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Tödliche Aktien

Titel: Tödliche Aktien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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ein Kapitalistenschwein! Von mir aus kann man Leute wie ihn an die Wand stellen. Wo ist Lenin, wenn man ihn braucht?«
    »Vielleicht hast du recht, aber ich glaube nicht, daß Hartman Richard umgebracht hat, oder?«
    »Nein«, räumte sie ein. »Bei einer Mega-Übernahme würde ich es nicht ausschließen. Doch FairSystems ist zu klein.«
    »Weißt du, was am schlimmsten ist?« fragte ich sie.
    »Was?«
    »Wenn das Projekt Plattform auf den Markt kommt und der Kurs nach oben schnellt, macht der Scheißkerl ein Vermögen.«
    »Wohl wahr«, sagte Rachel traurig. Dann hellte sich ihr Gesicht auf. »Immerhin können wir der SEC bei ihren Nachforschungen helfen.«
    »Es wird mir ein echtes Vergnügen sein!«
    An der U-Bahn-Station Chambers stiegen wir die Treppen zum Foley Square hoch und standen unter den imposanten Säulen des Bezirksgerichts. Wir umrundeten das Gebäude, gingen an einer Reihe Imbißständen vorbei und gelangten auf einen kleinen ungepflegten Platz, auf dem eine Anzahl gelangweilter Polizisten herumstanden. Gegenüber einer häßlichen roten Riesenplastik befand sich ein noch häßlicherer brauner Büroblock, der Sitz der Staatsanwaltschaft. Hier waren die Prozesse gegen Ivan Boesky, Dennis Levine und Martin Siegel vorbereitet worden. Diese Verurteilungen hatten Rudolph Giuliani, dem ehemaligen Staatsanwalt des Southern District of New York, enorme Publizität eingetragen. Jetzt war er Bürgermeister der Stadt.
    Als ich die SEC in Washington angerufen hatte, hatte man mich schließlich mit einer Staatsanwältin namens Adele Stephenson verbunden, mit der wir in diesem Gebäude verabredet waren.
    Durch eine Reihe schmaler Gänge führte man uns in ein Konferenzzimmer. Dort warteten vier Leute. Als wir eintraten, sprangen sie alle auf. Eine von ihnen reichte mir die Hand.
    »Guten Morgen, Mark. Ich bin Adele Stephenson. Wir haben miteinander telefoniert.« Sie mochte etwa vierzig sein und hatte ein lebhaftes, intelligentes Gesicht. »Dies ist Mike Lavalle, ein Kollege von der SEC in Washington. Tony Macchia und Dan Gilligan von der Staatsanwaltschaft New York. Wir arbeiten gemeinsam an diesem Fall. Nehmen Sie bitte Platz.«
    Rachel und ich setzten uns. Es war interessant, daß sowohl die SEC als auch die Staatsanwaltschaft New York mit der Untersuchung befaßt waren. Offenbar hatte Steve recht, das hier war keine Routineuntersuchung. Andererseits überraschte nicht, daß der zuständige Staatsanwalt ein besonderes Interesse an der Finanzkriminalität entwickelte, nachdem sein Vorgänger damit soviel Erfolg gehabt hatte.
    »Vielen Dank, daß Sie sich Zeit für uns genommen haben«, begann ich.
    »Keineswegs. Es ist sehr liebenswürdig von Ihnen, daß Sie die lange Reise gemacht haben. Und glauben Sie mir, wir sind sehr interessiert an dem, was Sie uns zu sagen haben.«
    »Wie Sie wissen, bin ich Geschäftsführender Direktor von FairSystems. Und wie Ihnen vielleicht ebenfalls bekannt ist, wurde mein Bruder vor etwa zwei Monaten ermordet.«
    »Ja, wir haben das von der schottischen Polizei erfahren. Mein Beileid.«
    »Danke. Aber ich bin mir nicht sicher, wieviel Sie über FairSystems wissen.«
    »Tun Sie so, als wüßten wir gar nichts. Berichten Sie bitte von Anfang an.«
    Also erzählte ich ihnen, wie es FairSystems seit Richards Tod ergangen war, und schilderte das Interesse, das Jenson, Onada und Hartman für unser Unternehmen gezeigt hatten. Ich informierte sie darüber, daß, nach der Kursentwicklung zu urteilen, Hartman und möglicherweise auch Jenson Computer Aktienpakete illegal zusammenkauften. Außerdem berichtete ich von Richards Verdacht, daß der Aktienkurs manipuliert worden sei, und von den Umständen seiner Ermordung.
    Alle vier hörten aufmerksam zu und machten sich Notizen.
    Als ich fertig war, schrieben sie noch eine ganze Weile weiter. »Paßt das zu dem, was Sie wissen?« fragte ich.
    »Sehr gut. Was Sie uns berichtet haben, wird sehr nützlich sein. Wir müssen möglichst schlüssige Beweise haben, bevor wir handeln können.«
    »Man erzählt sich, daß Sie gegen Frank Hartman ermitteln.«
    Adele verzog das Gesicht. »Ja. Wir haben versucht, es nicht an die große Glocke zu hängen. Seit zwei Jahren ermitteln wir gegen Hartman. Mit Boeskys Verhaftung im Jahr 1987 haben die Insidergeschäfte nicht aufgehört, sie werden jetzt nur versteckter abgewickelt. Früher waren diese Spekulanten unverfrorener und leichtsinnig. Trotzdem haben wir Jahre gebraucht, um sie festzunageln.
    Jetzt sind

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