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Tödliche Aktien

Titel: Tödliche Aktien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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trotzig.
    »Ach ja? Wann zum Beispiel?«
    Sie hatte schon recht. In dem Jahr, das ich mit ihr zusammen war, hatte ich nicht ein einziges gelesen.
    »Die Landschaft hier hat etwas. Da hab’ ich halt den Wunsch gehabt.«
    »Wie romantisch!« sagte sie ausdruckslos.
    Dann schwieg sie. Ich hatte angerufen. Es war an mir, etwas zu sagen.
    »Hast du was über Hartman herausgefunden?« fragte ich – nur, um überhaupt etwas zu sagen.
    »Hast du mich deswegen angerufen? Du klingelst mich am Sonntagmorgen um zehn Uhr an, um mich über diese windige Type auszufragen? Gut, ich will dir was sagen, Mark. Ich habe gar nichts herausgefunden, weil ich niemanden gefragt habe. Und ich werde es auch nicht tun. Du hast dich genau wie Richard in Hirngespinste reingesteigert. Ich denk’ nicht dran, wegen so einer hergeholten Konspirationstheorie meinen Ruf am Markt aufs Spiel zu setzen.«
    Dieses Gespräch war rasch in eine Sackgasse geraten. Angerufen hatte ich Karen, um ihr – und mir – deutlich zu machen, was sie mir bedeutete, und nun befand ich mich mitten in einem Krach.
    »Okay«, sagte ich. »Tut mir leid. Lassen wir es einfach dabei.«
    »Sehr schön.«
    »Ich ruf dich später an.«
    »In Ordnung. Tschüs.«
    Dann klickte es in der Leitung.
    Obwohl es Sonntag war, ging ich zur Arbeit. Wie immer, gab es viel zu tun. Ich mußte damit rechnen, daß wieder die Hälfte der Mitarbeiter im Betrieb war.
    Es klopfte an meiner Tür. Rachel.
    »Hallo«, sagte sie, als sie mit herzerwärmendem Lächeln eintrat. Vielleicht bildete ich es mir nur ein, aber da war wieder dieser Schimmer auf ihrem Gesicht. Atemberaubend sah sie aus.
    »Oh, hallo, Rachel.« Ich lächelte schwach und hoffte, daß sie mein Herz nicht klopfen hörte.
    Sie merkte sofort, daß etwas nicht stimmte. »Ich, tja, ich wollte hören, ob du eine Idee hast, was wir in Sachen Jenson unternehmen.«
    Nervös spielte ich mit meinem Kugelschreiber. »Ich denke, da können wir im Moment nicht viel tun. Vielleicht reden wir später darüber.«
    Ihr Lächeln war jetzt verschwunden. »Okay«, sagte sie, wandte sich um und wollte gehen.
    »Rachel?«
    »Ja?«
    »Wegen gestern abend …«
    »Was ist mit gestern abend?« fragte sie und wich meinem Blick aus, während sie sich eine Zigarette ansteckte.
    Ich wußte nicht, wie ich anfangen sollte. Ich wollte klarstellen, daß eine Beziehung zu ihr nicht in Frage kam. Wir mußten beide wissen, woran wir waren.
    Verzweifelt suchte ich nach den richtigen Worten. »Ich, äh, ich habe heute morgen mit Karen gesprochen.«
    »Ach, ja?« sagte Rachel und blies den Rauch zur Decke – auf jene abfällige Art, die ich schon kannte.
    »Ja.« Und nun? Wie weiter? Rachel blickte mich jetzt an. Kalt und distanziert stand sie da, regungslos abwartend. »Ja. Ich hoffe, sie kommt bald nach Kirkhaven. Ich möchte, daß ihr euch kennenlernt.«
    »Das wäre nett.«
    »Ja. Wollen wir zu dritt zu Abend essen?«
    »Abendessen ist wunderbar.«
    »Sehr schön«, sagte ich, nahm ein Blatt Papier auf, das vor mir lag, und tat so, als vertiefe ich mich in seine Lektüre. Es war die Betriebsanleitung für den Kopierer.
    Rachel warf einen Blick darauf und sah den Titel. »Nun, dann überlass’ ich dich deiner Arbeit«, sagte sie, nicht ohne eine Spur von Ironie, und ging hinaus.
    Zehn Minuten später ging ich an ihrem Büro vorbei. Die Rollos waren heruntergezogen.
    An diesem Abend trank ich ein paar Pints. Ein paar mehr, als ich vorgehabt hatte. Aber es war warm im Inch Tavern, die Leute waren freundlich und wurden immer freundlicher, je weiter der Abend fortschritt. Mit Vergnügen ließ ich mich auf die Angelegenheiten von Kirkhaven und das Fernsehprogramm ein.
    Es war spät, als ich ging. Die Nachtluft kühlte mein erhitztes Gesicht. Ich blieb stehen und legte den Kopf in den Nacken. Ich konnte die Sterne sehen. Viele, unendlich viele. Zauberhaft waren sie.
    Kirkhaven war ein zauberhaftes Dorf. Ein freundlicher Ort. Hier könnte ich heimisch werden, dachte ich, als ich langsam vom Pub hügelabwärts ging. Es war nett, abends noch mal auf ein paar Gläser in die Kneipe zu gehen. In letzter Zeit hatte ich das Leben zu ernst genommen.
    Auf der Steinbrücke über dem gurgelnden Fluß blieb ich einen Augenblick stehen und sah hinunter. Hier und da glänzte die Wasseroberfläche weiß im Mondlicht. Die Strudel tanzten und bildeten unregelmäßige Muster. Mein Vater hätte seine Freude daran gehabt. Die chaotische Bewegung des Inch Burn. Bei dem Gedanken kicherte ich

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