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Tödliche Beute

Tödliche Beute

Titel: Tödliche Beute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Paul Kemprecos
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Gussaluminium erinnerten tatsächlich an das Michelin-Männchen, und der Helm glich einem überdimensionalen Goldfischglas. Die Arme endeten in Greifzangen, ähnlich den Klauen eines Insekts.
    An den Ellbogen und den Rückseiten der Oberarme waren in runden Gehäusen vier kleine Propeller angebracht.
    Austin klopfte gegen das Aggregat auf dem Rücken des Anzugs. »Ein Meisterwerk der modernen Technik. Dieses Modell kann bis zu sechs Stunden in einer Tiefe von sechshundert Metern eingesetzt werden, also bleibt mir jede Menge Spielraum. Dürfte ich mir vielleicht eine kurze Leiter borgen? Außerdem benötige ich ein Boot mit einem erfahrenen Team an Bord.«
    Der Kapitän befahl dem Ersten Offizier, die entsprechenden Vorkehrungen zu treffen. Austin legte den Anorak ab, streifte stattdessen einen dicken Wollpullover über und zog sich eine schwarze Strickmütze bis über die Ohren. Der Anzug ließ sich auf Höhe der Taille in zwei Teile trennen. Austin stieg auf die Leiter und kletterte in die untere Sektion. Dann wurde die obere Hälfte wieder aufgesetzt und befestigt, das Kabel der Kranwinde eingeklinkt, und schon hob ihn der Ausleger langsam vom Deck.
    Das Funkgerät des Anzugs war auf die Frequenz der Walkie-Talkies der
Thor
eingestellt. Austin ließ den Kran mitten in der Luft anhalten und bewegte versuchsweise Arme und Beine, die von sechzehn hydraulischen Drehgelenken unterstützt wurden. Danach testete er die Funktion der manuell bedienten Greifer und zuletzt die Pedale, wodurch die vertikalen und horizontalen Schubdüsen surrend zum Leben erwachten.
    »Alle Systeme in Ordnung«, meldete er.
    Der Druckanzug war entwickelt worden, um Tauchern in großer Meerestiefe relativ präzise Arbeiten zu ermöglichen. Trotz seiner humanoiden Form galt er als ein Fahrzeug und der Insasse als dessen Steuermann.
    Unter Zavalas Anleitung schwang der Ausleger über die Bordwand hinaus. Austin pendelte wie ein Jo-Jo hin und her. Als er sah, dass das angeforderte Boot längsseits kam, funkte er seinen Partner an. »Los geht’s.«
    Die Kranwinde lief an, und Austin verschwand in der sanften Dünung. Grüner Schaum schlug über seinem Helm zusammen. Die Bootsmannschaft klinkte das Kabel aus, und er sackte mehrere Meter wie ein Stein in die Tiefe, bis er den Anzug abgefangen hatte. Dann spielte er mit den Schubdüsen herum, stieg auf und wieder ab, fuhr vor und zurück und blieb schließlich in der Schwebe. Er warf einen letzten Blick auf die hell schimmernde Oberfläche über seinem Kopf, schaltete die Scheinwerfer der Brustsektion ein, betätigte die Vertikalsteuerung und begann den Abstieg.

5
    Kapitän Petersen wusste nichts von den Vorgängen weit über ihm. Er lag in seiner Koje, starrte in die Dunkelheit und fragte sich, ob er wohl erfrieren oder vorher an Sauerstoffmangel zugrunde gehen würde. Es war lediglich ein Gedankenspiel. Ihn interessierte längst nicht mehr, wie das Ende aussehen mochte. Er hoffte nur noch, dass es bald geschah.
    Die Kälte hatte ihm den größten Teil seiner Kraft geraubt. Jeder mühsame Atemzug erhöhte den Kohlendioxidgehalt der Luft und ließ die Umgebung für ihn und seine Männer immer lebensfeindlicher werden.
    Der Kapitän näherte sich dem apathischen Zustand eines vollends schwindenden Selbsterhaltungstriebs. Sogar der Gedanke an seine Frau und Kinder vermochte ihn nicht mehr anzuspornen.
    Er sehnte sich nach dem Stadium der absoluten Teilnahmslosigkeit, das hoffentlich die Marter lindern würde, aber vorerst war noch genug Leben in ihm, um die Qualen andauern zu lassen. Seine gepeinigte Lunge bescherte ihm einen Hustenanfall, wodurch wiederum ein pulsierender Schmerz durch seinen linken Arm fuhr, den er sich beim Aufprall auf ein Schott gebrochen hatte. Es war eine simple Fraktur, aber sie tat höllisch weh. Das Stöhnen seiner Kameraden erinnerte ihn daran, dass es den anderen nicht besser erging als ihm.
    Wie schon ein Dutzend Mal zuvor, ließ der Kapitän die Kollision Revue passieren und grübelte, ob er sie hätte abwenden können. Zunächst war alles recht gut verlaufen.
    Sie hatten eine gefährliche Konfrontation vermieden und geleiteten die
Sea Sentinel
hinaus aufs offene Meer. Dann hielt das kunterbunt angemalte Schiff ohne jede Vorwarnung plötzlich auf die ungeschützte Flanke des Kreuzers zu.
    Petersens hektische Aufforderung zum Beidrehen kam zu spät. Das furchtbare Geräusch des reißenden Stahls verriet ihm, dass die Wunde tödlich war. Sofort besann er sich auf seine

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