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Tödliche Aktien

Titel: Tödliche Aktien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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anderen Beteiligungen gegen mich gestimmt haben. Was ich wissen möchte: Was haben Sie mit meiner Firma vor?«
    Hartmans Mund umspielte ein dünnes Lächeln. »Nichts. Nur eine Investition wie andere auch. Allein ist Ihr Unternehmen ohne Bedeutung. Es braucht einen Partner, der finanziell leistungsfähiger ist. Wenn das der Fall ist, wird der Aktienkurs nach oben gehen. Ich werde ein bißchen Geld verdienen und verkaufen. So einfach ist das.«
    »Und was geschieht mit Leuten, die Ihnen dabei im Wege sind?«
    »Wenn sie gegen die Interessen der Aktionäre handeln und wenn es einen Antrag gibt, sie aus der Firmenleitung zu entfernen, dann unterstütze ich diesen Antrag natürlich.«
    »Und wie sieht es mit anderen Methoden aus, sie aus dem Weg zu schaffen?«
    »Was wollen Sie damit sagen?«
    »Sie wissen doch wahrscheinlich, daß mein Bruder Richard ermordet wurde, oder?«
    »Ja, hab’ davon gehört. Nicht schön.«
    Er wollte mich reizen. Ich reagierte nicht.
    Schließlich ergriff er selbst wieder das Wort. »Hören Sie, Fairfax, wenn Sie glauben, daß ich jemanden wegen Ihrer beschissenen kleinen Firma umgebracht hab’, müssen Sie ’nen Knall haben.« Er deutete in die Richtung, aus der er gekommen war, in Richtung des Handelssaals. »Da drüben handel’ ich mit zwei Milliarden Dollar. Was ist Ihr Unternehmen wert? Wenn’s hochkommt, fünfzehn Millionen. Warum sollte ich deshalb jemanden umlegen lassen? Vorausgesetzt, ich bediente mich solcher Methoden, was, nebenbei bemerkt, nicht der Fall ist.«
    Irgendwie leuchtete das ein. Also suchte ich einen anderen Angriffspunkt. »Sie stehen in dem Ruf, über die Unternehmen, in die Sie investieren, außerordentlich gut informiert zu sein.«
    Hartman lachte, ein kurzes, freudloses Bellen. »Hübsch, wie Sie das sagen. Ja, ich bin gut informiert. Ich tue alles, was legal möglich ist, um mich in den Besitz von Informationen zu bringen. Da lassen manche den Moralapostel raushängen. Aber es ist gut für die Märkte.«
    »Ach, ja?« sagte ich.
    »In der Tat. Schon mal was vom Leitstier gehört?« Hatte ich, aber er kannte jetzt kein Halten mehr. »Der Markt ist wie eine Rinderherde in wilder Flucht. Es sei denn, sie haben jemanden, dem sie folgen können. Irgendein intelligentes Tier muß vorauslaufen und entscheiden, wohin die Reise gehen soll. Und das bin ich. Ich bin der Leitstier. Ich kriege die Information als erster und zeige den anderen, wo’s langgeht. Sie brauchen mich.« Er hatte sich jetzt richtig in Rage geredet und fuchtelte mit den Armen herum. »Das Wertpapierrecht ist doch Mist. Irgend jemand weiß immer mehr über irgendwelche Aktien als all die tauben Nüsse. Zum Teufel, niemand weiß mehr über FairSystems als Sie, und Sie dürfen Aktien kaufen und verkaufen, oder?«
    »Erst zwei Jahre nach der Erstplazierung«, korrigierte ich ihn.
    »Okay, okay, das sind Details. Aber danach? Danach können Sie nach Belieben Aktien kaufen und verkaufen und Leute wie mich übervorteilen, die herauszufinden versuchen, was läuft. Wer will uns einen Vorwurf daraus machen, wenn wir versuchen, uns ein bißchen schlau zu machen?«
    »Auch wenn es gegen das Gesetz ist?«
    Hartman nahm sich ein bißchen zurück. »Nein, ich halte mich an das Gesetz. Ich will nur sagen, daß man dieses Scheißgesetz endlich ändern muß.
    Wie dem auch sei, Sie wollten wissen, was ich von Ihrem Unternehmen will. Ganz einfach. Ich möchte, daß Sie endlich aufhören, den Clown zu machen, und verkaufen. Dann kann ich mein Geld nehmen und es in interessantere Objekte investieren. Kapiert?«
    »Ich verkaufe nicht«, sagte ich.
    »Mein Gott!« rief Hartman aus. »Noch einer von diesen verdammten Nassauern. Ihr klammert euch an eure Stühle, als ginge es um euer Leben. Leute wie ihr haben dieses Land an den Rand des Ruins gebracht, bis wir Investoren uns auf die Hinterbeine gestellt und auf die Aktionärsinteressen gepocht haben. Um so ’nen Posten zu zittern! Das ist doch Schwachsinn.«
    Ich verzichtete darauf, ihn daran zu erinnern, daß ich Engländer war, schon einen guten Posten hatte, bevor ich zu FairSystems ging, und daß wir über eine schottische Firma sprachen. Offenbar stand seine Meinung fest. Immerhin wußte ich jetzt, woran ich mit ihm war. Ich hatte in Erfahrung gebracht, was ich wissen wollte.
    »Ich glaube, es hat keinen Zweck, dieses Gespräch fortzusetzen«, sagte ich. »Auf Wiedersehen, Mr. Hartman.«
    »Puh!« rief Rachel aus, als wir das Gebäude verlassen hatten. »Was für

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