sun Tsu was?«
    »War das nicht ein chinesischer General?« fragte ich.
    »Genau. Fünftes Jahrhundert vor Christus. Aber was er gesagt hat, läßt sich heute noch hören.«
    »Und was hat er gesagt?«
    »Er hat gesagt, wenn ein Heer ein Schlachtfeld wählt, das seinen Kräften entspricht, wird es siegen, ohne zu kämpfen.«
    »Ich glaube, ich verstehe.«
    »Nun, im Augenblick herrscht da draußen Krieg, und wir erleiden alle Verluste, von IBM bis hin zum indonesischen Billigproduzenten. Das liegt daran, daß PCs Dutzendware sind. Jeder Idiot kann sie bauen, vorausgesetzt, er hat einen Chip. Der Chip ist das Hirn des Computers, und die meisten werden von Intel hergestellt.«
    Unruhig begann er, in meinem kleinen Büro hin und her zu laufen, während er seine Worte mit heftigen Gesten unterstrich.
    »Daher habe ich vor einigen Jahren meinen eigenen Chiphersteller gekauft, Intercirc, ein kleines Unternehmen. Heute mach’ ich Chips, die genauso gut wie die Intel-Produkte sind, und ich bau’ sie in meine eigenen Computer ein. Damit hab’ ich die Waffen, die ich für diesen Krieg brauche. Nur Geld verdien’ ich damit immer noch nicht. Das ganze Geld sackt Intel ein. Intel sagt, wo’s langgeht, verkauft seine Chips wie warme Semmeln und baut Riesenfabriken. Intel ist am Drücker. Also was soll ich tun?« Er blieb stehen, stützte sich auf den Tisch und sah mich einen Augenblick an. »Ich will’s Ihnen sagen. Ich bestimm’ mein Schlachtfeld selbst. Virtuelle Realität. Auf dem VR-Markt kann ich bessere Computer, periphere Geräte und Chips produzieren als irgendein anderer Hersteller. Bessere als IBM oder Intel oder die Japaner oder die verdammten Koreaner.«
    »Nur gibt es noch keinen Massenmarkt für VR-Produkte.«
    »Der kommt«, sagte Jenson. »Vor fünfzehn Jahren war ich der einzige, der an die PC-Entwicklung geglaubt hat. Damals war ich vierundzwanzig. Heute seh’ ich die nächste Welle auf uns zukommen – die Virtuelle Realität.« Volle fünf Sekunden hielt er seinen intensiven Blick auf mich gerichtet, um mir diese Einsicht ins Gehirn zu brennen.
    »Und das ist kein Zeitvertreib für Spielhallenfreaks oder Sittenstrolche. Im kommenden Jahrhundert wird Virtuelle Realität untrennbar zu unser aller Leben gehören. Und die Klugscheißer von der Wall Street kriegen davon gar nichts mit!«
    Ich dachte einen Augenblick nach. »Dann hoffen Sie also, mit unserer Technologie den VR-Markt zu erobern? Sie stellen den FairRender-Graphikchip her und bauen unsere Systeme zusammen?«
    Jenson gab keine Antwort. Wieder lief er in meinem Büro auf und ab.
    Sehr interessant! Rachel hatte erläutert, daß es zu einem VR-Massenmarkt nur dann kommen könne, wenn die Systeme und vor allem die Chips serienmäßig hergestellt würden. Jenson schien gewillt, genau das in Angriff zu nehmen. Er war wirklich ein wichtiger Kunde.
    »Und um all das geht es im Projekt Plattform?« fragte ich.
    »Vielleicht«, sagte Jenson. »Aber das dürfte so ’n Wall-Street-Bürschchen kaum verstehen.«
    Ich überhörte die Spitze. »Ich weiß, daß das Projekt Plattform sehr vertraulich ist. Ich kann Ihnen versichern, daß Rachel mir keinerlei Einzelheiten mitgeteilt hat. Sie sagt, Sie bestehen auf der Geheimhaltung des Projekts.«
    »Da hat sie verdammt recht.«
    »Nun«, fuhr ich ruhig fort. »Deshalb wäre ich Ihnen dankbar, wenn Sie selbst mir mitteilen würden, worum es beim Projekt Plattform geht. Nur so kann ich dafür sorgen, daß wir unser Bestmögliches für Sie tun. Wie soll ich das Unternehmen führen, wenn ich über so wichtige Dinge nicht Bescheid weiß?«
    »Tut mir leid, daß Sie Schwierigkeiten mit FairSystems haben, aber das ist Ihr Problem, nicht meins.«
    Ich beschloß, seine Provokation nicht zu beachten. Es

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