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Tödliche Aktien

Titel: Tödliche Aktien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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habe ich der Polizei schon gesagt. Vielleicht glauben sie mir jetzt.«
    »Ja, ich hoffe, sie hören mit der Fragerei auf. Es ist meinem Namen am Markt nicht sonderlich zuträglich, wenn da solche Leute kommen und alle möglichen Fragen stellen.« Sie nippte an ihrem Wein. »Wann willst du wieder nach Schottland?«
    »Am Sonntag abend. Ich dachte, wir können das Wochenende zusammen verbringen.«
    »Oh, Mark, das tut mir wirklich leid. Ich habe meiner Mutter versprochen, sie an diesem Wochenende noch einmal zu besuchen. Das letzte ist so danebengegangen. Ich glaube, ich bin es ihr schuldig.«
    »Schon in Ordnung«, sagte ich enttäuscht. Ich hatte mich sehr darauf gefreut – das letzte Wochenende vor meinem dreimonatigen Aufenthalt in Schottland. Aber natürlich wollte ich mich auf keinen Fall in die Beziehung zwischen Mutter und Tochter einmischen.
    »Komm schon«, sagte Karen und rückte näher an mich heran. »Zuerst kümmere ich mich um deine Hand, und dann gehen wir ins Bett.«
    Nachdem Karen den Verband sorgfältig gewechselt hatte, gingen wir ins Bett und liebten uns. Es war etwas enttäuschend, weniger spontan und intensiv als sonst.
    Ich war bekümmert. Seit Richards Tod hatte ich von Karen viel Trost und Hilfe erhalten, aber ich fühlte mich ihr nicht mehr so nahe. Kein Wunder, dachte ich bitter. Richards Tod hatte mich tief getroffen. Da wäre es sehr überraschend gewesen, wenn mein Sexualleben unbeeinträchtigt geblieben wäre. Ich konnte nur hoffen, daß Karen auch in diesem Punkt Verständnis aufbrachte.
    »Deshalb möchte ich die nächsten drei Monate Urlaub haben. Unbezahlten natürlich.«
    Während ich das sagte, blickte ich Bob Forrester direkt in die Augen. Er saß auf seinem Sofa und strahlte gelassene Autorität aus – kräftige Schultern und eine breite Brust unter einem tadellos gestärkten und gebügelten weißen Oxford-Hemd. Obwohl er seit zehn Jahren in London lebte, war er durch und durch Amerikaner.
    Er wandte sich dem aufgeregten Franzosen zu, der neben ihm saß. »Etienne?«
    »Das gefällt mir nicht«, sagte dieser. »Der Markt spielt noch immer verrückt. Wir brauchen jeden erfahrenen Trader, den wir haben. Ich glaube, wir würden einen unliebsamen Präzedenzfall schaffen, wenn wir Mark gehen ließen. Dann hätten wir bald keinen mehr im Saal sitzen.«
    Forrester wandte sich mir zu. »Da ist was dran, finden Sie nicht?«
    »Ich würde nicht darum bitten, wenn es nicht schwerwiegende Gründe gäbe«, sagte ich. »Die Sache liegt mir sehr am Herzen. FairSystems ist alles, was von meinem Bruder geblieben ist. Ich schulde es ihm – und mir –, mich um das Unternehmen zu kümmern.«
    Forrester hörte höflich zu, war aber nicht beeindruckt. Er schwieg einen Moment.
    Ich wußte, was er sich im stillen fragte, und antwortete ihm laut.
    »In den letzten Monaten habe ich viele Anrufe bekommen. Bislang habe ich sie noch nicht beantwortet.«
    Das war nicht gerade elegant, aber Forrester machte sich nichts aus Eleganz. Und es entsprach der Wahrheit. Ich hatte Barrys Angebot, bei BGL anzufangen, abgelehnt, aber ich hatte seine Telefonnummer behalten für den Fall, daß ich meine Meinung ändern sollte. Und es gab andere Telefonnummern, die ich anrufen konnte. Am Rentenmarkt verbreiten sich Erfolgsgeschichten rasch. Genauso wie Mißerfolge, doch das hatte ich zum Glück noch nicht am eigenen Leib erfahren. Meine Verluste am »Schwarzen Dienstag«, wie der Tag, an dem Greenspan eine Zinserhöhung in Aussicht gestellt hatte, inzwischen genannt wurde, waren nichts im Vergleich zu den Einbußen, die man in der City andernorts erlitten hatte.
    Forrester wußte, daß ich meine Bitte aus einer Position der Stärke vorbrachte. »Okay, drei Monate und keinen Tag länger. Ich wünsche Sie am ersten August wieder hinter Ihrem Schreibtisch zu sehen, oder Sie brauchen gar nicht wiederzukommen. Und sorgen Sie dafür, daß Ed keinen Mist baut.«
    »Hören Sie, Bob …«, warf Etienne ein.
    Doch Forrester stand auf und ging wieder an seinen Schreibtisch – das Zeichen für unseren Abgang.
    »Danke«, sagte ich und ging hinaus, während Etienne noch blieb, um zu protestieren. Das würde ihm nichts nützen. Bob Forrester traf seine Entscheidungen und blieb dabei.
    Als ich Ed davon berichtete, nahm er die Neuigkeit mit einer Mischung aus Angst und Erregung auf. Es würde ihm sehr gut tun. Damit hatte er die Chance, eine Zeitlang sein eigenes Buch zu führen. Ich war mir sicher, daß er es nicht in den Sand setzen

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