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Tödliche Aktien

Titel: Tödliche Aktien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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verdammten Brief machen, was er will!«
    Ich sah zu Rachel hinüber, während wir die Straße entlangeilten. »Worüber lächeln Sie?«
    »Das könnte Ihr Bruder gesagt haben.«
    Wir stiegen ins Auto und fuhren davon.
    »Eines verstehe ich nicht«, sagte sie.
    »Was denn?«
    »Warum hat Doogie den Bergey-Brief nicht schon längst veröffentlicht? Er hat Richard eine Woche gegeben. Richard hat sich offenbar überhaupt nicht darum gekümmert. Also warum hat er ihn nicht veröffentlicht?«
    Eine gute Frage. Ich wußte die Antwort nicht.
    »Wissen Sie, was mit dem Jungen auf dem Motorrad wirklich passiert ist?« fragte ich.
    »Nein, keine Ahnung. Wir haben wirklich sehr aufwendige Testverfahren für unsere Geräte entwickelt. Eigentlich können sie solche Unfälle gar nicht verursachen.«
    »Haben Sie Nachforschungen angestellt?«
    »Nein, sobald Bergey die Klageandrohung nicht wahr gemacht hatte, haben wir die Sache einfach auf sich beruhen lassen. Wir wollten jedes unnötige Aufsehen vermeiden.«
    »Sollten Sie sich nicht noch mal darum kümmern?«
    Kühl blickte sie mich an. »Noch sind Sie nicht der Chef.«
    »Hören Sie, wenn eines unserer Geräte Jonathan Bergey umgebracht hat, müssen wir das wissen.«
    »Okay«, sagte sie widerstrebend. »Ich werde es überprüfen.«
    Wir schwiegen ein paar Minuten, während wir uns im Stop-and-go-Rhythmus durch die Ampeln von Edinburghs Außenbezirken quälten. Während mein Ärger allmählich abklang, dachte ich noch einmal über Doogies Worte nach. »Was er da über die Gefahren der Virtuellen Realität vorgebracht hat, war nicht nur Mist.«
    »Sicher«, sagte Rachel und blickte zum Fenster hinaus.
    »Wie hat Richard darüber gedacht?«
    »Er war davon überzeugt, daß VR eine gute Sache ist. Richard war Optimist und glaubte an das Gute im Menschen. Daher hat er nur den möglichen Nutzen gesehen. Doogie ist ein Pessimist. Also hält er die Menschheit für schlecht und ist sicher, daß VR sie noch schlechter machen wird.«
    »Und Sie? Was glauben Sie?«
    »Ich nehme an, die Wahrheit liegt wie immer irgendwo dazwischen«, sagte sie. »Doogie hat recht, VR kann nützen und schaden. Meine Aufgabe als Wissenschaftlerin besteht darin, das menschliche Wissen zu mehren. Für das, was die Menschen mit diesem Wissen anfangen, kann ich nicht die Verantwortung übernehmen. Wenn es Probleme gibt, dann ist daran die Gesellschaft und nicht die Virtuelle Realität schuld.« Sie wandte sich mir zu. »Nächste Woche werde ich meinen Bruder besuchen. Wollen Sie mitkommen?«
    Die Einladung kam etwas überraschend, aber es gab sicherlich einen Grund dafür. »Gern«, sagte ich. »Darf ich fragen, warum?«
    Sie lächelte. »Sie werden schon sehen.«
    Noch am gleichen Nachmittag flog ich nach London. Das Auto ließ ich am Flughafen in Edinburgh stehen, da ich bald zurück sein wollte.
    Die Begegnung mit Doogie ging mir immer noch nicht aus dem Kopf. Die ungezähmte Wut, die nur mühsam unterdrückte Gewalttätigkeit und dieser fürchterliche Hund – das alles beunruhigte mich.
    Und was war, wenn er recht hatte?
    Als das Flugzeug abhob, Kirkhaven und Glenrothes hinter sich ließ, dachte ich darüber nach, was mit mir geschah. Unaufhaltsam wurde ich in Richards Leben hineingezogen, und ich wehrte mich nicht dagegen. Mich faszinierte die Vorstellung, Chef von FairSystems zu werden, selbst wenn es nur für wenige Monate sein sollte. Gewiß, es würde schwierig werden – sehr schwierig –, aber es war eine Herausforderung, eine Chance, mich auf einem anderen Parkett als dem vertrauten des Wertpapierhandels zu bewähren. Das Vertrauen, das mein Vater und vor allem Sorenson in mich setzten, schmeichelte mir. Wenn Sorenson glaubte, ich könne es schaffen, dann konnte ich es auch schaffen.
    Je mehr ich darüber nachdachte, desto einleuchtender erschien mir der Plan. Zwar war ich noch immer davon überzeugt, daß es am vernünftigsten wäre, das Unternehmen zu verkaufen, aber ganz offensichtlich mußte ich drei Monate warten, bevor mein Vater zu demselben Schluß kommen würde. Wenn er sich mit seinen zwanzig Prozent dagegen sperrte, konnte der Verkauf schwierig, wenn nicht gar unmöglich werden. In der Zwischenzeit würde ich in der Chefposition einen gewissen Einfluß auf die Geschicke des Unternehmens haben. Wenn es tatsächlich den Bach runterging, hatte ich immerhin die Möglichkeit, alles Menschenmögliche zu seiner Rettung zu unternehmen.
    Und es war etwas, das ich für Richard tun konnte.
    »Warum

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