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Tödliche Aktien

Titel: Tödliche Aktien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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erscheinen. Wahrscheinlich hatte er schon ein Geschäft im Ärmel, das er Sorenson und David präsentieren würde, sobald ich abgesetzt war.
    Von Herzen wünschte ich mir, daß er die achttausend Kilometer umsonst zurückgelegt hatte.
    Ich hielt Ausschau nach Carl Jenson und Frank Hartman, aber die waren natürlich nicht erschienen. Die meisten der wenigen Anwesenden kannte ich. Neben Wagner erblickte ich Dad – was meinen Puls beschleunigte –, außerdem Keith, Andy, Terry und weitere FairSystems-Mitarbeiter, die ein paar Aktien hielten, und schließlich noch zwei Männer, die drei Stühle voneinander entfernt Platz genommen hatten. Der eine klein, sonnengebräunt, mit Schnurrbart und lindgrünem Polohemd, der andere hochgewachsen, mit Brille, Button-down-Hemd und dunkelgrauem Anzug. Beide sahen amerikanisch aus.
    Auch mein Vater hatte also beschlossen, nach Edinburgh zu fliegen, um persönlich abzustimmen, obwohl er es auch leicht durch Erteilung einer Vollmacht hätte erledigen können. Er will das Ende miterleben, dachte ich verdrießlich. Von Karen keine Spur, was ich auch nicht erwartet hatte. Für sie gab es keinen Grund, anwesend zu sein.
    Sorenson räusperte sich und eröffnete die Sitzung. Sofort verschaffte sich seine tiefe Stimme Gehör. Mit seinen breiten Schultern und der straffen Haltung beherrschte er das Geschehen.
    »Zunächst einmal möchte ich alle anwesenden Aktionäre bitten, sich auszuweisen. Willie Duncan wird Ihre Identität und alle Vollmachten überprüfen. Geben Sie bitte an, ob Sie persönlich abstimmen oder ob Sie bereits eine Stimmrechtsvollmacht eingereicht haben. Da es sich um eine sehr kleine Versammlung handelt, können wir vielleicht auch einzeln vorgehen. Mein Herr?« Er deutete auf den kleinen Mann mit Schnurrbart und Polohemd.
    »Darren Polona von Jenson Computer. Ich werde persönlich im Namen meines Unternehmens stimmen.«
    Sorenson nickte, während Willie sich eifrig in seine Papiere vertiefte. Als nächstes war der hochgewachsene Mann im Anzug ein paar Stühle weiter an der Reihe.
    »Martin Woodcock vom International Secure Fund of Bermuda«, stellte er sich in gedehnter Sprechweise vor. Ich hatte recht – auch ein Amerikaner. »Wir haben unsere Stimmrechtsvollmacht bereits eingereicht.«
    Ich beugte mich zu Rachel hinüber. »Jede Wette, daß es ein Fonds von Hartman ist. Der hier soll die Sache sicherlich für Hartman beobachten.« Alle anderen wollten persönlich stimmen. Nach wenigen Minuten hatte Willie alle erforderlichen Papiere, und Sorenson konnte fortfahren.
    »Heute steht nur ein Punkt auf der Tagesordnung«, sagte er. »Und zwar folgender Antrag:
    ›Mark Enrico Fairfax ist seines Postens als Geschäftsführender Direktor von FairSystems zu entheben und durch David Anthony Baker zu ersetzen.‹«
    »Enrico?« flüsterte mir Rachel ins Ohr.
    »Dafür ist die italienische Mutter verantwortlich.«
    »Bevor wir zur Abstimmung der Anwesenden kommen, möchte ich Willie bitten, das Ergebnis der Stimmrechtsvollmachten zu verlesen.«
    Jetzt war es soweit. An diesen Stimmen würde sich leicht ablesen lassen, wie Karen gestimmt hatte. Rachel hatte die Zahlen vor sich.
    Totenstill war es im Raum.
    Willie stand auf, hüstelte und setzte ein-, zweimal an. »Nun mach schon, Willie!« stöhnte ich.
    Schließlich schaffte er es: »Stimmen für den Antrag, siebenhunderteinundsechzigtausend. Dagegen, zweiunddreißigtausenddreihundertzwanzig.«
    Ich fühlte eine plötzliche Leere in der Magengegend und warf Rachel einen fragenden Blick zu. »Das Miststück!« flüsterte sie.
    Karen hatte gegen mich gestimmt. Meine eigene Freundin hatte sich dafür ausgesprochen, daß ich gefeuert wurde.
    Rachel beugte sich zu mir herüber. »Siebenhunderteinundsechzig sind achtunddreißig Komma null fünf Prozent«, flüsterte sie. »Das ist im Grunde genommen der ganze Streubesitz, ausgenommen Jenson, plus Karens drei Komma sieben fünf Prozent. Die Stimmen dagegen kommen von Kollegen, die nicht hier sind und per Vollmacht wählen.«
    »Dann braucht die Gegenseite also nur noch zwölf Prozent, um zu gewinnen?« fragte ich.
    Rachel nickte. Ich blickte auf ihr Blatt Papier und ging dann die Reihe der Gremiumsmitglieder neben mir durch. Jenson hatte 5,7 Prozent, Sorenson vier, David zwei und Willie ein Prozent. Das ergab 12,7 Prozent, insgesamt 50,75. Ganz gleich, wie mein Vater stimmte, sie würden gewinnen.
    Ich sah ein verhaltenes Schmunzeln auf David Bakers Gesicht und ein breites Grinsen bei

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