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Tödliche Aktien

Titel: Tödliche Aktien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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treffen«, sagte ich. »Ob es Ihnen paßt oder nicht, Sie müssen damit leben. Und um Entscheidungen zu treffen, muß ich die Fakten kennen. Sie haben mir den Umstand verschwiegen, daß Richard den Onada-Vertrag in der vorgelegten Form nicht akzeptiert hat. Das Unternehmen wird nicht auf die Beine kommen, wenn Sie Ihr Verhalten nicht ändern.«
    Erbost schlug er mit der flachen Hand auf den Tisch. »Das Unternehmen wird nicht auf die Beine kommen, wenn es von einer Horde Amateure geleitet wird! Mein Gott, wir stehen kurz vor dem Bankrott. Der Vertrag mit Onada war der einzige Ausweg.«
    Ich blieb ruhig. »Hören Sie zu, David, ich möchte nicht, daß Sie mir noch einmal irgendwelche Informationen vorenthalten. Ist das klar?«
    David sprang auf, machte auf dem Absatz kehrt und rannte aus dem Büro.
    Ich fühlte mich verdammt allein in dem winzigen Raum. Nachdem ich ein paar Minuten lang vergeblich versucht hatte, mich auf die Zahlen vor mir zu konzentrieren, stand ich auf und ging in die Softwareabteilung.
    Rachel saß in ihrem Büro und plauderte mit Keith, der das Weite suchte, als er mich kommen sah. Himmel, die Rolle des Chefs war gewöhnungsbedürftig!
    Rachel sah müde aus. Die Augen in ihrem blassen Gesicht waren dunkel umschattet. Ich wußte inzwischen, daß einiges nötig war, bevor Rachel so erschöpft aussah. Bestimmt hatte sie die ganze Nacht durchgearbeitet.
    »Haben Sie die Demonstration heute morgen gesehen?« fragte ich.
    »Nein«, sagte sie. »Die hab’ ich verpaßt. Aber ich hab’ was läuten hören von einer Menschenmenge vor dem Gebäude. Leider kann man ja bei uns nicht aus dem Fenster gucken.«
    »Doogie ist dagewesen und eine Horde Demonstranten von BOWL. Außerdem Presse und Fernsehen. Doogie hat sie über den Motorradunfall informiert, den dieser amerikanische Junge gehabt hat.«
    Rachel schien plötzlich wach zu werden. »Nein!«
    »Es wird unserem Ruf nicht besonders guttun.«
    Rachel zog die Stirn kraus. »Das ist wohl wahr.«
    Ich seufzte. »Darauf hätten wir gut verzichten können.« Ich sah sie an. »Ich möchte endlich wissen, was wirklich passiert ist.«
    »In Ordnung. Wenn ich das nächste Mal in Kalifornien bin, prüf ich es nach. Versprochen.«
    »Sind Sie oft in Kalifornien?« fragte ich überrascht.
    »Gelegentlich.«
    »Und wen besuchen Sie da?«
    »Ach, verschiedene Leute.«
    Daß Rachel so ausweichend antwortete, empfand ich als ziemlich frustrierend, besonders heute.
    »Okay, dann überprüfen Sie es, wenn Sie wieder drüben sind. Und sorgen Sie dafür, daß das nächste Mal bald ist.«
    Sie nickte. »David hat mir von dem Treffen mit Onada erzählt.«
    Gespannt sah ich sie an.
    »Ich denke, Sie hatten verdammt recht«, fuhr sie fort. »Wir können niemandem das Programm überlassen, egal, was er zahlt.«
    »Danke.« Ihre Unterstützung tat mir gut.
    »Aber ich glaube, David ist stinksauer. Sie haben seinen Stolz verletzt, und das kann er auf den Tod nicht ab.«
    »Ich weiß. Wir hatten uns eben in der Wolle. Aber von Ihren Leuten schien er heute morgen auch nicht gerade begeistert zu sein. Was sollte das mit den zwei Monaten, die sie noch für FairRender brauchen? War da nicht neulich die Rede von vier Tagen?«
    Rachel zögerte, ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. »Tatsächlich sind wir heute früh um sechs fertig geworden.« Das erklärte die dunklen Ringe unter ihren Augen.
    »Aha?« sagte ich. »Und warum dann das Gerede von zwei Monaten?«
    »Weil wir FairRender am ersten Juni noch nicht auf den Markt bringen können.«
    »Warum nicht?«
    Ich sah, daß es Rachel unbehaglich wurde. Nachdem sie ihre Zigarette in einem leeren Becher ausgedrückt hatte, zündete sie sich sogleich eine neue an.
    »Es hat mit dem Projekt Plattform zu tun. Und mit Jenson Computer.«
    »Ach so«, sagte ich verstimmt. »Und Sie können mir nichts darüber sagen?«
    »Nein, tut mir leid.« Sie zögerte, als wollte sie noch etwas sagen. Schließlich entschloß sie sich dazu. »Er kommt heute vorbei.«
    »Wer?«
    »Jenson.«
    »Was! Carl Jenson höchstpersönlich?«
    »Ja, Carl Jenson.«
    Selbst ich hatte schon von Carl Jenson gehört. Er war eine amerikanische Unternehmerlegende. Seine Firma hatte als erste die IBM-PCs Anfang der achtziger Jahre kopiert, und innerhalb von fünf Jahren hatte sich Jenson Computer zu einem Unternehmen mit einem Jahresumsatz von mehreren Milliarden Dollar entwickelt. Das alles hatte Jenson mit großem Geschick aufgebaut und war heute ein beliebter

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