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Tödliche Aktien

Titel: Tödliche Aktien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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versprochenen Vorauszahlung zu leisten. Daß es klappt, kann ich nicht versprechen, aber schaden kann der Versuch auch nicht.«
    An diesem Abend wurde es spät für uns alle. Um halb zehn brach Sorenson schließlich in sein Hotel auf – Balbirnie House. Willie wollte ihn dort am nächsten Tag zum Frühstück aufsuchen, um die Durchsicht der Bücher abzuschließen.
    Ich fuhr nach Kirkhaven, erschöpft, aber glücklich über den Verlauf der Ereignisse.
    Einen Anruf hatte ich noch zu erledigen, als ich an diesem Abend nach Hause kam. Zehnmal läutete es, bevor sie abnahm.
    »Hallo?«
    »Karen? Mark hier.«
    »Oh, hallo, Mark.« Offenbar war sie auf Ärger gefaßt.
    Den sollte sie auch haben.
    »Warum hast du gegen mich gestimmt?«
    »Weil du unrecht hast«, erwiderte sie kalt. »Du bist inzwischen in Sachen FairSystems genauso verbohrt wie dein Bruder. Du siehst nicht mehr klar. Die Firma ist hin. Du mußt verkaufen.«
    Das brachte mich auf die Palme. »Du mußt schon mir überlassen, ob ich verkaufe oder nicht. Ich bin der Chef. Es ist unglaublich, daß du mir so in den Rücken gefallen bist. Du hättest doch die erste sein müssen, die mich unterstützt!«
    Am anderen Ende der Leitung herrschte Schweigen.
    »Karen? Karen?«
    »Ich hab’ es nicht nötig, mir dein Geschrei anzuhören«, erklärte sie und legte auf.
    Ich rief zurück und ließ das Telefon endlos läuten, aber sie nahm nicht ab.
    Zu dritt saßen wir an dem kleinen Tisch in meinem Büro – Sorenson, Willie und ich – und betrachteten Willies tägliche Cashflow-Prognose, vor allem die Spalte, die mit »13. Juni« beschriftet war. Das war zwei Tage vor dem Zahltag, dem Zeitpunkt, zu dem unser Konto zum erstenmal rote Zahlen aufweisen würde. Um genau zu sein, ein Minus von fünfundvierzigtausend Pfund.
    »Tut mir leid, Mark, aber diese Zahl macht mir ehrlich Kummer. Graham Stephens hat mich über die gesetzlichen Vorschriften aufgeklärt, denen ich als Aufsichtsratsvorsitzender nach schottischem Gesellschaftsrecht unterliege. Danach ist es unzulässig, einem Unternehmen die Fortführung seiner Geschäfte zu gestatten, wenn man weiß, daß es nicht in der Lage ist, seinen Zahlungsverpflichtungen nachzukommen. Und es hat ganz den Anschein, als würden wir uns in einer Woche in dieser Lage befinden.«
    »Wir treiben das Geld schon auf«, sagte ich.
    »Wie?«
    »Es gibt viele Möglichkeiten. Irgendwie schaffen wir es schon.«
    Prüfend sah Sorenson mich an. Er wußte, daß ich keine Ahnung hatte, woher ich das Geld nehmen wollte, aber er wußte auch, daß ich alles versuchen würde und daß ich, wie er selbst gesagt hatte, die Flinte nicht so leicht ins Korn warf. Schließlich rang er sich zu einer Entscheidung durch.
    »Okay. Sie haben bis zum nächsten Mittwoch Zeit. Sieben Tage. Wenn sich die Situation bis dahin nicht entscheidend geändert hat, melde ich Konkurs an.«
    Ich hüstelte. »Eine der Möglichkeiten wäre, daß Sie ein bißchen von Ihrem eigenen Geld lockermachen.«
    Stocksteif saß Sorenson da. Ich spürte, wie Willie neben mir in seinem Stuhl zusammenkroch. Aber so unbillig war das Ansinnen gar nicht. Und Sorenson hatte gewiß ein paar Reserven, die er entbehren konnte.
    »Sie haben selbst gesagt, daß Sie häufig Firmen unterstützen, an die Sie glauben.«
    Er schnaufte ein wenig. »Wie Sie wissen, Mark, habe ich bereits beträchtliche Anteile an dieser Firma, und natürlich laufe ich auch Gefahr, mein Aufsichtsratsgehalt zu verlieren. Was aber noch wichtiger ist, hier steht mein Ruf auf dem Spiel, und der ist mein wichtigstes Kapital. Im übrigen möchte ich Sie daran erinnern, daß ich einen Verkauf immer noch für die beste Lösung halte. So gesehen, wäre es ja wohl unlogisch, Aktien zu kaufen, oder?«
    Ich war mir nicht so sicher, daß seine Anteile tatsächlich so »beträchtlich« waren, aber was er vorbrachte, war natürlich vernünftig. Enttäuscht sagte ich: »Okay.«
    »Also, sieben Tage lang können Sie auf meine Unterstützung zählen.«
    Noch hatte ich die Hoffnung nicht aufgegeben, daß es mir gelingen würde, irgendwoher neue Mittel aufzutreiben. Und wenn alle Stricke rissen, blieb noch immer meine Bank, obwohl ich das, wenn irgend möglich, vermeiden wollte.
    In diesem Augenblick steckte David den Kopf zur Tür herein. Sorenson hatte Wort gehalten und David dazu überredet, seine Arbeit bei FairSystems fortzusetzen und mich weiterhin als Geschäftsführenden Direktor zu akzeptieren. Ich war mir nicht ganz sicher, was seine

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