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Tödliche Aktien

Titel: Tödliche Aktien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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gewiß, darüber können wir reden.« Er goß uns Mineralwasser aus einer Flasche auf dem Tisch ein. »Aber wir haben die Hände auch nicht in den Schoß gelegt. Die Sache läßt sich hervorragend an.« Selbst begnügte er sich mit einem halben Glas. »Damit schießen wir den Vogel ab. Das Betriebssystem läuft wirklich gut auf den neuen Geräten. Das Ganze ist viel besser, als selbst ich gedacht habe.«
    Rachel lächelte still in sich hinein.
    »Diese Frau ist ein Genie, Mark. Ein echtes Genie. Nein, wirklich. Keiner von unseren Burschen hier hätte etwas Ähnliches zustande gebracht. Und wir haben einige der Besten aus dem ganzen Gewerbe.«
    »Das will ich gerne glauben«, sagte ich.
    »Kommen Sie und sehen Sie sich’s an.« Jenson sprang auf und stürmte zum Büro hinaus. Wir versuchten, Schritt zu halten, und fegten an Sicherheitsposten vorbei, die froh waren, wenn sie einen flüchtigen Blick auf unsere Besucherausweise werfen konnten. Jenson sprach genauso rasch, wie er ging, aber ich konnte ihn kaum verstehen. Ein Telefon an seinem Gürtel piepte. Er bellte eine Antwort hinein, und nach fünfzehn Sekunden war das Gespräch beendet.
    Wir überquerten einen geteerten Platz und gingen auf eines der geheimnisvollen »Raumschiffe« zu. »Halle A« stand darauf.
    Durch eine Seitentür wurden wir hereingelassen. An immer neuen Sicherheitsleuten rauschten wir in Jensons Schlepptau vorbei. Dann gingen wir einen kurzen Gang entlang und betraten einen großen Raum voller Werkbänke. Alles war aus Plastik und Metall. Das Ganze hatte viel Ähnlichkeit mit unserer Herstellungsabteilung in Glenrothes, nur daß hier alles viel größer war. Eine Tatsache, die ich irgendwie als tröstlich empfand. Bei Jenson gab es allerdings zusätzlich einige sehr teuer aussehende Maschinen.
    Jenson erklärte: »Hier entwickeln, montieren und testen wir. Alle Bausteine werden von anderen Firmen hergestellt, oft in Fernost. Mit Ausnahme der Chips. Die kommen aus unserem eigenen Intercirc-Werk, nur wenige Kilometer die Straße hinunter. Sehen Sie sich das hier an, Rachel!«
    Er zog uns an einen Arbeitstisch, an dem sich ein junger Mann in einem schwarzen T-Shirt über die Eingeweide eines Computers beugte. Als wir näher traten, lächelte er Rachel wie ein alter Bekannter zu, und die beiden sprachen über die Ergebnisse der Tests, die er durchgeführt hatte. Rachel schien gern mit ihm zu sprechen. Doch Jenson zog uns schon weiter zu einer Gruppe von Ingenieuren, die sich aufgeregt über Graphikchips unterhielten. Das Gespräch ging weit über meinen Horizont hinaus, nicht aber über Jensons. Seine Leute begegneten ihm geradezu mit Ehrerbietung. Bei diesem Rundgang ging eine fast gottähnliche Aura der Macht von ihm aus. Aber in diesen Reaktionen war auch Hochachtung. Er verstand etwas von seiner Sache.
    Nach etwa zwanzig Minuten führte er uns wieder in sein Büro. Während er vorauslief, flüsterte Rachel mir zu: »Er hat recht. Das nimmt alles Gestalt an. In ihrem neuen Modell arbeitet das FairRender-System wirklich hervorragend. Es gibt noch ein paar kleine Fehler, aber nichts Wesentliches.« Ihre Augen glänzten; sie war genauso begeistert wie Jenson.
    Als wir wieder in seinem Büro saßen, fragte er: »Na, was halten Sie davon, Rachel?«
    »Es ist gut. Sobald unsere Softwareverbesserungen integriert sind, wird es phantastisch funktionieren. Aber natürlich dürfen Sie den FairRender-Chip ohne unsere Erlaubnis nicht verwenden.«
    »Klar, das weiß ich doch.«
    »Wollen wir dann übers Geschäft reden?« fragte ich.
    Jenson antwortete nicht. Er blickte mich nur an. »Ich möchte Ihnen noch etwas zeigen. Kommen Sie!«
    Er betätigte einen Schalter, und das Glasfenster hinter ihm öffnete sich. Er führte uns auf den Rasen. Das Gras unter den Füßen war naß. Erst vor kurzem war es gesprengt worden. Jenson führte uns zu dem Holzbau, der mir gleich zu Anfang aufgefallen war.
    Als wir zu den Eingangsstufen kamen, streifte Jenson seine Schuhe ab. Wir folgten seinem Beispiel. Dann legte er sein winziges Handy ab. Fragend blickte er uns an. Wir schüttelten den Kopf – wir waren »unbewaffnet«.
    Das Gebäude war wie ein japanischer Tempel angelegt. Über Tatamimatten gingen wir zur anderen Seite des kühlen Holzraums, der sich zu einem winzigen, vielgestaltigen Garten hin öffnete, in dem zwischen Farnen und Moos kleine Bäche und Wasserfälle rieselten.
    »Hinsetzen!« befahl Jenson.
    Wir setzten uns, Rachel mit gekreuzten Beinen, Jenson in

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