Tödliche Aktien
in mich hinein.
Ich ging weiter und überquerte die Brücke. Fünf Schritte mochte ich gegangen sein, als ich ein leises Stöhnen hörte. Ich blieb stehen und blickte mich um. Auf der Straße hinter mir war nichts zu sehen.
Dann hörte ich es wieder.
Es kam aus den Büschen unten am Fluß. Da unten war es dunkel. Ich konnte nichts erkennen. Aber vielleicht war jemand von der Brücke gefallen.
Ich kletterte hinunter. Schließlich stand ich auf einem Stein und starrte angestrengt in die Finsternis. Ich wartete und hoffte, meine Augen würden sich an die Dunkelheit gewöhnen.
Als ich das Rascheln hinter mir hörte, war es schon zu spät, denn im gleichen Augenblick explodierte ein fürchterlicher Schmerz in meinem Hinterkopf. Dann wurde alles schwarz.
Beim Erwachen fühlte ich den kalten Stein unter meiner Wange. Mein Kopf schmerzte höllisch. Ich versuchte aufzustehen, aber es gelang mir nicht. So blieb ich ein paar Minuten liegen, um wieder zu Kräften zu kommen. Als ich endlich stand, schwankte ich heftig. Das Bier schwappte in meinem Magen, und mir war schlecht. Ganz still blieb ich stehen, atmete tief ein und schleppte mich dann die Uferböschung empor. Ich torkelte nach Hause und fiel wie tot ins Bett.
Ohne den Wecker zu beachten, schlief ich bis elf Uhr. Als ich schließlich aufwachte, waren die Kopfschmerzen unerträglich. Ich rief Sergeant Cochrane an, der sofort vorbeikam. Ich berichtete ihm alles, woran ich mich erinnerte, und das war herzlich wenig.
»Wir werden Nachforschungen anstellen, ob jemand irgendwelche Fremden gesehen hat zu der Zeit, als Sie angegriffen wurden«, sagte er. »Vor allem jemanden, der wie Doogie Fisher ausgesehen hat. Außerdem werde ich Inspector Kerr über den Anschlag informieren.«
Ich nickte.
»Doch wenn ich Sie wäre, Mr. Fairfax, wäre ich sehr vorsichtig. Ich weiß nicht, ob der Täter Ihnen ernsthaften Schaden zufügen wollte, aber es hätte schlimm ausgehen können. Und er kann es jederzeit wieder versuchen.«
Er sah sich in der Küche um, und sein Blick blieb auf den Fenstern haften. »Sie sollten ein paar Schlösser anbringen lassen. Es wäre ein Kinderspiel, hier einzubrechen. Aber jetzt fahr’ ich Sie erst mal zum Arzt.«
Der Arzt schimpfte mit mir, weil ich nicht gleich nach dem Überfall einen Rettungswagen gerufen hatte, und ordnete an, daß ich den Rest des Tages in einem abgedunkelten Raum bleiben sollte. Am Abend wollte er noch einmal nach mir sehen.
Ich hielt mich an die Anweisung. Gleichzeitig eine Gehirnerschütterung und ein Kater, das war äußerst schmerzhaft. Ich schlief fast den ganzen Tag.
Am nächsten Tag fühlte ich mich schon viel besser, obwohl mein Bewußtsein noch etwas getrübt war. Früh am Morgen fuhr ich in den Betrieb. Obwohl ich nur einen Tag fortgewesen war, stapelte sich die Arbeit auf meinem Schreibtisch.
Ich schaltete den Computer an und sah die E-Mails durch. Eine fiel mir sogleich auf. Sie hieß »Warnung« und war vom Montag, dem Vortag.
Ich klickte sie an:
Gestern nacht bist Du dem Tod noch mal von der Schippe gesprungen. Das nächste Mal bist Du dran! Denk an Deinen Bruder.
Kehr bloß nach London zurück. Vergiß FairSystems. Bleib am Leben.
Keine Unterschrift.
Ich guckte auf die Adresse des Absenders. Jede E-Mail im Internet hat eine Adresse. In diesem Fall lautete sie 34254877 aanon.penet.fi
. Ja, toll. Und was hieß das?
Ich rief Rachel an.
»Wie geht’s dir? Ich hab’ gehört, du bist am Sonntag abend überfallen worden.«
Einen Augenblick lang freute ich mich über die Sorge in ihrer Stimme. Aber ich ließ mir nichts anmerken. »Ach, es ist nichts«, sagte ich reserviert. »Nur ein Klaps auf den Kopf. Aber kannst du mal kommen und mir helfen? Ich habe eine etwas merkwürdige Nachricht bekommen.«
Sie kam sofort. Nachdem sie sich rasch davon überzeugt hatte, daß ich okay war, vermied sie jeden weiteren Blickkontakt. Ich zeigte ihr die Nachricht.
»Schweinerei!« sagte sie.
»Wo kommt sie her?« fragte ich.
Sie sah sich die Internet-Adresse an. »Von jemandem in Finnland.«
»Finnland?«
»Ja. Es dürfte sich mit Sicherheit um einen anonymen Server handeln.«
»Was ist das?«
»Eine Möglichkeit, Nachrichten anonym übers Internet zu schicken. Diese Server sind für Menschen eingerichtet worden, die Selbsthilfegruppen für Probleme wie Aids oder Alkoholismus kontaktieren möchten. Oder für Dissidenten in totalitären Regimen. Aber man kann sie praktisch für alle Zwecke nutzen.«
»Warum
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