Tödliche Aktien
Stolz und blankem Haß. So wütend hatte ich ihn noch nie gesehen.
Die FairSystems-Leute brachten den armen Willie mit ihrem Schultergeklopfe fast um, wobei sich Keith und Terry besonders hervortaten. Es war, als hätte er beim Pokalendspiel das Siegestor geschossen, was er ja in gewisser Weise auch getan hatte. Mit einem schiefen Lächeln und augenscheinlich verlegen, so im Mittelpunkt zu stehen, schien er die Ovationen doch zu genießen.
»Warum haben Sie das getan?« fragte ich und schüttelte ihm die Hand.
»Ach, ich weiß nicht. Ich glaube, ich wollte Sie einfach nicht verlieren sehen. Ich muß verrückt sein. Warum habe ich nur jemals Price Waterhouse verlassen?«
Ich lächelte. »Das weiß ich nicht, Willie, aber ich freu’ mich unbändig, daß Sie es getan haben«, sagte ich und meinte es ernst.
Die kleine Menge zerstreute sich. Ich sah meinen Vater mit Sorenson sprechen. Sorenson bemerkte, daß ich frei war, kam herüber und faßte mich am Arm. »Kann ich Sie einen Moment in Grahams Büro sprechen?« fragte er.
Ich nickte, und als er weiterging, wandte ich mich meinem Vater zu.
Es gab so viel, was ich ihm gern gesagt hätte, aber ich brachte es noch immer nicht über mich. Schließlich kam nur ein mageres »Danke, Dad« zustande.
Mit unverhohlenem Stolz lächelte er mich an. »Es war richtig, daß du nach Oxford gekommen bist. Und das hier habe ich nicht für Richard getan, sondern für dich. Der Himmel weiß, wie du FairSystems über Wasser halten willst, aber ich habe Vertrauen zu dir. Viel Glück!«
Nun konnte ich gar nichts mehr sagen, aber ich wußte, er würde an meinem Lächeln ablesen, wie mir zumute war.
Noch einmal hatte er mir sein Vertrauen geschenkt, damit ich FairSystems rettete. Ich würde mein Bestes tun. Meinetwegen, seinetwegen und Richards wegen. Für unsere kleine zerbrochene Familie.
Er atmete etwas mühsam, als er sagte: »Komm doch mal am Sonntag zu mir nach Oxford, und bring deine Freundin mit.« Er blickte mich an und wartete auf eine Antwort.
Ich ließ mir einen Augenblick Zeit. Meine Mutter war tot. Richard war tot. Der Rest meiner Familie stand vor mir. Alles mußte irgendwann vergeben sein.
Ich nickte. »Sehr gern.«
Er versuchte, seine Gefühle einigermaßen zu beherrschen, als er sagte: »Bis dann.« Damit ging er.
In Graham Stephens’ Büro traf ich Sorenson und Stephens selbst an. Stephens ging, nachdem er mir gratuliert und uns aufgefordert hatte: »Benutzen Sie das Büro, solange Sie wollen. Wenn Sie fertig sind, lassen Sie es meine Sekretärin wissen.«
Sorenson saß auf Stephens’ Sofa und bat mich, in dessen Sessel Platz zu nehmen. Walter Sorenson hatte viel Ähnlichkeit mit Bob Forrester. Beide umgab eine Aura von Erfolg, und beide strotzten sie vor Energie und Autorität. Obwohl Sorenson älter war, wirkte er eher noch kräftiger und fitter als Forrester, und sein Charme war müheloser.
Aber er hatte gerade versucht, mich rauszuschmeißen, und es war ihm mißlungen. Daher fragte ich mich, wie dieses Gespräch wohl verlaufen würde und wie ich mich verhalten sollte. Mit dem Selbstvertrauen, das mir die gewonnene Abstimmung verlieh, war ich mir ziemlich sicher, daß ich mich von ihm nicht unterbuttern lassen würde. Ich fragte mich, ob er erneut versuchen würde, mich zu einem Verkauf zu überreden. Vielleicht war dies der Anfang eines Krieges in der Firmenleitung.
Sorenson begann sehr gelassen. »Glückwunsch, Mark. Sie haben eine wichtige Abstimmung gewonnen. Wie Sie wissen, vertrete ich in bezug auf die Firmenpolitik eine andere Auffassung als Sie. Aber ich muß die Mehrheit der Aktionäre respektieren, auch wenn es sich nur um eine knappe Mehrheit handelt.«
Ich nickte und fragte mich, worauf er hinauswollte.
Sorenson fuhr fort: »Ich wäre sehr froh, wenn ich Aufsichtsratsvorsitzender von FairSystems bleiben könnte. Wir sind uns wohl darüber einig, daß dem Unternehmen schwierige Zeiten bevorstehen. Wie ich Ihnen bereits gesagt habe, war mein Vorschlag, Sie Ihres Postens zu entheben, nicht persönlich gemeint. Ich bin der ehrlichen Überzeugung, der Verkauf der Firma würde den Interessen der Aktionäre am besten dienen. Andererseits hätte ich volles Verständnis dafür, wenn Sie der Meinung wären, eine weitere Zusammenarbeit zwischen uns sei nicht möglich. Deshalb bin ich gerne bereit, als Aufsichtsratsvorsitzender zurückzutreten, wenn Sie es möchten. Es liegt bei Ihnen.«
Ich überlegte einen Augenblick. Zunächst überraschte mich
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