Tödliche Aspekte Kommissarin Julia Sanders 2. Fall (Krimis aus Schleswig-Holstein) (German Edition)
nicht so eine schlechte
Idee. Dann lerne ich doch mal den Liebling von unserem Herrn Anwalt kennen. Gut
kommen Sie her, aber keine weiteren Bullen. Wir tragen den Mann vor die Tür,
dann können die anderen ihn holen. Aber ohne Puste.“ Julia sah den Kollegen vom
SEK an.
„Was meint er mit Puste?“ Der Kollege
lachte, trotz der Ernsthaftigkeit der Lage.
„Er meint eine Waffe. Sie werden
verkabelt, so sind Sie mit uns verbunden. Trotzdem ist es ein hohes Risiko, das
Sie da eingehen.“
„Ich weiß, aber es bleibt uns wohl
nichts anderes übrig. Wenn Sie jetzt stürmen, laufen Sie Gefahr, den
Staatsanwalt möglicherweise zu töten.“ Julia erhielt eine schusssichere Weste
und wurde am Oberkörper verkabelt. Andrea stand stumm daneben.
„Bist du sicher, dass es das Richtige
ist, was du tust? Er könnte dich töten.“
„Ich bin mir nicht sicher, aber welche
Chance hat der Staatsanwalt noch, wenn nicht bald etwas geschieht.“ Andrea
senkte den Kopf und dachte: Hoffentlich geht alles gut .
„Es geht los. Sind Sie soweit Frau
Sanders? Sie wollen das wirklich tun?“ Julia nickte.
„Ich kann doch jetzt keinen Rückzieher
machen.“ Der Kollege lächelte.
„Wirklich mutig von ihnen.“ Finde ich
auch , dachte Julia. Wenn Prätorius tot war, hatte sie schlechte Karten.
Dann hatte Flott nichts mehr zu verlieren. Vielleicht würde er sie als Geisel
mitnehmen? Diese Gedanken gingen ihr durch den Kopf, während sie auf das Gerichtsgebäude
zuging. Sie lief den schmalen Flur des Hauptgebäudes entlang. Heute kamen ihr
die weiß gekalkten Wände noch steriler vor. Wie gut, dass sie sich hier
auskannte. Schon des Öfteren waren Andrea und sie bei dem Staatsanwalt im Büro
gewesen. Sie stand vor der Tür und klopfte zweimal dagegen. Ihr Herz hämmerte
bis zum Hals. Von drinnen hörte sie Peter Flotts Stimme.
„Frau Sanders, sind Sie das?“
„Ja ich bin es. Schließen Sie bitte die
Tür auf.“ Julia hörte Schritte, die näherkamen. Der Schlüssel wurde im Schloss
umgedreht, und die Tür öffnete sich. Da sah sie ihn. Prätorius lag ausgestreckt
am Boden. Auf seinem hellblauen Hemd hatte sich, in Höhe der Brust, ein
tellergroßer Blutfleck ausgebreitet. Er war ohne Bewusstsein. Augenscheinlich
hatte er viel Blut verloren. Tränen traten Julia in die Augen. Erst jetzt
wandte sie sich an Peter Flott, der regungslos, mit einer Waffe in der Hand,
neben ihr gestanden hatte. Er war für einen Mann relativ klein, bestimmt nicht
größer als 1,65 m. Klarer Fall von mangelndem Selbstbewusstsein. Flott sah
nicht grad sympathisch aus. Braune kurze Haare, Dreitagebart, schmächtige
Figur. Sein Daumen und der Zeigefinger der linken Hand waren gelb verfärbt vom
Tabak, ein starker Raucher. Das alles machte einen Mann nicht grad zu einem
Frauenschwarm. Er machte den Eindruck, als hätte er seine Kleidung schon mehrere
Tage nicht gewechselt. Außerdem würde eine Dusche sicherlich Wunder bewirken.
Der Polizist tastete Julia nach einer Waffe ab. Zufrieden ließ er die Hände
sinken und zog sich aus einer blauen Schachtel eine Zigarette. Julia merkte
sich die Marke ‘Gauloises‘. Sie hatte noch nie im Leben geraucht, doch sie
wusste, dass diese Zigaretten sehr stark, wenn nicht die stärksten waren.
„Der Mann braucht einen Arzt. Lassen Sie
mich den Einsatzleiter anrufen, damit er abgeholt wird. Sie haben doch jetzt
mich.“ Flott legte seinen Kopf schief und meinte:
„Sie sind also diese Julia Sanders, von
der alle Kollegen im Revier schwärmen. Es heißt, Sie seien so mutig und
fürchteten sich vor nichts.“ Das würde ich nicht ganz so sehen , dachte
Julia. „Wenn Sie das sind, dann holen Sie doch die Kugel aus ihm ‘raus. Na los,
retten Sie dem guten Mann das Leben. Vielleicht kriegen Sie noch ‘ne Medaille.“
Die dummen Sprüche überhörte Julia. Sie hatte nur noch den einen Gedanken,
Prätorius hinauszuschaffen.
„Wir können den Mann vor die Tür legen.
Die Kollegen kümmern sich dann um alles Weitere. Sie wollen doch nicht einen
Menschen auf dem Gewissen haben.“ Flott senkte den Kopf.
„Ihr wisst gar nicht, was ich alles
durchgemacht habe mit diesem Spießer.“ Plötzlich war er wie ausgewechselt und
fragte: „Wo bleibt mein Wagen?“ Sein Blick fiel auf den Verletzten, der die
Augen geöffnet hatte. Julia kniete sich neben ihn und hielt seine Hand.
„Herr Prätorius wie geht es Ihnen?“
Kraftlos schloss er wieder die Augen.
„Er muss schnellstens in ein
Krankenhaus. Herr Flott, seien Sie doch
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