Tödliche Aktien
Unternehmen in den nächsten Monaten die Möglichkeit geben, sich zu fangen. Wenn sich die Situation dann nicht gebessert hat, werden wir einen Käufer suchen. Vor allem Dr. Fairfax ist der Meinung, daß wir um Richards willen versuchen müssen, die Unabhängigkeit des Unternehmens zu wahren.«
»Ich glaube, wir müssen um Richards willen auch verhindern, daß seine Firma Konkurs macht«, sagte David. »Ich habe Verständnis für Ihren Standpunkt und vor allem für Dr. Fairfax, aber wenn wir das Unternehmen nicht jetzt zum Verkauf anbieten, könnte es zu spät sein. Unter Umständen dauert es ein halbes Jahr, bis wir einen Käufer gefunden haben. Ganz gewiß hätte Richard auf keinen Fall gewollt, daß all die Leute, die für ihn gearbeitet haben, ihren Job verlieren.«
David vertrat seine Auffassung überzeugend. Leicht irritiert mußte ich feststellen, daß ich seine Meinung teilte.
»Scheiß«, sagte Rachel. Nervös spielte sie mit ihrem Kugelschreiber. Vermutlich durfte sie bei diesen Sitzungen nicht rauchen. »Das ist Scheiß, David, und Sie wissen das. Richard wollte nicht verkaufen, und deshalb verkaufen wir auch nicht. Ist doch ganz einfach, oder?«
Angesichts dieser Äußerung erhöhte sich der Steigungswinkel von Nigel Youngs Nase um ein paar Grad. David nahm Rachels Einwurf überhaupt nicht zur Kenntnis.
»Diese Ausdrucksweise möchte ich bei unseren Sitzungen nicht hören, Rachel«, wies Sorenson sie zurecht.
»In Ordnung«, sagte sie. »Dann eben Quatsch. Jedenfalls wüßte ich niemanden in der Firma, der jetzt einen Verkauf wünschte. Wir wollen sie alle retten.«
»Ich denke, Sie haben Ihre Ansicht deutlich gemacht, Rachel«, sagte Sorenson geduldig. »Können wir dann abstimmen?«
Alle Augen waren auf David gerichtet. Er ließ sich auf keine Auseinandersetzung ein. Die Entscheidung war gefallen, das wußte er. Zwar stimmte er gegen den Vorschlag, machte aber gute Miene zum bösen Spiel. Nigel Young stimmte natürlich wie Sorenson.
»Danke«, sagte Sorenson. »Dann wäre noch ein letzter Tagesordnungspunkt. Ich schlage vor, daß wir Mark Fairfax zum Geschäftsführenden Direktor von FairSystems ernennen.«
Willie unterstützte den Vorschlag. Solche flankierenden Maßnahmen waren seine Aufgabe in diesem Gremium.
»Noch Wortmeldungen zu diesem Punkt?« fragte Sorenson. Ich war mir sicher, daß er die Frage bereits mit jedem der Anwesenden erörtert hatte, war aber trotzdem nervös.
David Baker beugte sich vor.
»David?« Sorensons Stimme schien zu jedem Einwand zu ermuntern, aber es lag auch ein warnender Unterton darin.
»Auf welchen Zeitraum ist diese Ernennung befristet?« fragte David.
»Fürs erste auf drei Monate«, antwortete Sorenson.
»Heißt das, die Ernennung wird danach um weitere drei Monate verlängert?«
»Nein, keineswegs. Nach Ablauf dieser drei Monate werden wir entweder einen Geschäftsführenden Direktor für einen längeren Zeitraum ernennen oder das Unternehmen verkaufen, und dann wird der Käufer jemanden seiner eigenen Wahl bestimmen.«
»Ich verstehe«, sagte David. »Und für den Fall, daß der Posten längerfristig besetzt werden soll, sind Kandidaten aus den eigenen Reihen nicht ausgeschlossen?«
Ich fand, daß David seine Absichten ziemlich unverhohlen kundtat. Aber vermutlich hatte er recht. Falsche Bescheidenheit half ihm nicht weiter.
»Keineswegs.« Sorenson hatte die Antwort genau so lange verzögert, daß sie für alle Deutungen offenblieb. »Noch Wortmeldungen? Nein? Schön, dann wollen wir abstimmen.«
Unter Sorensons strengem Blick fiel die Wahl einstimmig aus.
»Willkommen an Bord, Mark«, sagte er. Ich lächelte höflich. »Willie wird sich um die Formalitäten kümmern.«
Die Sitzung war beendet.
Ich räusperte mich. »Rachel, David, Willie. Kann ich Sie noch einen Augenblick sprechen?«
Wir warteten, bis Nigel Young und Sorenson den Raum verlassen hatten.
Im Gehen nickte Young mir höflich zu. Sorenson sagte: »Ich bin dann erst einmal auf eine Runde in St. Andrews.« Er schlug mir auf die Schulter. »Viel Glück, Mark!«
Das brauchte ich.
Sobald sie fort waren, zündete Rachel sich eine Zigarette an. Willie wartete aufmerksam auf Anweisungen. David ließ leichte Ungeduld erkennen. Er war schließlich ein vielbeschäftigter Mann. Meine erste Hürde. Fünf Jahre älter als ich, Harvard-Absolvent, jahrelange Erfahrung in der Computerindustrie, seit achtzehn Monaten bei FairSystems. Er hätte mit der Leitung des Unternehmens betraut
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