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Tödliche Aktien

Titel: Tödliche Aktien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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Verbindung stehen.«
    »Darf ich mal sehen?«
    Er schob mir ein Stück Papier zu – eine Liste mit Firmennamen, letztem Käufer und Kaufdatum. Kein Titel, kein Briefkopf, keine Unterschrift.
    Rachel und ich lasen uns die Namen durch. Ich kannte nur einen. Futurenet, im September 1992 von Jenson Computer erworben.
    »Ist Wagner Phillips in allen Fällen der Broker?«
    »Nein«, antwortete Adele schnell, offensichtlich bemüht, das Heft wieder in die Hand zu nehmen. »Hartman wickelt seine Geschäfte mit einer Reihe von Brokern ab – mit jedem großen Maklerbüro, das noch bereit ist, mit ihm zusammenzuarbeiten. Und von den kleineren Brokerfirmen ist Wagner Phillips wahrscheinlich sein wichtigster Geschäftspartner, vor allem im High-Tech-Bereich.«
    »Hatte Wagner Phillips die Finger auch im Futurenet-Geschäft?«
    »Höchstwahrscheinlich. Die Firma handelte im Auftrag des Käufers, Jenson Computer. Hartman hat zahlreiche Transaktionen durch Wagner Phillips abwickeln lassen.«
    Das überraschte mich nicht. »Kann ich das behalten?« fragte ich und hielt das Blatt Papier hoch.
    »Die Liste haben wir damals bereits Ihrem Bruder geschickt. Nach seinem Tod hat sich die englische Polizei mit uns in Verbindung gesetzt. Wie Sie ging die Polizei von der Vermutung aus, sein Tod könnte etwas mit seinem Verdacht zu tun haben.«
    Also hatte Donaldson die Sache schon verfolgt. Offenbar ohne Ergebnis.
    »Hat sie einen Zusammenhang entdeckt?«
    »Nein. Ich habe mit Superintendent Donaldson gesprochen, nachdem Sie sich bei uns gemeldet haben. Er hat gesagt, von ihm aus könnten wir Ihnen die Informationen gern geben.«
    Nett von ihm, dachte ich. Dabei hatte er mich bei der ersten Befragung in Sachen FairSystems-Aktien bestimmt in Verdacht gehabt. Ich war froh, daß er mich offenbar von seiner Liste gestrichen hatte. Allerdings fragte ich mich, wer nach Doogies Tod überhaupt noch draufstand.
    Adele Stephenson deutete auf das Papier in meiner Hand. »Sieht so aus, als sei FairSystems das nächste Opfer. Wir würden hier gerne genügend Beweise zusammentragen, um Anklage erheben zu können. Wir sind Ihnen für jeden Hinweis dankbar.«
    Rachel und ich standen auf. Die vier Staatsanwälte schüttelten uns die Hand.
    »Ach, Mark«, rief mir Adele hinterher.
    »Ja?«
    »Seien Sie vorsichtig. Wenn man diese Kerle in die Ecke treibt, können sie gefährlich werden.«
    Noch am selben Nachmittag flogen wir mit American Airways vom Flughafen La Guardia nach San Francisco. Am nächsten Morgen wollten wir bei Walter Sorenson vorbeischauen und danach Jenson in seiner Fabrik in Palo Alto aufsuchen. Mit dem Taxi fuhren wir in unser Hotel nach Menlo Park im Norden von Silicon Valley. Hier war es erst sechs Uhr abends, in Schottland dagegen schon weit nach Mitternacht. Es war ein langer Tag gewesen, und der folgende versprach nicht, kürzer zu werden.
    Ich sah Rachel an. Sie blickte hinaus auf die San Francisco Bay, die am Taxifenster vorbeiflog. Wir waren ein gutes Team. Trotz unterschiedlicher Herkunft und Ausbildung dachten wir sehr ähnlich. Bei dem Gedanken an den Abend in ihrer Wohnung in Glenrothes, als sie mir aus ihren Gedichtbänden vorgelesen hatte, lächelte ich.
    Wir hielten vor dem Hotel und gingen zur Rezeption. Die Empfangsdame betätigte ein paar Tasten ihres Computers. »Ein Doppelzimmer?«
    Ich wollte sie schon verbessern. Da zögerte ich und sah Rachel an. Sie sah mich an. Ihre Mundwinkel zuckten.
    »Ein Doppelzimmer«, bestätigte ich.
    Ursprünglich hatte sich die Hotelangestellte bei ihrer Frage sicherlich nichts gedacht, doch unser Zögern hatte sie sehr wohl bemerkt. Als sie die Daten nun in ihren Computer eingab, konnte sie sich ein leichtes Lächeln nicht verkneifen.
    »So, hier ist Ihre Chipkarte. Ihr Raum liegt im dritten Stock. Einen angenehmen Aufenthalt wünsche ich.«
    Im Fahrstuhl empfand ich plötzlich Nervosität und Aufregung. Etwas zaghaft lächelte ich sie an. Sie lächelte zurück. Wir sagten keinen Ton.
    Im Zimmer ließ ich die Taschen fallen. »Hübsch«, sagte Rachel und sah sich um. Sie öffnete den kleinen Schrank, in dem der Fernseher stand, und untersuchte die Minibar. Dann verschwand sie im Badezimmer.
    Unschlüssig, was ich in der Zwischenzeit mit mir anfangen sollte, trat ich ans Fenster und blickte hinaus auf den Hotelparkplatz und eine vielbefahrene Kreuzung. Mein Herzschlag beschleunigte sich. Vergeblich versuchte ich, die Sache gelassen zu sehen, mich zu beruhigen, auf sie zu warten.
    Endlich

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