Tödliche Aspekte Kommissarin Julia Sanders 2. Fall (Krimis aus Schleswig-Holstein) (German Edition)
vernünftig. Wollen Sie wirklich, dass
er stirbt? Auch wenn Sie noch so ärgerlich auf ihn sind, das können Sie nicht
verantworten.“ Flott runzelte die Stirn.
„Okay lassen Sie ihn uns ‘raus schaffen,
dann muss ich ihn wenigstens nicht mehr ansehen.“ Gemeinsam trugen sie den
Verletzten auf den Flur. Julia gab den Kollegen Bescheid, dass ihn die anwesenden
Rettungssanitäter abholen könnten. Minuten später hörten sie Stimmen und
Geräusche auf dem Flur. Es dauerte eine halbe Stunde, bis sie mit dem Mann das
Gebäude verließen.
„Und wo ist jetzt mein Wagen? Ich will
endlich abhauen. Sagen Sie das gefälligst Ihren Leuten.“ Er hielt die Waffe auf
Julia gerichtet und gab ihr sein Handy. Nachdem sie noch einmal seine Forderung
durchgegeben hatte, erhielt sie die Antwort, dass der Wagen auf der Rückseite
des Gebäudes bereitstand. „Sagen Sie ihnen, dass wir ‘rauskommen.“
„Wieso wir?“
„Sie sind meine Geisel. Wir fahren
Richtung dänische Grenze, da lass ich Sie irgendwo ‘raus.“ Das fehlt mir
noch , dachte Julia. Wie ein Schutzschild schob er Julia vor sich her nach
draußen, öffnete die Wagentür und drückte sie in den Sitz.
„Sie fahren, aber ein bisschen hurtig.“
Mit quietschenden Reifen fuhr sie los. Die Beamten vor Ort warteten einen Moment,
dann setzten sie sich auf Abstand hinter den flüchtigen Wagen. Julia zitterten
die Hände. Sie umklammerte das Lenkrad, damit Flott es nicht bemerkte. Ab und
zu sah sie verstohlen in den Rückspiegel. Peter wurde unruhig und drehte sich
um.
„Folgen Sie uns?“
„Nein ich glaube nicht. Können Sie
endlich mal die Waffe herunternehmen? Das macht mich ganz nervös.“ Nach einer
Ewigkeit glaubte sie im Spiegel einen Wagen mit hoher Geschwindigkeit auf sie
zukommen zu sehen. Julia lenkte den Wagen auf die Überholspur. Flott hatte von
all dem nichts mitbekommen. Er war eingenickt. Der zivile Wagen der Polizei kam
immer näher heran, bis er auf gleicher Höhe fuhr wie Julia. Sie erkannte einen
Kollegen, der ihr ein Zeichen gab die Scheibe herunterzulassen. In diesem
Moment wachte Peter Flott auf, doch bis ihm klar wurde, was hier vor sich ging,
hatte der Polizist schon geschossen. Die Kugel traf Flott in die Schulter, er
schrie vor Schmerzen auf, und die Waffe fiel ihm aus der Hand.
„Verdammt sind das Schmerzen. Was machen
Sie denn?“ Er hielt die Hand auf seine Schulter gepresst. Julia hatte den Wagen
mit quietschenden Reifen auf den Standstreifen gesteuert. Der zivile
Einsatzwagen hielt hinter ihnen. Innerhalb kurzer Zeit rissen zwei Beamte die
Türen auf und verhafteten Peter Flott. Einer der beiden war sein Partner.
„Das du so tief sinken würdest hätte ich
nie für möglich gehalten Peter.“ Dann klickten die Handschellen. Mit einem Blick
auf Julia, meinte der andere:
„Alles in Ordnung?“ Julia nickte und
versuchte ein Lächeln. „Das haben sie wirklich gut gemacht Frau Sanders.“
„Danke. Könnte ein Kollege mich zum LKA
nach Kiel bringen?“
„Natürlich wird gleich erledigt.“
Kapitel 27
Alle
Kollegen standen auf und klatschten Beifall, als Julia den Flur des Gebäudes
betrat. Was sollte das denn? Das, was sie heute getan hatte, hätte bestimmt
jeder Kollege hier gemacht. Oder auch nicht , dachte sie stolz. Die Tür
zum Büro von Kriminalrat Bose öffnete sich und der Chef trat auf sie zu.
„Frau Sanders, was Sie gemacht haben,
war sehr leichtsinnig, das wissen Sie hoffentlich. Es war unverantwortlich,
dass Sie sich zum Austausch angeboten haben. Aber Sie müssen wissen, ich bin
sehr stolz auf Sie. Ohne Ihren Mut wäre der Staatsanwalt jetzt tot.“ Er nahm
Julias Hände in seine und drückte sie fest.
„Wie geht es ihm denn?“ Bose hielt noch
immer Julias Hände. Endlich ließ er sie los.
„Er ist schwer verletzt, hat einen Schuss
in die Brust abbekommen, ist jedoch bereits notoperiert worden. Prätorius ist
ein zäher Bursche. Er wird es schaffen. Nochmals, gute Arbeit Frau Sanders. Es
ist spät, machen Sie Feierabend. Ihre Kollegin auch.“ Unbeholfen wischte er
sich eine Träne aus den Augen. Andrea hatte im Büro auf sie gewartet. Sie
sprang auf und umarmte ihre Kollegin.
„Mensch Julia endlich bist du wieder da,
und Gott sei Dank in einem Stück. Ich wusste gar nicht, dass du so mutig bist.“
Julia lachte. „Du musst mir alles erzählen. Komm mit zu mir, und ich koche uns
was Schönes. Einverstanden?“
„Gute
Idee“, fand Julia.
Als
sie an diesem Abend im Bett lag, ließ sie den Tag
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