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Tödliche Aktien

Titel: Tödliche Aktien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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wenn er es war, warum legte er dann soviel Wert darauf, daß ich nach London zurückkehrte?
    Ich bekam keine Ordnung in meine Gedanken. Die erste Wut hatte sich zwar gelegt, aber es brodelte noch immer in mir. Die Bilder stürmten auf mich ein: die vielen Abendessen zu zweit, Karen, wie sie am Telefon mit einem Kunden flirtete, ihr rosig angehauchtes Gesicht im Inch Tavern. Alle diese Bilder, die mir so viel bedeutet hatten, waren jetzt mit einem Trauerrand versehen.
    Schließlich hörte ich Rachel sagen: »Du solltest jetzt zu Bett gehen.«
    Ich nickte, stand auf und ging etwas steif die Treppe hinunter. An der Tür zu meinem Schlafzimmer drehte ich mich noch einmal zu ihr um, lächelte schwach und ging hinein.
    Doch es war mir unmöglich, in diesem Bett zu schlafen. Ich nahm eine Decke und legte mich oben im Wohnzimmer aufs Sofa.
    Schweigsam flogen Rachel und ich nach Schottland zurück. Rachel überließ mich meinen Gedanken. Und es gab eine Menge Dinge, über die ich nachzudenken hatte.
    Ich hatte Karen verloren, obwohl ich nicht sicher war, ihre Liebe jemals richtig besessen zu haben. Ich kam mir töricht vor, und ich hatte das Gefühl, ausgenutzt worden zu sein. Außerdem war ich wütend. Mein Stolz war verletzt. Was fand sie an Forrester, diesem Einfaltspinsel? Oder wer immer es war. Je mehr ich darüber nachdachte, desto klarer wurde mir, daß es jeder sein konnte.
    Doch gleichzeitig stellte ich zu meiner Überraschung fest, daß ich auch ein gewisses Gefühl der Erleichterung verspürte. Karen war immer unberechenbar geblieben. Ich hatte mich sehr um diese Beziehung bemüht, und obwohl mir das die Sache wert gewesen war, solange es dem Anschein nach gutgegangen war, empfand ich es doch als angenehm, daß ich mir jetzt keine Gedanken mehr um sie machen mußte. Ich hatte genug eigene Probleme.
    Ich saß in meinem Büro und blickte auf das elektronische Meer. Richards Tod hatte mich aus dem Gleichgewicht geworfen. Ich mußte verhindern, daß Karens Treulosigkeit diesen Zustand noch verschlimmerte. Manchmal kam ich mir vor wie ein winziges Stück Treibholz, das von den brandenden Wellen nach Belieben umhergeworfen wurde. Onada, Jenson, Hartman, Baker, Doogie. Sie alle schubsten mich herum, und sie schubsten die Leute herum, mit denen ich zusammenarbeitete. Wahrscheinlich hatte einer von ihnen auch gedroht, mich umzubringen. Es war nur eine Frage der Zeit, bis er die Drohung wahrmachte.
    Bisher hatte ich auf die Ereignisse nur reagieren können.
    Das sollte sich jetzt ändern.
    Ich erzählte Rachel, was ich vorhatte. Sie war begeistert.
    Zuerst rief ich Hartman an. Für Donnerstag verabredete ich ein Treffen mit ihm in seinem Büro in New York.
    Dann rief ich die SEC in Washington an. Ich erklärte, ich hätte Informationen über Insidergeschäfte in meinem Unternehmen. Auch hier wurde ein Treffen in New York vereinbart.
    Dann Jenson Computer. Freitag in Palo Alto.
    Bei Baker und Doogie war ich mir nicht so sicher. Die überließ ich wahrscheinlich besser der Polizei. Außerdem mußte ich Kerr wohl von Yoshis Besuch im Inch Tavern berichten. Ich wollte gerade Sergeant Cochrane anrufen, als Susan meldete, Detective Inspector Kerr sei unten.
    »Schicken Sie ihn herauf!«
    Kerr sah müde und ernst aus. Sein Begleiter war ein jüngerer Mann in einem gepflegten Anzug.
    »Detective Inspector Morland von der Kriminalpolizei Edinburgh.«
    »Tag, Inspektor. Möchten Sie eine Tasse Kaffee?« fragte ich. »Sie sehen aus, als könnten Sie eine brauchen.«
    »Und ob«, sagte Kerr. »Mit Milch. Drei Stücke Zucker.«
    Morland schüttelte den Kopf.
    Ich ging zum Automaten und kam mit zwei Bechern zurück. »Was kann ich für Sie tun?« fragte ich.
    »Doogie Fisher ist tot«, sagte Kerr. »Ermordet.«
    »Was?«
    »Man hat ihn am Fuß einer Klippe in seinem Auto gefunden. Ein Spaziergänger hat ihn bei Ebbe entdeckt. Sieht so aus, als hätte ihn jemand erdrosselt und ihn dorthin gefahren.«
    »Wann ist es passiert?«
    »Irgendwann gestern nacht. Zuletzt wurde er mit ein paar Freunden in einem Pub gesehen. Als er ging, hat er gesagt, er will jemanden treffen. Offenbar hat er sich darauf gefreut.«
    »Haben Sie einen Verdacht?«
    Kerr seufzte. »Nein. Im Augenblick jedenfalls noch nicht. Aber Inspector Morland und seine Kollegen arbeiten daran.«
    »Glauben Sie, daß es eine Verbindung zu Richards Tod gibt?«
    »Wissen wir noch nicht. Aber das wird natürlich überprüft. Doogies Hund war in seinem Schlafzimmer eingeschlossen, was

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