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Tödliche Aktien

Titel: Tödliche Aktien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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sollte mich jemand, der in Finnland lebt, umbringen wollen?« fragte ich verwirrt.
    »Der Absender kann an einem beliebigen Ort der Welt sitzen. Nur der Server, das heißt der Knotenrechner, steht in Finnland.«
    »Und der Betreiber wird uns wohl kaum sagen, woher die Nachricht stammt.«
    »Genau so ist es.«
    »Könnte die Polizei was ausrichten?«
    »Auch die würde ihre Schwierigkeiten haben. Die Leute, die diese Rechner zur Verfügung stellen, sind der Überzeugung, daß sie ein Grundrecht verteidigen.«
    »Na ja, ich bin sicher, Kerr wird es zumindest versuchen.« Dann stellte ich die Frage, die mich schon die ganze Zeit beschäftigte. »Was glaubst du, wer war es? Doogie?«
    »Weiß nicht«, sagte Rachel, noch immer sehr reserviert.
    »Seine letzte Nachricht hatte eine Unterschrift.«
    »Richtig, aber nach dem Überfall von vorletzter Nacht wäre er bescheuert, wenn er seinen Namen druntergesetzt hätte. Er wäre sicherlich in der Lage, diesen Server zu benutzen. Aber das gilt für jeden, der sich ein bißchen im Internet auskennt.« Sie sah auf die Uhr. »Ich muß an die Arbeit. Im Augenblick gibt es viel zu tun.«
    Als sich die Tür hinter ihr schloß, stützte ich meinen malträtierten Kopf in die Hände und dachte nach.
    Schon wieder versuchte jemand, mich herumzuschubsen. Mich dazu zu bringen, Richard und seinen Traum aufzugeben. Und noch immer war ich nicht bereit, klein beizugeben.
    Allerdings lagen die Dinge jetzt etwas anders. Diesmal hatte man mich beinahe umgebracht. Die Situation spitzte sich zu.
    War es die Sache wert?
    Mir war es sehr wichtig, daß Richards Lebenswerk erhalten blieb. So wichtig, daß ich sogar bereit war, mein eigenes Leben aufs Spiel zu setzen, damit sein Traum wahr wurde.
    Mag sein, daß ich nicht frei war von der Überheblichkeit des Traders. Von der Überzeugung, am Ende schlauer zu sein als der Markt. Wer immer der Bursche war, ich verließ mich darauf, daß ich ihn kriegen würde, bevor er mich kriegte.
    Am Nachmittag schaute David Baker herein, um einen neuen Vertrag mit mir durchzusprechen. Wir gingen zum Automaten und holten uns zwei Becher Kaffee.
    »Sind Sie immer noch entschlossen weiterzumachen?« fragte er.
    »Ja«, sagte ich, »entschlossener denn je.«
    »Haben Sie schon Geld aufgetrieben?«
    »Nein, wir müssen interne Quellen anzapfen.«
    »Wir haben aber keine.«
    »Nicht so wichtig, David«, lächelte ich.
    Er sah verärgert aus. »Uns bleibt nicht mehr viel Zeit, Mark. Keine drei Wochen.«
    »Schon gut, ich arbeite daran.« Ich fragte mich, warum er den Überfall nicht erwähnte. Er mußte doch davon gehört haben. Wäre es nicht selbstverständlich, danach zu fragen? Vielleicht. Aber unsere Beziehung war alles andere als selbstverständlich. »Nun, was haben Sie für mich?«
    David zog ein paar Papiere hervor. »Ich glaube, die Sache mit der ARPA nimmt allmählich Gestalt an. Sieht so aus, als wollten sie den Vertrag mit uns schließen.«
    »Großartig!« Das waren wirklich gute Nachrichten. ARPA, das war die Advanced Research Projects Agency des amerikanischen Verteidigungsministeriums, ein Forschungsinstitut für militärische Projekte und der wichtigste Auftraggeber kleiner VR-Unternehmen, also auch von großer Bedeutung für uns. Allerdings war es für uns als englisches Unternehmen nicht leicht, Verträge mit der ARPA abzuschließen. David hatte wieder einmal gute Arbeit geleistet.
    »Wann zahlt sie?« Bei Liquiditätsproblemen wie den unseren lautet die erste Frage stets wann, die zweite wieviel.
    »Nicht vor dem ersten Januar«, sagte David. »Falls es uns dann noch gibt, natürlich.«
    Die Bemerkung überhörte ich. In dem Augenblick, in dem jemand von uns so handelte, als würde es uns nicht mehr lange geben, war alles vorbei, das wußte ich.
    »Das ist dann ein guter Start ins neue Jahr«, sagte ich. »Also sehen wir uns mal an, was Sie da haben.«
    Es ging um komplizierte Fragen, so daß David und ich zwei Stunden an dem Vertragsentwurf arbeiteten. Ich war beeindruckt, wie er die Probleme anging, und angenehm überrascht, daß er mich konsultierte. Unser Verhältnis war weiterhin nicht als freundschaftlich zu bezeichnen, aber immerhin redeten wir über geschäftliche Angelegenheiten miteinander, und das war gut für FairSystems.
    Wir hatten den Vertrag, den wir der ARPA anbieten wollten, gerade fertig, als das Telefon klingelte. Es war Scott Wagner, und er kam gleich auf den Punkt.
    »Ich habe gute Nachrichten für Sie«, sagte er. Einen Augenblick

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