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Tödliche Aktien

Titel: Tödliche Aktien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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Scott Wagner. Sie wußten ebenfalls Bescheid.
    Eine eklige Flüssigkeit stieg mir aus dem Magen hoch. Säure oder Galle. Ich spürte einen heftigen Brechreiz. Während der letzten Wochen hatte ich so erbittert um diese Firma gekämpft. Dabei hatte ich nicht ausgeschlossen, daß ich scheitern könnte: Schließlich war das Unternehmen ständig vom Konkurs bedroht gewesen. Aber mit dieser Alternative, die uns jetzt bevorstand, hatte ich eigentlich nie gerechnet.
    Und nun war ausgerechnet Karen das Zünglein an der Waage!
    Walter Sorenson unterbrach meine düsteren Gedanken. »Danke, Willie. Ich bitte jetzt die anwesenden Aktionäre um ihre Stimme. Wer ist für den Antrag?«
    Sofort ging die Hand des Jenson-Manns nach oben. Aus dem Augenwinkel nahm ich wahr, daß links von mir einige Mitglieder der Firmenleitung für den Antrag stimmten, aber darauf achtete ich jetzt nicht. Meine Augen ruhten auf meinem Vater. Er saß, ohne sich zu rühren. Erneut fragte Sorenson: »Noch jemand dafür?« Ich warf einen raschen Blick auf ihn. Er starrte meinen Vater an, doch ohne Erfolg.
    Ich spürte, daß mir die Tränen kamen. So gerührt war ich. Dad hatte mir doch zugehört. In dem Augenblick, wo ich ihn wirklich brauchte, half er mir auch. Es war nicht seine Schuld, daß diese Unterstützung nicht ausreichte. So, wie ich ihn während der letzten zehn Jahre geschnitten hatte, hatte ich nicht den geringsten Anspruch darauf. Nach Karens Verrat empfand ich diese Hilfe als besonders bewegend.
    »Wer ist dagegen?«
    Nun hob ich die Hand, ebenso Rachel und mein Vater. Die Mitarbeiter von FairSystems im Hintergrund fuchtelten mit den Händen auf und ab. Keith hob sogar zwei Hände, offenbar in dem kindischen Versuch, ein paar Punkte wettzumachen.
    Ich blickte Willie an, um zu sehen, zu welchem Ergebnis er gekommen war – und mein Herz setzte aus.
    Aufs höchste angespannt, rutschte er auf seinem Stuhl hin und her. Die Hände hielt er fest in den Schoß gepreßt und beugte sich über sie, als wolle er sie am Entkommen hindern.
    Mein Gott, dachte ich, hat er denn noch nicht für den Antrag gestimmt? Jetzt erst merkte ich, daß ich gar nicht darauf geachtet hatte, wie sich die übrigen Gremiumsmitglieder entschieden hatten.
    Auch David Baker starrte Willie an. Nach kurzer Zeit waren alle Augen auf ihn gerichtet.
    Willie wurde rot. Er hat noch nicht gestimmt, dachte ich. Gewinnen konnte ich nur noch, wenn er für mich stimmte. Mit einer Stimmenthaltung war es nicht getan.
    Es war entsetzlich, Willie bei seinem qualvollen Entscheidungsprozeß zuzusehen. Ich dachte, er würde jeden Augenblick zusammenbrechen oder die Versammlung fluchtartig verlassen.
    Dann ertönte ein gewaltiges Organ im Hintergrund des Raumes. Die Stimme kannte ich. Es war Terry, der dicke, behaarte Typ aus Yorkshire. »Komm schon, Willie! Hoch mit der Flosse!«
    Begeisterte Zustimmung von den anderen Hinterbänklern. Am lautesten schrie Keith.
    Da ging ein Ruck durch Willie. Sein Gesicht entspannte sich, er lächelte über den Aufruhr und hob unter ohrenbetäubendem Beifall die Hand.
    »Vielen Dank, meine Damen und Herren«, sagte Sorenson völlig ungerührt. »Seien Sie so nett, Willie, und geben Sie mir die Ergebnisse, sobald Sie fertig sind.«
    Willie nahm die Hand herunter und ging seine Papiere durch. Nach einer endlosen Minute reichte er Sorenson einen kleinen Zettel.
    »Stimmen für den Antrag, neunhundertfünfundneunzigtausend. Stimmen gegen den Antrag, eine Million und fünftausend. Damit stelle ich fest, daß der Antrag abgelehnt ist.«
    Ein Jubelschrei ertönte im Hintergrund des Raumes. Ich wandte mich Rachel zu. Strahlend lächelte sie mich an. »Gut gemacht«, sagte sie. Schweigend genossen wir einen Augenblick lang unseren Triumph, dann wurden wir von der lärmenden FairSystems-Truppe umringt. Mutig sind sie gewesen, dachte ich, daß sie sich für den riskanten Weg entschieden haben. Leicht könnte sie das ihren Job kosten. Ich war ihnen für das bewiesene Vertrauen dankbar und würde es ihnen nicht vergessen.
    Über ihre Schultern hinweg blickte ich in das Konferenzzimmer. Der Repräsentant von Jenson Computer raffte seine Papiere zusammen und ging allein fort. Hartmans Mann wirkte ungerührt und begab sich zu Scott Wagner, der auf ihn einredete und mir böse Blicke zuwarf. Nigel Young kam vorbei, nickte steif, murmelte »Glückwunsch« und ging etwas verlegen weiter. Ihm folgte David Baker mit hochrotem Kopf. In seinem Blick lag eine Mischung aus verletztem

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