Tödliche Beute
Forschungsschiff. Das ist nicht nur deutlich sicherer, sondern ermöglicht mir den Zugriff auf alle denkbaren Untersuchungseinrichtungen.
Außerdem würde ich gern einen Archäologen mitbringen, der sich diese Höhlen vornimmt.«
»Das halte ich für keine gute Idee, Professor, aber in der Stadt gibt es eine Frau, die Ihnen in dieser Hinsicht behilflich sein könnte. Ihr Vater hat die Höhlen besucht, und sie hat mir verraten, wie man hineingelangt. Sie heißt Pia.«
»Die Witwe des Pfarrers?«
»Ja. Sie kennen sie bereits? Eine tolle Frau.«
»
Das
kann man wohl sagen«, schwärmte Jorgensen und errötete. »Wir sind uns ein paarmal über den Weg gelaufen. Es ließ sich gar nicht vermeiden. Können Sie denn nicht Ihre Pläne ändern und zusammen mit mir nach Skaalshavn zurückkehren?«
Austin schüttelte den Kopf. »Danke für das Angebot, aber meine Pflichten bei der NUMA rufen, zumal Joe immer noch mit den Tests der
Sea Lamprey
beschäftigt ist.
Bitte halten Sie mich über Ihre Erkenntnisse auf dem Laufenden.«
»Selbstverständlich.« Jorgensen stützte das Kinn auf die Hand und starrte versonnen ins Leere. »Der Gedanke an böse Vorahnungen ist mir eigentlich zuwider, denn ich bin als Wissenschaftler dazu ausgebildet worden, keine Schlussfolgerung zu ziehen, die sich nicht durch entsprechende Fakten stützen lässt. Aber hier geht irgendetwas Schlimmes vor sich, Kurt. Ich kann es spüren.
Etwas
Unheiliges
.«
»Falls es Sie tröstet, ich empfinde genauso. Das da sind nicht bloß ein paar Kerle, die mit Waffen durch die Gegend rennen.« Er beugte sich vor und sah den Professor aus blaugrünen Augen durchdringend an. »Ich möchte, dass Sie mir etwas versprechen.«
»Natürlich, mein Junge. Alles, was Sie wollen.«
»Passen Sie in Skaalshavn auf sich auf, Professor«, sagte Austin mit fester Stimme, die keinen Raum für Missverständnisse ließ. »Passen Sie
gut
auf sich auf.«
17
Das unangenehme Gefühl ließ Austin nicht mehr los, auch als er aus dem Universitätsgebäude in den hellen dänischen Sonnenschein hinaustrat. Während der Taxifahrt zurück zum Hotel ertappte er sich mehrmals dabei, dass er durch die Heckscheibe nach Verfolgern Ausschau hielt. Schließlich gab er es auf und ließ sich in die Polster sinken. Falls tatsächlich jemand hinter ihm her war, würde Kurt ihn mitten im Berufsverkehr ohnehin nicht entdecken.
Vor dem Bekleidungsgeschäft stieg er aus, holte seine Einkäufe ab und nahm die sorgfältig verschnürten Schachteln mit ins Hotel. Dann rief er Therri an. Es war siebzehn Uhr dreißig. »Mein Zimmer liegt eine Etage unter Ihrem. Ich glaube, ich kann Sie vor lauter Vorfreude auf unser Abendessen fröhlich singen hören.«
»Dann müssen Sie mich außerdem
tanzen
gehört haben.«
»Schon erstaunlich, wie Frauen auf meinen Charme reagieren«, sagte Austin. »Ich erwarte Sie in der Lobby.
Wir könnten so tun, als seien wir ein früheres Liebespaar, das sich zufällig wieder begegnet.«
»Sie sind ja ein richtiger Romantiker, Mr. Austin.«
»Man hat mich schon schlimmer betitelt. Sie erkennen mich an der roten Nelke im Knopfloch.«
Therri entstieg dem Aufzug, als würde sie eine Bühne betreten, und zog sofort das Interesse sämtlicher Männer auf sich. Auch Austin konnte den Blick nicht von ihr abwenden, als sie quer durch das Foyer schwebte. Therris kastanienbraunes Haar fiel lockig auf die schmalen Träger ihres weißen knöchellangen Seidenkleids, das sich eng an ihre schmale Taille und die Oberschenkel schmiegte.
Ihr warmes Lächeln verriet, dass auch sie mit dem Anblick ihres Kavaliers zufrieden war. Sie musterte den taubengrauen Einreiher, dessen taillierter Schnitt Austins breite Schultern vorteilhaft zur Geltung brachte. Das blaue Hemd und die weiße Seidenkrawatte standen in angenehmem Kontrast zu der tiefen Sonnenbräune, den korallenfarbenen Augen und dem hellen Haar. An seinem Revers steckte eine rote Nelke.
Therri streckte die Hand aus. Austin hauchte einen Kuss darauf. »Was für eine reizende Überraschung«, sagte sie mit gespieltem britischem Akzent. »Ich habe Sie nicht mehr gesehen seit …«
»Biarritz. Oder war es Casablanca?«
Therri hob das Handgelenk an die Stirn. »Ach, wer kann das schon sagen? Die Orte vermischen sich im Laufe der Jahre, finden Sie nicht auch?«
Austin beugte sich dicht an ihr Ohr und flüsterte: »Uns bleibt auf ewig Marrakesch.«
Dann nahm er Therris Arm. Gemeinsam schlenderten sie zur Tür hinaus, als würden sie sich
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