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Tödliche Beute

Tödliche Beute

Titel: Tödliche Beute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Paul Kemprecos
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Marineausbildung, gab den Befehl, das Schiff zu verlassen, und überwachte das Aussetzen der Rettungsboote. Als einer der Männer ihm Verletzte unter Deck meldete, zögerte Petersen keine Sekunde, sondern übergab seinem Ersten Offizier den Befehl über die Boote und eilte den Soldaten zu Hilfe.
    Zum Zeitpunkt der Kollision hatte die Nachtwache in ihren Kojen gelegen. Der Bug der
Sea Sentinel
war dicht hinter den Quartieren durch den Rumpf gedrungen und hatte niemanden unmittelbar getötet, aber mehrere Männer verletzt. Petersen rannte in die Messe, stürzte beinahe die Kajütstreppe hinunter und sah, dass die heil Davongekommenen sich bereits um ihre Kameraden kümmerten.
    »Alle von Bord!«, befahl er. »Tragt die Verletzten an Deck.«
    Durch das klaffende Leck drangen ungehindert die Fluten ein, und die
Leif Eriksson
neigte sich zur Seite.
    Unversehens füllte sich auch die Messe mit Wasser, das durch die offene Luke sogleich weiter in das Quartier strömte. Der Fluchtweg war abgeschnitten. Petersen kletterte die Stufen hinauf, schlug den Lukendeckel zu und drehte das Rad, um ihn wasserdicht zu verriegeln. Dann fuhr jäh ein Ruck durch das Schiff. Der Kapitän wurde gegen das Schott geschleudert und verlor das Bewusstsein.
    Er hatte Glück im Unglück, denn er musste nicht mit anhören, wie schrecklich sein Schiff ächzte und stöhnte, während es in die Tiefe sank. Und als der Kreuzer kurz darauf auf dem weichen Schlammboden aufprallte, trug Petersens schlaffer Körper keine weiteren Verletzungen davon. Dennoch – als er in der dunklen Kabine wieder zu sich kam, erwartete ihn ein noch schrecklicheres Geräusch: die Schreie seiner Männer. Wenig später durchstach der Lichtstrahl einer Taschenlampe die Finsternis und ließ in dem Wirrwarr aus Kojen und Seekisten blutige und bleiche Gesichter erkennen. Der Küchenchef der
Leif Eriksson
, ein kleiner dicker Mann namens Lars, rief nach dem Kapitän.
    »Hier drüben«, krächzte Petersen.
    Das flackernde Licht kam auf ihn zu.
    »Alles in Ordnung, Lars?«, fragte der Kapitän.
    »Nur ein paar blaue Flecken. Meine Fettschicht hat mich geschützt. Wie steht’s mit Ihnen, Sir?«
    Petersen rang sich ein keuchendes Lachen ab. »Ich hatte leider weniger Glück. Mein linker Arm ist gebrochen.«
    »Was war denn los, Käpt’n? Ich hab geschlafen.«
    »Ein Schiff hat uns gerammt.«
    »So ein Mist«, fluchte Lars. »Bevor ich aus meiner Koje geflogen bin, habe ich von einem echten Festmahl geträumt. Mit Ihnen hätte ich hier unten gar nicht gerechnet.«
    »Einer der Männer sagte, ihr würdet in Schwierigkeiten stecken. Ich wollte helfen.« Er richtete sich mühsam auf.
    »Aber wenn ich hier bloß rumsitze, kann ich euch kaum behilflich sein. Würden Sie mir bitte kurz zur Hand gehen?«
    Aus dem Gürtel des Kapitäns fertigten sie gemeinsam eine provisorische Armschlinge. Dann inspizierten sie den gesamten Raum. Mit Unterstützung der wenigen halbwegs unversehrt gebliebenen Männer machten sie es den verletzten Kameraden ein wenig bequemer. Am gefährlichsten war in erster Linie die feuchte, beißende Kälte, aber Petersen hoffte, etwas Zeit schinden zu können. Sie verfügten hier im Quartier über Schutzanzüge für den Fall eines Schiffbruchs.
    Es dauerte eine Weile, die in ihren Beuteln überall verstreut liegenden Anzüge einzusammeln und sie den Verletzten überzuziehen, gefolgt von Handschuhen und Kapuzen. Dann sammelten sie alle Decken und sonstigen Kleidungsstücke ein und hüllten sich in mehrere Lagen Stoff.
    Nachdem die Kälte vorläufig bezwungen war, kümmerte sich Petersen um das Sauerstoffproblem. Einer der Aluminiumspinde enthielt Atemgeräte, ursprünglich gedacht als Vorsorge beim Ausbruch eines Brandes. Sie ließen die Flaschen herumgehen und gewannen auch dadurch etwas mehr Zeit. Petersen beschloss, zunächst auf die Pressluft zurückzugreifen, weil der Sauerstoffgehalt im Raum bereits merklich nachließ und den Männern zu schaffen machte.
    Dann erinnerte er sich daran, was Offiziere in Kriegsgefangenschaft zu tun pflegten: Sie wiesen ihren Leuten Aufgaben zu, um die Moral aufrechtzuerhalten.
    Also teilte er die Leute in Gruppen ein, die am Rumpf abwechselnd Morsezeichen geben sollten. Mit einem Schraubenschlüssel hämmerten die Männer SOS. Bald waren alle ziemlich erschöpft, aber Petersen machte weiter, obwohl ihm der Grund dafür nicht ganz klar war, und schilderte in kurzen Botschaften ihre Notlage.
    Schließlich verließen auch ihn die Kräfte,

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