Tödliche Aspekte Kommissarin Julia Sanders 2. Fall (Krimis aus Schleswig-Holstein) (German Edition)
passiert.
Setzen Sie sich.“ Julia war aufgesprungen. Der Chef sah aus, als würde er jeden
Moment umkippen. Er holte tief Luft.
„Danke es geht schon wieder. Ich hatte
eben einen Anruf. Staatsanwalt Prätorius ist im Amtsgericht angeschossen worden.“
Entsetzt erwiderte Julia:
„Wie konnte das denn passieren. Alle
Personen werden doch auf Waffen durchsucht, bevor sie den Gerichtssaal betreten.“
Bose schüttelte den Kopf.
„Sie verstehen nicht Frau Sanders. Es
war nicht im Gerichtssaal, sondern in seinem Büro. Der Täter hat sich verschanzt
und lässt niemanden zu ihm. Das SEK ist schon vor Ort.“
„Wissen Sie, um welchen Täter es sich
handelt?“ Bose zuckte mit den Schultern.
„Wir wissen es nicht präzise, aber der
Partner von Peter Flott hat uns gemeldet, dass sein Kollege durchgedreht ist.
Er hatte einen Anruf vom Staatsanwalt. Es gab anscheinend wieder einen heftigen
Streit, sodass Flott aus dem Zimmer gestürmt ist und gerufen haben soll: den
mach ich fertig!“ Andrea war mittlerweile auch von ihrem Stuhl aufgesprungen.
„Sollen wir hinfahren Herr Bose?“ Er
überlegte kurz und sah Julia an.
„Das wäre gut, bringen Sie sich aber
nicht in Gefahr. Verstehen Sie?“ Julia nickte.
„Wir
werden aufpassen.“
Kapitel 26
Das
Gelände um das Gerichtsgebäude in der Dehliusstraße war weiträumig mit
Absperrbändern abgeriegelt. Schaulustige waren angewiesen worden, sich vom Tatort
zu entfernen. Das Sondereinsatzkommando war bereits vor Ort. Die Männer vom SEK
kamen Julia wie Außerirdische vor. Der Einsatzleiter bediente das Megafon und
sprach zum wiederholten Mal zu dem Mann. Jetzt konnten sie mit Sicherheit sagen,
dass es sich um den Polizisten Peter Flott handelte, denn er hatte sich kurz
hinter dem Fenster gezeigt. Die Beamten hatten die Anordnung, nicht sofort zu
schießen, man wollte die Geiselnahme friedlich lösen. Es ging hier schließlich
in erster Linie um das Leben des Staatsanwaltes. Niemand wusste, ob dieser
schwer verletzt war oder überhaupt noch lebte.
„Können wir etwas tun?“, fragte Julia
den Einsatzleiter. Sie kannte die Männer des SEK von anderen Einsätzen. Der Uniformierte
schüttelte den Kopf.
„Kennen Sie Flott?“
„Nein nicht persönlich. Er sollte die
Räumung eines Gebäudes überwachen, das zu einem unserer Fälle gehört. Stellt er
Bedingungen?“
„Er verlangt freien Abzug und ein Auto.
Seine Karriere als Polizist ist ohnehin vorbei. Das weiß er. Der Mann ist eine
tickende Zeitbombe. Er soll des Öfteren mit dem Staatsanwalt aneinandergeraten
sein. Seine Kollegen haben gesagt, dass er ihm im Stillen oft den Tod gewünscht
hat. Flott steckt voller Minderwertigkeitskomplexe. Prätorius wusste das und
sollte ihn für unfähig gehalten haben.“ Julia sinnierte.
„Ich könnte mich zum Austausch zur
Verfügung stellen. Vielleicht lässt er sich darauf ein und lässt den Staatsanwalt
frei oder zumindest einen Arzt kommen.“ Für diese Idee erntete sie von Andrea
einen verständnislosen Blick. Auch der Kollege vom SEK sah sie befremdlich aber
voller Anerkennung an.
„Sie wissen nicht, worauf Sie sich da
einlassen. Das ist viel zu gefährlich.“ Andrea nickte.
„Da muss ich dem Kollegen zustimmen
Julia. Du hast doch keinerlei Erfahrung mit einer Geiselnahme.“
„Hab ich nicht? Was war mit Neumann?“
„Da waren die Umstände aber andere.“
„Das hier ist eine Notsituation. Wenn
Prätorius nicht bald einen Arzt sieht, dann stirbt er vielleicht. Lassen Sie
mich mit ihm reden. Bitte.“ Der Kollege nickte schließlich. Sie hatten keine
Wahl.
„Hier haben Sie das Megafon.“ Julia
nickte dankbar und dacht kurz nach, was sie Peter Flott erzählen wollte.
„Herr Flott, hier ist Julia Sanders,
eine Kollegin von Ihnen.“
„Was wollen Sie, mich zum Aufgeben
bewegen? Sie sind diejenige, von der unser verehrter Herr Staatsanwalt so
schwärmt was? Was macht Sie denn so besonders?“ Er lachte schrill. Julia überhörte
die Anspielung.
„Herr Flott, warum haben Sie den Staatsanwalt
angeschossen?“
„Der hat es verdient, blöder Hund. Er
hat mich immer nur beschimpft und niedergemacht.“
„Wie geht es ihm?“ Der Mann lachte.
„Sagen wir mal so: Er ist zurzeit nicht
in der Lage zu reden. Reicht Ihnen diese Aussage? Schicken Sie mir einen Wagen
und lassen Sie mich gehen. Mehr will ich nicht.“
„Herr Flott nehmen Sie mich zum
Austausch. Der Staatsanwalt benötigt einen Arzt.“ Flott überlegte einen Moment
lang.
„Vielleicht gar
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