Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Tödliche Aktien

Titel: Tödliche Aktien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
Vom Netzwerk:
aus dem Staub gemacht. Vor zwei Tagen hat er Streit mit seiner Frau gehabt und ist von zu Hause fort. Wir wissen nicht, wo er ist. Aber wir kriegen ihn.«
    VIERUNDZWANZIG
    Mit mindestens hundert anderen Menschen waren wir sechs Meter unter der Erde in eine Metallkiste eingequetscht. Rush-hour. Am Abend zuvor waren Rachel und ich in New York eingetroffen. Unser Flugzeug hatte vier Stunden Verspätung gehabt, daher waren wir in einem Hotel am Flughafen abgestiegen. Jetzt fuhren wir mit der U-Bahn ins Zentrum, um das Spesenkonto zu schonen.
    Schweigen herrschte in dem Waggon, während er uns durch die Dunkelheit schaukelte. Mein Kopf befand sich keine zwanzig Zentimeter von einem Banker entfernt, der am Abend zuvor etwas sehr Würziges gegessen hatte. Die Klimaanlage stand auf verlorenem Posten gegen die Wärme. Es war kochend heiß. Obwohl ich meinen leichtesten Sommeranzug trug, lief mir der Schweiß über den Körper. Einen Meter entfernt stand Rachel. Sie sah gut aus in ihrem knappen schwarzen Top und der schwarzen Hose. Kein BH. Wahrscheinlich ihre Sommerkluft. Hoffentlich wußte Hartman es zu schätzen.
    Plötzlich zog sie die Augenbrauen hoch und griff hinter sich. »Entschuldigen Sie!« sagte sie laut. Die dichtgedrängten Fahrgäste in ihrer Umgebung zogen sich etwas zurück. Wieder so eine Verrückte. »Entschuldigen Sie! Gehört das jemandem? Ich hab’s an meinem Hintern gefunden.«
    Sie hielt eine Hand empor. Sie ragte aus dem Ärmel eines Anzugs heraus, der wiederum zu einem kleinen bebrillten Mann mit »Wall Street Journal« und Aktenkoffer gehörte. Er sah aus, als hätte er am liebsten nichts mit dem kompromittierenden Körperteil zu tun gehabt.
    »Ach, ist das Ihre, Sir? Behalten Sie sie doch in Zukunft in der Tasche. Da richtet sie weniger Unheil an.«
    Der Mann wurde knallrot, und der ganze U-Bahn-Wagen brach in schallendes Gelächter aus. An der nächsten Station hatte der Mann es sehr eilig mit dem Aussteigen.
    Hartmans Büros befanden sich unweit des Rockefeller Center in einem dieser gesichtslosen Bürotürme. Ein Stockwerk gehörte ihm, das sechsundzwanzigste. Auf dem Firmenschild an der Tür stand Hartman Capital.
    Unter den Augen einer elegant gekleideten Farbigen warteten wir am Empfang. Links war eine Tür mit der Aufschrift »Nur für Angestellte«. Leute, die es sehr eilig zu haben schienen, hasteten hinein und hinaus. Wenn die Türflügel aufgingen, konnten wir einen flüchtigen Blick in einen kleinen Handelssaal mit vielleicht zwanzig Schreibtischen erhaschen.
    Nach zwanzig Minuten kam ein Mann Mitte Vierzig durch die Tür. Er war hochgewachsen und hager, die wenigen Haare, die ihm verblieben waren, trug er kurzgeschoren. Er kam direkt auf uns zu, verzichtete auf jegliche Vorstellungsprozedur und sagte einfach: »Kommen Sie durch!«
    Er führte uns durch die Tür dem Handelssaal gegenüber in ein kleines Konferenzzimmer, dessen Fenster auf die Seitenfläche des benachbarten Wolkenkratzers gingen.
    »Setzen Sie sich«, sagte er und deutete auf ein paar Stühle. Er selbst ging auf die andere Seite des Tisches, nahm sich einen der Stühle und zog den rechten Fuß auf das linke Knie. Er blickte uns durch seine schwarzgefaßte Brille an, während die Pyramide, die er mit seinen Fingern gebildet hatte, in regelmäßigen Abständen an sein Kinn klopfte. Bei jedem anderen hätte man das als entspannte Haltung gedeutet, nicht jedoch bei Hartman. Er war gespannteste Aufmerksamkeit.
    Einen Augenblick lang herrschte Schweigen. »Sie wollten mich treffen. Ich habe nur zehn Minuten Zeit. Also sollten Sie besser zur Sache kommen.«
    Okay. »Mr. Hartman, ich weiß, daß Sie Anteile an meinem Unternehmen haben.«
    »Hartman Capital hat ein kleines FairSystems-Aktienpaket, das trifft zu. Eins Komma zwei Prozent, wenn ich mich richtig entsinne.«
    »Wir nehmen an, daß Ihre Anteile wesentlich größer sind, wenn man die Aktienpakete der Unternehmen hinzurechnet, an denen Sie beteiligt sind.«
    Zwischen Hartmans Augenbrauen deutete sich eine kleine, ärgerliche Falte an. »Meine anderen finanziellen Beteiligungen gehen Sie nichts an, Mr. Fairfax.«
    »Ich denke doch, wenn Sie insgesamt einen erheblichen Teil von FairSystems besitzen.«
    Hartman schnaubte verächtlich. Ich wartete und hoffte, ihm irgendeine Äußerung entlocken zu können. Doch er wartete ebenfalls. Er dachte gar nicht daran, irgend etwas zu sagen.
    »Ich weiß, daß Sie auf der letzten außerordentlichen Hauptversammlung zusammen mit Ihren

Weitere Kostenlose Bücher