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Tödliche Aktien

Titel: Tödliche Aktien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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werden müssen, nicht ich. Das waren seine Gedanken, und vielleicht hatte er recht.
    Ich lächelte. »Wie Walter gesagt hat, ich bin nur für drei Monate hier. Ich weiß, daß Sie alle hervorragende Arbeit leisten, und habe nicht die Absicht, Ihnen ins Handwerk zu pfuschen. Ich glaube, in FairSystems stecken enorme Möglichkeiten, daher bin ich fest entschlossen, die Firma so lange über Wasser zu halten, bis man diese Chancen nutzen kann. In diesem Wunsch sind wir uns sicherlich alle einig.«
    Ich sah mich am Tisch um. Rachel lümmelte sich in ihrem Stuhl, betrachtete mich und nahm einen Zug aus ihrer Zigarette. David saß aufrecht und reglos. Willie suchte meinen Blick und nickte mir ermutigend zu. Dafür war ich ihm dankbar.
    »Während dieser drei Monate werde ich auf jegliches Gehalt verzichten. Ich weiß, daß wir das Geld dringend brauchen.« Willie war sichtlich erleichtert. So angespannt, wie die finanzielle Lage der Firma war, hätte ein hochbezahlter Manager ihr den Garaus machen können.
    »Die ersten Tage würde ich gern dazu nutzen, mich mit allen Arbeitsabläufen vertraut zu machen. Wenn es also möglich ist, würde ich den heutigen Vormittag gern bei Rachel verbringen, den Nachmittag bei David und den morgigen Vormittag bei Willie. Können Sie das alle einrichten?«
    Sie nickten.
    »Gut. Ich werde Richards altes Büro nehmen. Wenn Sie mich brauchen, ich bin jederzeit für Sie da.«
    David hüstelte und rutschte auf seinem Stuhl hin und her. »Wissen Sie, ich bin da gerade mit Sack und Pack eingezogen. Wenn es Ihnen nichts ausmacht, können Sie mein altes Büro haben. Für einen kurzfristigen Aufenthalt ist es gut geeignet.«
    Ich mußte ein Lächeln unterdrücken. Das hatte ich erwartet. Ehrlich gesagt, war es mir egal, wo mein Büro war. Ich hätte mich auch zu den Programmierern gesetzt, dann hätte ich wenigstens eine Vorstellung davon bekommen, was wirklich in der Firma geschah. Aber auch wenn ich mir nichts daraus machte, für die anderen war es wichtig und ganz besonders für David. Er hatte offenbar keine Zeit verloren und seine Sachen am Wochenende umgeräumt.
    »Tut mir leid, daß ich Ihnen Ungelegenheiten bereiten muß, aber es geht um die Wirkung nach außen. Da ist es, glaube ich, von Bedeutung, daß ich in Richards altem Büro sitze. Meinen Sie nicht auch?« Höflich und freundlich lächelte ich ihn an.
    Einen Moment sah er mich an und überlegte augenscheinlich, ob die Angelegenheit einen offenen Konflikt wert sei. Er entschied sich dagegen. »Okay«, sagte er und machte erneut gute Miene zum bösen Spiel. »Morgen steht Ihnen das Büro zur Verfügung.«
    »Vielen Dank, David. Also, gehen wir, Rachel?«
    Ich folgte Rachel durch den Flur. Das so überaus wichtige erste Aufeinandertreffen war gut über die Bühne gegangen, aber ich war mir sicher, daß David in Zukunft noch Probleme machen würde.
    »Schön, daß Sie bei uns sind«, sagte Rachel.
    »Tatsächlich?« fragte ich überrascht.
    »Ja. Big Wal hat viel Nettes über Sie gesagt. Unter anderem, daß Sie einiges von Ihrem Bruder haben. Und wir brauchen jemanden, der David bremst.«
    Big Wal. Ich lächelte. Kein schlechter Name für Sorenson. »Für Sie muß das doch auch schwierig sein, daß Ihnen jemand vor die Nase gesetzt wird.«
    Rachel lachte. »O nein. Die Firma zu leiten ist das letzte, was ich mir wünschen würde. Ich möchte VR-Geräte bauen. Um den ganzen übrigen Mist können Sie sich kümmern.« Wir gingen zu einem Kaffeeautomaten. »Mögen Sie?«
    »Ja, bitte«, sagte ich. »Schwarz, ohne Zucker.«
    Sie drückte einen Knopf, und die Maschine summte und grummelte, bis sie die schwarze Flüssigkeit in zwei Becher tröpfeln ließ.
    Ich dachte an die Sitzung zurück. Sorenson hatte sie eindeutig beherrscht.
    »Wie waren diese Sitzungen, als Richard noch dabei war?« fragte ich.
    »Anders«, sagte Rachel. »Zwar hatte man auch den Eindruck, daß Walter den Vorsitz führte, aber er ließ Richard doch weitgehend freie Hand. Offenbar hat er den Eindruck, daß jetzt eine straffere Führung erforderlich ist.«
    »Eine eindrucksvolle Persönlichkeit«, sagte ich.
    »Big Wal?«
    »Ja.«
    »Das ist er wohl.«
    »Er hat mir von Melbourn Technology erzählt. Wie er den fast sicheren Bankrott verhindert hat.«
    Rachel lachte ironisch.
    »Stimmt das etwa nicht?«
    »Ja, ja, das ist schon richtig. Aber hat er Ihnen auch erzählt, was dem armen Burschen zugestoßen ist, der die Firma gegründet hat? John Naylor?«
    Ich schüttelte den

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