Tödliche Beute
Botschaft, aber das Klopfen klang deutlich schwächer. Am Ende haben die Leute zwei Worte mehrmals wiederholt.«
»Und zwar?«
»
Sind verzweifelt.
«
Drückende Stille machte sich breit. Austin beeilte sich, die nächste Frage zu stellen. »Haben Sie noch andere Geräte zum Schiff hinuntergelassen?«
»Die Küstenwache der Färöer hat die NATO-Basis auf Streymoy verständigt. Von dort aus wurde wenige Minuten nach dem Untergang des Kreuzers der Rettungsdienst der NATO alarmiert. Die Schiffe, die Sie dort draußen sehen, stammen überwiegend aus skandinavischen Ländern. Wir haben unterdessen als vorläufige Leitstelle fungiert. Demnächst müsste ein schwedisches Schiff mit einem Bergungsfahrzeug eintreffen, aber genau wie die anderen kann es in dieser Situation wenig ausrichten, denn es wurde konstruiert, um am Notausstieg eines U-Boots anzudocken. Es ist uns gelungen, den Kreuzer in achtzig Metern Tiefe ausfindig zu machen, aber darüber hinaus sind wir trotz all unserer Technik dazu verdammt, die drohende Katastrophe tatenlos mit anzusehen.«
»Nicht unbedingt«, sagte Austin.
»Heißt das, Sie können den Leuten helfen?«, fragte Becker mit flehentlichem Blick.
»Vielleicht«, antwortete Austin. »Genaueres können wir erst dann sagen, wenn wir die Lage in Augenschein genommen haben.«
Becker entschuldigte sich für seine anfängliche Schroffheit. »Verzeihen Sie, dass ich so unfreundlich war.
Wir sind Ihnen für Ihre Bemühungen überaus dankbar. Ich stehe tief in Kapitän Petersens Schuld. Als er nach dem Zusammenstoß erkannte, dass der Kreuzer binnen weniger Minuten sinken würde, sorgte er persönlich dafür, dass man mich in einem der Rettungsboote aufnahm. Dann hörte er, dass noch Leute unter Deck seien, und lief los, um ihnen zu helfen. Offenbar hat er es nicht mehr schnell genug nach oben geschafft.«
»Er ist ein tapferer Mann. Ein Grund mehr, ihn und seine Crew zu retten«, erwiderte Austin. »Wissen Sie wenigstens ungefähr, in welcher Stellung der Rumpf auf dem Meeresboden liegt?«
»Ja, natürlich. Kommen Sie mit«, sagte der Kapitän und ging voran in einen Raum auf dem Hauptdeck. Es handelte sich um ein Labor voller Computermonitore und elektronischer Geräte, die vornehmlich der Fernabtastung dienten.
»Das hier ist ein hochauflösendes Sonarbild der
Leif Eriks
sow«, erklärte er und wies auf einen großen Monitor.
»Wie Sie sehen, liegt sie leicht geneigt auf einem abschüssigen Hang. Die Mannschaftsquartiere befinden sich hier, ein Deck unter der Messe, ganz in der Nähe des Bugs. Und dort hat sich anscheinend die Luftblase gefangen.« Er umkreiste mit dem Cursor eine Stelle am Rumpf. »Es ist ein Wunder, dass die Leute noch am Leben sind.«
»Mittlerweile hätten sie auf dieses Wunder womöglich lieber verzichtet«, stellte Becker bekümmert fest.
»Beschreiben Sie uns den Raum.«
»Er ist ziemlich groß und enthält Kojen für zwei Dutzend Männer. Der Zugang erfolgt über eine Kajütstreppe aus der Messe. Außerdem gibt es eine Notluke.«
»Wir benötigen möglichst viele Details über das Quartier, vor allem die Lage eventueller Rohrleitungen, Kabel und Querstreben.«
Der Kapitän reichte ihm einen Aktenordner. »Das Marineministerium hat uns vorsorglich diese Unterlagen gefaxt. Ich glaube, darin findet sich alles, was Sie brauchen. Falls nicht, können wir es schnell für Sie in Erfahrung bringen.«
Austin und Zavala betrachteten prüfend die Konstruktionspläne des Schiffes und wandten sich dann wieder der Sonaraufnahme zu. »Die Bilder reichen leider nur für einen ersten Eindruck«, erklärte Austin schließlich.
»Vielleicht sollte ich mal schwimmen gehen.«
»Wie gut, dass du deinen Badeanzug dabeihast«, sagte Zavala.
»Das neue Modell von Michelin. Die Damenwelt dürfte hingerissen sein.«
Becker und der Kapitän fragten sich, ob die beiden den Verstand verloren hatten. Sie warfen einander verwirrte Blicke zu und mussten sich dann beeilen, um mit den NUMA-Männern Schritt zu halten. Während Zavala den zwei Dänen den Plan erläuterte, sorgte Austin dafür, dass die vier kräftigsten Matrosen den Transportbehälter unter einen Auslegerkran verfrachteten. Sie spulten ein Stück des Kabels ab. Austin befestigte es in der großen Kiste und gab das Signal zum Anheben.
Die leuchtend gelbe Gestalt, die daraufhin zum Vorschein kam, war mehr als zwei Meter groß und wirkte wie ein Roboter aus einem alten Science-Fiction-Film. Die gewölbten Gliedmaßen aus
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