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Tödliche Aktien

Titel: Tödliche Aktien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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so viel Nachdruck, wie ich in meine Stimme legen konnte.
    Sorenson seufzte. »Ist das Ihr letztes Wort, Mark?«
    Plötzlich hatte ich das Gefühl, sehr auf der Hut sein zu müssen. In Sorensons Stimme war ein Unterton, der mich warnte, ihm nicht in die Quere zu kommen. »Ja«, sagte ich.
    »Okay, ich ruf Sie morgen an. Ich bin enttäuscht von Ihnen, Mark.« Damit legte er auf.
    Ich fragte mich, was er vorhatte.
    ZWANZIG
    Am nächsten Morgen fand ich die Antwort auf meinem Schreibtisch.
    Es war ein Fax von Burns Stephens, den Anwälten von FairSystems. Darin wurde für den nächsten Dienstag eine außerordentliche Aktionärshauptversammlung im Büro von Burns Stephens in Edinburgh angekündigt. Es liege ein Antrag vor, mich als Geschäftsführenden Direktor abzusetzen. Ganz unstreitig sei es im Interesse aller Aktionäre, die Firma zu verkaufen, doch ich hätte mich kompromißlos gegen diese Maßnahme gesperrt. Unterschrieben war das Fax vom Vorsitzenden Walter Sorenson und dem einzigen anderen Aufsichtsratsmitglied, Nigel Young.
    Dem Fax lag ein Formschreiben bei, in dem die Aktionäre auf ihr Recht verzichteten, bei einer außerordentlichen Versammlung die Einundzwanzig-Tage-Frist ab Ankündigung eingeräumt zu bekommen. Angefügt war der Hinweis, daß eine solche Verzögerung unabhängig vom Ausgang der Sitzung den Interessen der Firma nicht förderlich sei.
    Ich ließ Willie und Rachel in mein Büro kommen und bat Willie, die Firmensatzung mitzubringen.
    Ich zeigte ihnen das Fax. Willies gewohnheitsmäßiges Stirnrunzeln verstärkte sich.
    »Kann er das machen?« fragte Rachel.
    Fragend zog ich die Augenbrauen hoch und blickte Willie an. Hierfür war er der Fachmann.
    Er wühlte in seinen Papieren. »Ich denke, er kann. Wir mußten die Satzung ändern, als wir letztes Jahr an die Börse gingen. Seither haben die Aufsichtsratsmitglieder das Recht, eine außerordentliche Versammlung einzuberufen, um den Geschäftsführenden Direktor abzusetzen, wenn sie glauben, daß er gegen die Interessen der Aktionäre handelt.« Er zog ein Blatt hervor und überflog es. »Ja, hier ist es.«
    »Und was ist mit dieser Verzichtserklärung? Ist das rein rechtlich alles okay?«
    »Strenggenommen müßte einundzwanzig Tage vor einer außerordentlichen Versammlung die Einladung dazu vorliegen. Hier wird gefordert, diese Frist auf sechs Tage zu verkürzen, um die Interessen der Firma nicht zu behindern. Doch wenn sich genügend Aktionäre dafür aussprechen, müssen die drei Wochen eingehalten werden.«
    Ich dachte einen Moment nach. Sorenson hatte recht. Wenn es Unstimmigkeiten hinsichtlich der Firmenleitung gab, war es besser, sie möglichst schnell aus der Welt zu schaffen. »Nein, sechs Tage sind schon in Ordnung«, sagte ich. »Doch was passiert auf dieser Versammlung?«
    »Der Antrag wird den Aktionären vorgelegt, und sie stimmen ab. Eine einfache Mehrheit reicht für die Annahme des Antrags. Die meisten werden natürlich durch einen Bevollmächtigten abstimmen.«
    »Also werde ich meinen Stuhl behalten, solange ich mich auf über fünfzig Prozent der Stimmen stützen kann?«
    »Richtig«, sagte Willie. »Ich habe eine Liste der Hauptaktionäre. Soll ich sie holen?«
    Ich nickte, und Willie wieselte hinaus.
    Ich sah Rachel an. »Das wird nicht einfach«, bemerkte ich.
    Mit einem halben Lächeln sagte sie: »Ich freue mich, daß du es trotzdem versuchst.«
    »Mir ist es genauso wichtig wie dir, daß die Firma unabhängig bleibt.«
    Wieder huschte der Ansatz eines Lächelns über ihr Gesicht.
    Willie kehrte mit einer Liste der Aktionäre zurück. Sie sah folgendermaßen aus:
    Mark Fairfax 23,75%
    Dr. Geoffrey Fairfax 20,00%
    Walter Sorenson 4,00%
    Karen Chilcott 3,75%
    Rachel Walker 3,50%
    David Baker 2,00%
    William Duncan 1,00%
    FairSystems-Mitarbeiter 2,00%
    Streubesitz 40,00%

    Gesamt 100,00%

    Ich zeigte auf die vierzig Prozent Streubesitz. »Was wissen wir von denen?«
    »Nicht viel mehr als bei unserem letzten Gespräch«, antwortete Willie. »Abgesehen natürlich von den fünf Komma sieben Prozent, die Jenson gestern bei der Börsenaufsicht angegeben hat. Alle anderen sind Strohmänner.«
    »Der wichtigste von ihnen ist Frank Hartman«, murmelte ich.
    »Wer ist das?« fragte Willie.
    »Ein Arbitrageur, der unsere Aktien aufkauft.«
    Gequält verzog Willie das Gesicht.
    »Mal sehen, was dabei herauskommt.« Ich nahm mir ein Blatt Papier und machte eine Tabelle mit zwei Spalten: »Verkaufen« und »Nicht

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