Tödliche Aktien
herein!«
Das Innere war ein einziger offener Raum. Die Diele ging in einen geräumigen Wohnbereich über, mit einem großen Panoramafenster, das sich über die ganze Länge des Raums erstreckte.
»Sehen Sie sich die Aussicht an«, sagte Sorenson.
Wir traten ans Fenster. Es bot sich ein atemberaubender Blick über die Bäume und Flachbauten von Palo Alto hinweg auf die weite Bucht von San Francisco, die flimmernd im Sonnenlicht lag. Unterhalb des Hauses erstreckte sich eine große Rasenfläche bis zu einem Tennisplatz. Daran schlossen sich eine Holzterrasse und ein blauer Swimmingpool an. Das alles sah so aus, als hätte es eine hübsche Stange Geld gekostet.
»Wunderschön«, sagte Rachel. »Wie lange leben Sie hier schon?«
»Oh, fünf Jahre. Es ist nicht weit von Silicon Valley. Und es gefällt uns hier. Aber ich bin natürlich viel unterwegs.«
»Das kannst du laut sagen, mein Lieber. Augenblicklich verbringst du dein halbes Leben in Europa.« Hinter uns waren leichte, schnelle Schritte zu hören. Ich wandte mich um und erblickte eine schlanke, sehr gepflegte Frau um die Fünfzig. Sie hatte blondes Haar und ein straffes, leicht gebräuntes Gesicht. Es war schwierig zu entscheiden, was echt und was künstlich war, aber die Wangenknochen und die hellblauen Augen ließen darauf schließen, daß sie früher eine Schönheit gewesen sein mußte. Noch immer sah sie gut aus.
»Meine Frau Shirley. Shirley, das sind Mark Fairfax und Rachel Walker. Mark ist Geoffreys Sohn.«
»Sehr erfreut, Sie kennenzulernen«, sagte Mrs. Sorenson und reichte mir die Hand. »Die Geschichte mit Ihrem Bruder ist einfach schrecklich. Wie wird Ihr Vater damit fertig?«
»Es ist sehr schwer für ihn«, sagte ich.
»Richten Sie ihm bitte liebe Grüße aus, wenn Sie ihn sehen. Er ist ein so reizender Mensch.«
Ich fragte mich, wie diese vier Menschen zusammengepaßt hatten – mein Vater, meine Mutter, Sorenson und seine Frau.
»Möchten Sie eine Tasse Kaffee?«
Wir nahmen dankend an, und sogleich hörte man sie in der Küche mit Geschirr hantieren.
»Na, wie ist es in New York gelaufen?« fragte Sorenson.
In allen Einzelheiten berichtete ich ihm von unseren Gesprächen mit Hartman und der SEC. Er hörte mit großem Interesse zu.
»Sieht so aus, als hätte Richard eine ziemliche Schweinerei aufgedeckt«, sagte er. »Glauben Sie, daß die SEC eine Verhaftung vornehmen wird?«
»Im Augenblick noch nicht, aber es wird sicherlich dazu kommen. Ich hab’ den Eindruck, daß man dort ziemlich entschlossen ist.«
»Bisher hat man aber nichts gefunden, was auf eine Verbindung zu Richards Tod schließen läßt?«
»Nein. Ich habe bei der SEC gefragt, ob Donaldson was herausgefunden hat. Offenbar ist die schottische Polizei dieser Spur sehr sorgfältig nachgegangen, hat aber nichts entdeckt. Und natürlich gibt es auch andere Hinweise.« Ich berichtete ihm von Doogie und seinem Tod, von Yoshis Besuch im Inch Tavern und von David Bakers Verschwinden.
»Eine undurchsichtige Sache, aber ich nehme an, die Japaner stecken dahinter«, sagte Sorenson. »Dieser Yoshi scheint doch überall aufzutauchen. Und mit David Baker dürften Sie von Anfang an recht gehabt haben. Von dem hätten wir uns schon früher trennen sollen.«
Mrs. Sorenson kam mit dem Kaffee herein. Sie war schon im Begriff, sich zu setzen, als Sorenson sie anblickte. Das dauerte einen kurzen Moment, aber sie bemerkte es, und ein Anflug von Ärger glitt über ihr Gesicht. Es war einer jener Augenblicke, in denen man hinter die sorgfältig aufrechterhaltene Fassade einer Ehe blickt und einen Eindruck von ihrem wahren Zustand gewinnt.
»Ich lasse euch dann allein«, sagte sie und lächelte schon wieder. »Ich bin draußen auf der Terrasse.« Damit verließ sie das Zimmer.
»Also, haben Sie irgendeine Theorie?« fragte Sorenson.
»Nein. Aber ich denke, wir kommen der Sache langsam näher. Die Börsenaufsicht hat uns eine Liste mit verdächtigen Unternehmen überlassen, von denen man weiß, daß Hartman mit ihnen zu tun hat. Ich hab’ sie hier.« Ich nahm die Liste heraus und reichte sie ihm. »Kennen Sie welche davon?«
Nachdenklich legte Sorenson seine Stirn in Falten. »Na ja, gehört hab’ ich schon von einigen«, sagte er. »Futurenet entwickelt Software für Datennetze, glaube ich. Ein paar der anderen sind ziemlich bekannt.«
»Aber es gibt nichts, was sie Ihrer Kenntnis nach miteinander verbindet?«
Sorenson dachte einen Augenblick nach. »Tut mir leid. Ich wüßte
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