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Tödliche Aktien

Titel: Tödliche Aktien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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nicht?« sagte Karen. »Hört sich doch gut an. Ich bin sicher, du schaffst das.«
    »Ich werde versuchen, an den Wochenenden nach London zu kommen«, sagte ich.
    »Na ja, es wäre schon toll, wenn es ginge, aber ich denke, du wirst dich da oben nicht so leicht loseisen können. Mach dir keine Sorgen um mich. Ich komm’ schon zurecht. Es sind ja nur drei Monate.«
    Wahrscheinlich hatte ich insgeheim gehofft, Karen würde sich mir zu Füßen werfen und mich anflehen, sie nicht zu verlassen. Dennoch, ein bißchen Bedauern über meine Abwesenheit hätte mir gutgetan. Aber immerhin hatte sie Verständnis.
    »Wie willst du das mit Harrison regeln?« fragte sie.
    »Das wird wohl kein Problem sein. Bob wird mich gehen lassen. Er kann es sich nicht leisten, mich zu verlieren. Außerdem wird Ed schon zurechtkommen. Vielleicht tut es ihm sogar gut, wenn er mal eine Zeitlang nicht unter meinen Fittichen ist.« Ich umarmte sie. »Alles in Ordnung? Du siehst müde aus.« Sie war blaß, und ihre Augenpartien waren geschwollen.
    »Tatsächlich? Ich schlafe schlecht.«
    »Warum das?«
    »Seit Richards Tod. Ich weiß nicht genau, warum. Wahrscheinlich wird man durch einen so frühen Tod immer an die eigene Sterblichkeit erinnert.« Sie berührte meine Hand. »Ziemlich egoistisch, nicht wahr? Für dich muß es ja viel schlimmer sein.«
    »Nein, das ist okay. Es geht vielen Leuten an die Nieren. Und schließlich habe ich ja gefragt.«
    Einen Augenblick schwiegen wir.
    »Die Arbeit ist auch keine Hilfe«, sagte sie. »Nichts als Heulen und Zähneklappern in unserer Abteilung. Jeder versucht seine Haut zu retten, keiner denkt mehr ans Geschäft. Aber ich scher’ mich nicht darum und betreue meine Kunden wie immer.«
    »Das ist bestimmt das Beste, was du tun kannst.«
    »Ich hoffe. Es scheint zu klappen. Bob Forrester hat mir in letzter Zeit ein oder zwei erfreuliche Komplimente über meine Arbeit gemacht.«
    »Gut. Du wirst es schaffen. Mach dir keine Sorgen.«
    »Ja, ich denke auch. Aber bei Sally weiß ich es nicht so recht.«
    »Sie wird es auch schaffen«, sagte ich ohne rechte Überzeugung.
    Karen starrte nachdenklich vor sich hin. Dann hellte sich ihr Gesicht auf. »Oh, etwas Komisches ist doch passiert. Erinnerst du dich an diesen Peter Tewson vom BGL-Anlagenmanagement?«
    »Ich glaube schon. Hat er nicht bei der Einweihung mit dir gesprochen?«
    »Richtig. Na ja, er will ständig mit mir ausgehen. Nun hat er mir gesagt, daß er nächste Woche Karten fürs Ballett hat. Ich kann nur schwer ablehnen. Schließlich ist er einer meiner besten Kunden.«
    Ich erinnerte mich an den eifrigen Anlagenmanager, mit dem ich an jenem Abend kurz gesprochen hatte. Ich war beruhigt. »Du kannst ihm sagen, daß es mir nicht paßt.«
    Sie lachte. »Ich werde mich hüten. Aber er ist entsetzlich langweilig. Und er ist fast noch ein Kind.«
    Bei aller Liebe hielt ich das doch für reichlich übertrieben. »Er ist ungefähr so alt wie ich«, protestierte ich.
    Verlegen sagte Karen: »Du weißt, was ich meine. Er sieht viel jünger aus als du.« Sie war nur wenig älter als ich, tat aber manchmal so, als betrage der Altersunterschied zehn Jahre. Das ärgerte mich, und sie wußte das.
    »Na ja, ich bin bloß froh, daß es nicht dieser andere Typ ist. Du weißt schon, der Leiter der BGL-Niederlassung London. Er schien sehr angetan von dir.«
    »Ach ja, Henri Bourger. Wohl wahr, er ist viel eher mein Typ.« Sie grinste mich verschmitzt an.
    »Er hat eine so sichere Hand bei der Wahl seiner Architekten«, witzelte ich.
    »Ich weiß. Das Gebäude war umwerfend, nicht?« Karen lachte. »Ihr Kasten in New York ist genauso häßlich.«
    »Auf jeden Fall kriegst du Riesenprobleme, wenn du dich während meiner Abwesenheit mit irgendwelchen Schweizer Gigolos einläßt.«
    Sie lächelte und trank einen Schluck Wein. »Ich scheine schon jetzt in Riesenproblemen zu stecken.«
    »Wieso das?«
    »Bei Harrison Brothers hat es von schottischen Polizisten gewimmelt. Sie haben einen Haufen Fragen gestellt.«
    »Tatsächlich?«
    »Ja doch. Sie haben alle meine Kunden überprüft, um festzustellen, ob einer von ihnen FairSystems-Aktien hat. Oder ob ich mit einem darüber gesprochen habe.«
    »Eigentlich überrascht mich das nicht. Sie gehen jedem Hinweis nach. Schließlich arbeitest du am amerikanischen Aktienmarkt.«
    »Na ja, ich glaube, keiner von meinen Jungs hat je von FairSystems gehört. Es ist blödsinnig. Ich weiß so gut wie nichts über das Unternehmen.«
    »Das

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