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Tödliche Aspekte Kommissarin Julia Sanders 2. Fall (Krimis aus Schleswig-Holstein) (German Edition)

Tödliche Aspekte Kommissarin Julia Sanders 2. Fall (Krimis aus Schleswig-Holstein) (German Edition)

Titel: Tödliche Aspekte Kommissarin Julia Sanders 2. Fall (Krimis aus Schleswig-Holstein) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nathalie von Heiden
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Conny war in
erbärmlichen Zustand. Die Bekleidung, die an seinem mageren Körper wie eine
zweite Haut hing, bestand aus einer Jeansjacke- und Hose, sowie einem roten Halstuch,
das locker um den dünnen Hals lag. Widerwillig suchte Julia in seiner
Jackentasche nach einem Ausweis und nach Daniel Örtlers Handy. Die Taschen
waren leer. Thomas Kolb drehte den Toten vorsichtig etwas zur Seite und fand in
einer Hosentasche einen Ausweis, zwar abgelaufen, aber wenigstens bestätigte
sich sein Name. Das Portemonnaie fehlte, und das Handy hatte er vermutlich
bereits verkauft, um ein bisschen Geld für den nächsten Joint zu haben. Die Hände
waren abgemagert, fast bis auf den Knochen. Die Fingerkuppe des kleinen Fingers
der rechten Hand fehlte. Der schwarze gezackte Wundrand hatte sich
zusammengezogen. Beim Anblick dessen, was einmal ein Gesicht gewesen sein
musste, zog sich Julias Magen krampfartig zusammen. Sie presste die Hand, die
sie zuvor gegen die Nase gepresst hatte, vor den Mund und schluckte mehrmals.
Nie zuvor hatte sie so etwas Schreckliches gesehen. Thomas Kolb drehte sich zu
ihr um.
    „Alles in Ordnung Julia? Willst du
lieber gehen?“ Sie schüttelte unmerklich den Kopf. Am liebsten wäre sie
gegangen, doch sie wollte das hier durchstehen. Das Gesicht des jungen Mannes
war unkenntlich. Aus den dunklen Augenhöhlen, dem Mund und den Nasenlöchern
traten kleine weiße Maden hervor und tummelten sich in den Öffnungen wie auf
einem Spielplatz. Manche von ihnen hatten sich bereits zu Schmeißfliegen
entwickelt und schwirrten um den Körper herum. Julia kämpfte mit einem
Würgereiz. Sie legte Thomas die Hand auf die Schulter und machte ihm ein
Zeichen, dass sie besser ging. Was sie sehen wollte, hatte sie gesehen, und das
war mehr als sie vertrug. Er nickte verständnisvoll und nuschelte unter dem
Mundschutz:
    „Ich ruf dich an.“ Als Julia aus dem
Treppenhaus ins Freie trat, riss sie sich als erstes den Mundschutz vom Gesicht
und lehnte sich an die Hauswand. Dort atmete sie mehrmals tief ein. Andrea, die
sie kommen sah, sprang aus dem Auto und rannte auf sie zu. Als sie Julias
blasses Gesicht sah, fragte sie:
    „So schlimm?“ Julia nickte.
    „Schlimmer. Du wärst umgefallen. Ob ich
diesen Anblick je vergessen werde, kann ich dir nicht sagen.“ Sie riss sich den
weißen Schutzanzug vom Körper, knüllte ihn zusammen und beförderte ihn in einen
Müllsack. Der befand sich im Wagen des Rechtsmediziners, gedacht für die
Schutzanzüge, Handschuhe und Mundschutz. Julia ließ sich ins Polster ihres
Wagens fallen. „Möchtest du fahren? Ich muss mich erst einmal regenerieren.“ Sie
suchte in ihrer Tasche nach einem Pfefferminz. „Du auch?“ Andrea schüttelte den
Kopf.
    „Und nun? Hast du eigentlich heute
Morgen gefrühstückt?“ Julia schüttelte den Kopf.
    „Mir ist auch nicht danach. Ich habe
heute früh extra nichts gegessen. Wir fahren zurück zum LKA. Ich werde Bose berichten,
dass es sich bei dem Toten tatsächlich um Conny Glanz handelt. Meinen Bericht
bekommt er, wenn wir von Thomas die Einzelheiten erfahren. Da es sich bei
Connys Todesursache nicht um eine Straftat handelt, wird Staatsanwalt Prätorius
vermutlich Thomas aufsuchen, um etwas über die genauen Umstände zu erfahren. Es
ist noch nicht einmal Mittag, und ich bin total geschlaucht.“ Der mündliche
Bericht an den Kriminalrat war schnell erzählt.
    „Wie geht es Ihnen Frau Sanders?“ Julia
lächelte.
    „Es
geht schon wieder. Danke.“ Nun konnte sie doch ein kräftiges Mittagessen
vertragen.
    Ein großes Steak mit Pommes und Salat,
und Julias Welt war wieder in Ordnung. Langsam verdrängte sie den Anblick von
Conny Glanz in ihrem Kopf und begann sich gedanklich mit dem Fall David Sanders,
ihres verstorbenen Vaters, zu beschäftigen. Der Nachmittag zog sich wie ein Gummiband
in die Länge. Julia war froh, als sie Feierabend machen konnte. Zu Hause setzte
sie sich auf ihr Bett und rief Perez an. Sie freute sich darauf, seine Stimme
zu hören, doch es sprang nur die Mailbox an. Frustriert warf Julia ihr Handy
achtlos auf die Bettdecke. Sie war müde und traurig, dass sie Perez nicht
erreichen konnte. Julia goss sich ein Glas Rotwein ein und stellte sich ans Fenster.
Sie starrte hinaus, ihr Atem stockte. Vor ihr stand Philip, der sie mit seinen
Blicken durchbohrte. Da sie im Erdgeschoss wohnte, trennte die Zwei nur die
Glasscheibe. Julias Herz klopfte wild. Was wollte Philip von ihr? Gestern hätte
er sie um ein Haar überfahren, heute

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