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Tödliche Aktien

Titel: Tödliche Aktien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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offenkundig sauer, bewahrte aber kaltes Blut. »Wollen Sie damit sagen, daß Sie die Frist möglicherweise um zwei Monate überziehen?«
    »Ich meine, wir sollten hier überhaupt nicht über Fristen reden. Außerdem war diese Frist Ihre Idee, nicht meine.«
    »Sind Sie sicher, daß Sie das Problem überhaupt jemals lösen?« fragte David.
    »Klar bin ich sicher. Die Chips sind in Ordnung. Es geht nur um die Software, die auf ihnen läuft. Wenn wir sie jetzt auf den Markt bringen, funktioniert sie zwar, aber mit Mängeln. Das Problem holt uns irgendwann wieder ein.«
    David blickte Rachel an. »Können Sie mehr Leute dransetzen?«
    Rachel schnippte die Asche von ihrer Zigarette. »Das bringt nichts, David. Wir müssen einfach den besten Weg finden. Mit Gewalt kommen wir nicht weiter. Andy und Keith schaffen es schon.«
    »Also, was machen wir?« fragte David.
    »Wie vielen Kunden haben Sie FairRender versprochen?« fragte ich David.
    »Fünf oder sechs.«
    »Und wer von denen braucht es unbedingt sofort?«
    David zögerte. »Im Augenblick wohl keiner.«
    »Gut, dann sagen wir ihnen doch, daß es ein bißchen länger dauert als vorgesehen. Es handelt sich doch nur um ein oder zwei Monate. Richtig, Keith?«
    Der nickte.
    »Aber als Richard noch hier war, haben wir immer pünktlich geliefert«, protestierte David.
    »Wahrscheinlich waren wir das einzige Unternehmen, das es getan hat«, sagte ich. »Hören Sie, die Leute werden bestimmt Verständnis haben, wenn wir ihnen die Sache erklären. Und Sie müssen doch zugeben, Qualität geht über alles. Wir können kein Produkt liefern, das nicht einwandfrei funktioniert.«
    David zuckte mit den Achseln und nickte widerstrebend. »Na gut, diesmal wird es vielleicht gehen, aber wir sollten es nicht zur Gewohnheit werden lassen.«
    »Koofmich«, knurrte Keith leise.
    »Ist gut, Keith«, sagte ich. »Andy und Sie sollten Mitte Juli besser was Brauchbares vorweisen.«
    »Okay, Chef«, sagte Keith und grinste. Die Besprechung war zu Ende, und alle brachen auf.
    »David?« sagte ich. »Haben Sie noch einen Augenblick Zeit?«
    David zögerte, wandte sich um und setzte sich mit übereinandergeschlagenen Armen.
    »Ich habe Richards Akten durchgesehen«, sagte ich.
    »Und Sie haben festgestellt, daß er die Klausel im Onada-Vertrag gestrichen hatte.«
    »Und?«
    Baker schwieg lange. Er beugte sich nach vorn, stützte die Ellenbogen auf den Tisch und dachte nach. Sorgfältig wählte er seine Worte, damit sie mehr Gewicht erhielten. Ein Trick, den er sich wahrscheinlich irgendwo abgeschaut hatte.
    »Ich habe viel aufgegeben, als ich hier angefangen habe«, sagte er schließlich. »Bei IBM hätte ich weit kommen können. In Harvard gehörte ich zum oberen Viertel meines Jahrgangs. Ich hätte bei jedem großen Unternehmen anfangen können. Aber ich habe mich für FairSystems entschieden.«
    Schweigend sah ich ihn an und hörte zu.
    »Wollen Sie wissen, warum?«
    »Lassen Sie hören.«
    »Weil ich glaube, daß es dieses Unternehmen schaffen kann. Ich bin der Überzeugung, daß die Virtuelle Realität eine der wenigen Wachstumsindustrien ist, die es augenblicklich gibt. Und FairSystems gehört weltweit zu den führenden Unternehmen auf dem Markt. Ich wollte von Anfang an dabeisein. Meine Freunde von der Business School arbeiten heute bei McKinsey, Bloomfield Weiss, General Electric. Die fragen sich natürlich, was ich bei so ’nem kleinen Unternehmen verloren hab’. Und ich will ihnen zeigen, was bei uns alles drinsteckt.
    Dazu muß das Unternehmen aber professionell geführt werden. Richard hat großartige Arbeit geleistet, aber im Grunde seines Herzens war er Erfinder. Ihm war mehr daran gelegen, immer bessere VR-Geräte zu bauen, als Geld zu verdienen. Sie wissen, daß ich recht habe, stimmt’s?«
    Ich wußte, daß er recht hatte, hätte mir aber eher die Zunge abgebissen, als es zuzugeben.
    Er blickte mich über seine lange Nase an. »In Harvard hatten wir ein paar ehemalige Trader. Zähe, clevere Burschen. Aber sie waren immer verdammt schnell mit einer Entscheidung bei der Hand. Und wenn die einmal gefallen war, dann blieben sie dabei, ganz gleich, was passierte. Gut fürs Börsenparkett, aber eine Katastrophe im wirklichen Leben.«
    Auch da hatte er recht. Trotzdem war ich mir sicher, daß es kompletter Blödsinn war, was er mit Onada vorgehabt hatte. Und er konnte sagen, was er wollte, an dieser Einschätzung würde sich nichts ändern.
    »Ich bin hier, um Entscheidungen zu

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