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Tödliche Aktien

Titel: Tödliche Aktien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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Gewissen, weil ich ihr die Sache damals vorgeschlagen hatte.
    »Genau über diesen Punkt, den Aktienkurs von FairSystems, wollte ich mit euch sprechen«, sagte Richard.
    Interessiert horchten wir auf.
    »Ich habe die Kursbewegung seit der Plazierung analysiert und mit einer Stichprobe ähnlicher Aktien verglichen, deren Kurs ebenfalls gefallen ist. Irgendwie verhält sich der Kurs von FairSystems merkwürdig.«
    »Wieso?«
    »Ich zeige es euch.«
    Er holte seinen Aktenkoffer und nahm einige Computerausdrucke heraus – Graphiken und Statistiken. Selbst mit Richards Erklärungen waren sie schwer zu entziffern. Es war typisch für Richard, daß dies die gründlichste Analyse einer Kursentwicklung war, die mir je unter die Augen gekommen war.
    »Also, was bedeutet das alles?« fragte Karen.
    »Es sieht so aus, als sei der Kurs von FairSystems angesichts aller zu berücksichtigenden Bedingungen ungewöhnlich stark gefallen.«
    Karen begutachtete die Diagramme, Tabellen, griechischen Buchstaben und nickte. »Okay. Und nun?«
    »Na ja, ich wäre euch dankbar, wenn ihr den Grund herausfinden könntet. Wißt ihr, ich kann mir nur die Zahlen ansehen. Ihr dagegen habt eure Kontakte am Markt, könnt Erkundigungen einziehen und feststellen, ob jemand was weiß.«
    »Hast du mit Wagner Phillips gesprochen?« Als die Makler von FairSystems mußten die Leute dort jede ungewöhnliche Marktbewegung erklären können.
    »Ja. Sie behaupten, es liege nur am schlechten Abschneiden des Unternehmens.«
    Wir sahen Karen an. Sie betrachtete die Zahlen und dachte nach. Dachte angestrengt nach.
    »Wieviel Geld hast du noch?« fragte sie.
    »Na ja, nicht mehr viel.«
    »Nicht mehr viel!« rief ich aus. »Vor einem halben Jahr hast du acht Millionen Dollar aufgenommen! Ist das alles weg?«
    »Fast«, sagte Richard. »Doch wir erwarten eine Vorschußzahlung von einem unserer Kunden, Jenson Computer. Die müßte uns einen Teil des Sommers über Wasser halten.«
    »Und was dann?« Ich war außer mir. Dieser verdammten Firma würde schon wieder das Geld ausgehen!
    Richard zuckte mit den Achseln.
    »Was sagt Wagner Phillips?«
    »Die sind keine große Hilfe. Sie sagen, es sei noch zu früh, um schon wieder an die Börse zu gehen. Aber sie haben einen potentiellen Käufer für das Unternehmen.«
    »Wer ist das?«
    »Das wollen sie nicht sagen. Der Kunde möchte anonym bleiben.«
    »Und? Verkaufst du?«
    Richard sah auf seine Hände hinunter. Am vierten und fünften Finger der linken Hand fehlte jeweils das letzte Glied. Es sah so aus, als wolle er nachsehen, ob der Schaden inzwischen behoben sei. »Nein.«
    »Nein? Richard, du bist pleite, wenn du nichts unternimmst!«
    »Es wäre völlig absurd, jetzt zu verkaufen. Das mußt du mir glauben.«
    »Mag sein, aber ich finde trotzdem, daß du verkaufen mußt, solange es noch geht. Ein Konkurs ist ’ne schlimme Sache. Da mußt du damit rechnen, daß deine Ideen für immer weg sind. Deine Leute verlieren ihre Stellung. Und wir unser Geld.« Bei aller Intelligenz schien es Richard am nötigen Realitätssinn zu fehlen. Er hatte ein Verlustgeschäft am Hals und mußte zusehen, es so rasch wie möglich loszuwerden. Ich war Trader, ich kannte mich mit diesen Dingen aus. Richard nicht, er war Erfinder.
    »Ich weiß, daß ein Konkurs schlimm ist!« entgegnete Richard scharf. »Und du kannst mir glauben, ich mache mir Gedanken. Vor allem über meine Leute. Einige sind schon fünf Jahre bei mir. Sie haben sieben Tage die Woche gearbeitet und wahre Wunderdinge vollbracht, um Termine einzuhalten. Und diese ganze Mühe soll jetzt umsonst gewesen sein? Ich werde schon für sie sorgen. Gut, es wird schwierig werden, aber wir schaffen es, du wirst schon sehen. Und wenn es soweit ist, dann werden eure Aktien ein hübsches Stück mehr wert sein als im Augenblick!«
    Schweigen. Karen und ich waren verblüfft. Richard verlor sonst nie die Fassung.
    Er holte tief Luft und fragte Karen: »Nun? Wirst du dich erkundigen?«
    »Klar tue ich das«, sagte Karen beschwichtigend. »Aber es könnte sich herausstellen, daß die Leute nur deshalb verkaufen, weil sie glauben, daß du pleite gehst. Ich melde mich bei dir.«
    Ich kochte Kaffee, aber wir tranken ihn rasch und gingen dann zu Bett. Ich war wütend auf meinen Bruder. Er war im Begriff, unser aller Geld zu verlieren – nicht zuletzt durch finanzielle Blauäugigkeit. Ich hatte geglaubt, was er mir über die Virtuelle Realität erzählt hatte. Und an seine technische Fähigkeit,

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