Tödliche Aspekte Kommissarin Julia Sanders 2. Fall (Krimis aus Schleswig-Holstein) (German Edition)
hat? Dass sie ihn nicht entlassen haben, wunderte mich schon immer.“
„Was hat er sich denn so geleistet?“
„Er hat die Mitarbeiter aufgehetzt, dass
die Chemie, die hier verarbeitet wird, irgendwo bleiben muss. Es geht alles ins
Abwasser, hat er gesagt. In der Kieler Innenstadt hat er zu Protesten aufgerufen.“
„Philip du musst bitte morgen Vormittag
zu uns ins LKA kommen wegen der Fingerabdrücke und deiner DNA.“ Der junge Mann
nickte leicht verärgert.
„Kommt ich zeige euch den Weg in unsere
Katakomben.“ Er ging voraus. Es war unheimlich hier unten und eiskalt. Bläuliches
Licht beschien die kalten Betonwände.
„Warum sind die Tiere hier unten, die
erfrieren doch?“, fragte Andrea.
„Damit sie nicht noch unruhiger werden,
wenn sie ständig menschliche Stimmen und Geräusche hören. Die Kälte vertragen
sie. So sind sie abgeschirmt, nur unser Laborant kommt hier herunter und füttert
sie oder gibt ihnen ihre Medikamente.“
„Habt ihr an ihnen auch schon diese
Antibiotika getestet?“ Philip nickte.
„Ja haben wir, doch nur vereinzelt.
Bisher haben es die Mäuse und Ratten, die es bekommen haben, gut vertragen.
Allerdings reagiert der menschliche Organismus anders als der von Tieren.“
Julia nickte und drehte sich zu Andrea um, die in einem Nebenflur verschwunden
war, der von dem kleinen Flur abging, in den Philip sie geführt hatte.
„Andrea? Wo bist du?“ Doch alles, was
sie hörte, war das Piepsen der Mäuse in den Boxen. Die Mäuse und Ratten, die
getrennt mit mehreren Tieren in kleinen Käfigen zusammengepfercht waren, taten
ihr leid. Auf einmal hörte sie Andreas Stimme, der sie folgte. Wo war Philip eigentlich
geblieben? Im selben Moment hörte sie eine Tür zuschlagen. Verdammt, dachte Julia. Hatte er sie eingesperrt? War das seine Rache für ihre verschmähte
Liebe? Sie tastete sich in dem blauen Licht weiter vor. Irgendwo musste Andrea
doch geblieben sein. So groß hatte sie sich den Keller hier nicht vorgestellt.
Abermals rief sie nach ihrer Kollegin. Sie hatte ihre Stimme doch zuvor
wahrgenommen. Plötzlich tippte ihr jemand auf die Schulter. Julia dachte, ihr
Herz würde stehen bleiben. Andrea lachte.
„Julia das musst du dir ansehen. Komm
mal mit.“ Gespannt folgte Julia ihr. Ein Geruch von fauligen Bananen und
Fäkalien stieg ihr in die Nase. Sie hielt sich die Hand vor die Nase. In dem
Raum, in den Andrea sie geführt hatte, standen fünf recht kleine Käfige mit
jeweils einem ausgewachsenen Schimpansen. Als sie die beiden Frauen sahen,
begannen sie wild zu schreien und an den Gitterstäben ihrer Käfige zu rütteln.
„Sag mal, das ist doch Tierquälerei. Die
Affen und die Nager leben hier auf engstem Raum. Allein wie es hier stinkt.
Machen die nie die Käfige sauber?“ Julia war entsetzt. „Ich glaube, zu all dem,
was wir hier entdecken, kommt noch Tierquälerei hinzu. Philip hat mir nicht
erzählt, dass sie auch Affen zu den Tests einsetzen. Ich glaube, er hat uns eingesperrt.
Komm suchen wir die Tür.“ Andrea sah sie verwirrt an.
„Eingesperrt? Wer?“
„Na Philip. Er hat uns doch hier
heruntergebracht. Vielleicht ist die Tür aber auch von selbst zugefallen.“ Sie
standen vor der Tür, die innen und außen einen Türknopf besaß, keine Klinke.
„Schön“, meinte Julia. „Und wie kommen
wir nun hier wieder heraus?“
„Handy?“, sagte Andrea mit einem
krampfhaften Lächeln.
„Kannst ja mal versuchen“, erwiderte
Julia. Andrea nickte und musste bald feststellen, dass sie hier unten keinen
Empfang hatte.
„Die Kollegen werden uns bald
vermissen.“
„Hoffentlich“, entgegnete Julia. „Die
Luft ist zum Durchschneiden.“ Sie hämmerten mit den Fäusten gegen die Eisentür,
jedoch ohne Erfolg. Die beiden setzten sich auf zwei Stühle, die um einen Tisch
herumstanden und warteten. Die Zeit wurde unendlich lang, bis sich die Tür
öffnete und Philip zerknirscht davor stand.
„Das tut mir wirklich leid. Ich hatte
euch nicht mehr gesehen und dachte, ihr wärt schon wieder nach oben gegangen.
Ehrlich, es war keine Absicht.“
„Ist schon okay. Du hast mir nicht
erzählt, dass hier unten auch Schimpansen leben.“
„Muss ich wohl vergessen haben“,
brummelte er vor sich hin. „Schimpansen ähneln in ihrer Struktur den Menschen,
deshalb läuft die letzte Testreihe mit denen. Es geht ihnen gut bei uns.“ Julia
verzog verächtlich das Gesicht.
„Den Eindruck machten sie auf uns aber
nicht.“ Philip zuckte mit den Schultern.
„Weißt
Weitere Kostenlose Bücher