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Toedliche Blumen

Toedliche Blumen

Titel: Toedliche Blumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wahlberg
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An diesem Freitagabend würde er mit Alicia ausgehen. Eine Frau, um die es regelrecht Funken schlug. Allein der Gedanke an sie machte ihn scharf. Es war ziemlich lange her, dass ihm so eine Frau begegnet war. Sie wohnte im Nachbarhaus, und er hatte sie vor zwei Wochen auf der Straße abgepasst, als sie gerade aus einem Taxi stieg und mit ihren beiden schweren Taschen Hilfe benötigte. Heute wollten sie zusammen auf einen Maskenball gehen, ausgerechnet. Das Ganze war zwar geradezu kindisch und etwas peinlich, aber das war wohl der Preis, den er zahlen musste, um einer Frau nahe kommen zu dürfen, deren Körper es an nichts fehlte: schmale Taille, feste Brüste und schlanke Beine. Sie war weder verbittert, enttäuscht noch sonst irgendwie fordernd oder missmutig. Und sie hatte keine Kinder. Alicia und er waren ausdrücklich übereingekommen, dass sie eine Weile Spaß miteinander haben wollten. Nicht mehr. Ziemlich umgehend hatte sie dann allerdings geäußert, dass sie gerne auch in Zukunft ihre Freiheit genießen wolle – keine Kinder, keine Unannehmlichkeiten –, doch er glaubte ihr ungefähr genauso viel, wie er anderen Frauen in ähnlichen Situationen geglaubt hatte. Nämlich gar nichts. Er wusste, dass sich die Dinge von einer Sekunde auf die andere ändern konnten. Es ging oftmals verdammt schnell.
    Er kniff die Augenbrauen zusammen und befeuchtete seine glatt rasierten Wangen mit Aftershave. Er hatte sich also überreden lassen, auf diese Party zu gehen, obwohl er sich vermutlich ziemlich blöd und fehl am Platz vorkommen würde, aber mit einem weiteren Bier intus würde es schon gehen. Das größte Problem hatte er so weit bereits gelöst. Nämlich die Frage nach der Verkleidung. In seiner Einfältigkeit waren ihm nur Tarzan, Superman oder Elvis in den Sinn gekommen, doch sämtliche Möglichkeiten bedeuteten einen nicht geringen Aufwand in puncto Ausstattung und Zubehör. Wie immer war er in letzter Minute unterwegs gewesen, um nicht zu sagen in letzter Sekunde. Und das nicht zuletzt deswegen, weil er die Einladung äußerst dämlich fand und das Ganze eigentlich schon bereute und letztlich den Abend viel lieber mit ein paar Bieren vor dem Fernseher verbracht hätte.
    Nachmittags war er also wider Willen ins Einkaufszentrum gelaufen und hatte schnell eine Anzahl von Geschäften durchkämmt, um zu gucken, ob er dort ein brauchbares Kostüm fände. Er fand natürlich keins. Jedenfalls hatte er so weit keins entdecken können. Und da er sich nicht blamieren wollte, indem er jemanden ansprach und womöglich seinen Wunsch gegenüber einer Verkäuferin hervorstotterte, die ihn daraufhin mit einem milden Lächeln um die Mundwinkel der Lächerlichkeit preisgeben würde, hatte er auch nicht nachgefragt.
    Das Einzige, was er schließlich in einem Spielzeuggeschäft fand, war eine Maske, die er sich vor das Gesicht klemmen konnte. Zwei verschiedene standen zur Auswahl: eine rosafarbene und eine weiße. Er nahm die weiße.
    Früher oder später holt einen die Wirklichkeit sowieso ein, philosophierte er und trocknete sich die Hände in dem, gelinde gesagt, nicht ganz sauberen Handtuch ab. An den Baumwollschlingen klebte getrocknetes Blut, wie er sah, doch er ließ es hängen.
    Für ihn war allein die Zukunft von Interesse. Man konnte einzig auf die Dame Fortuna hoffen, wie sein alkoholisierter Vater in seinen stillen Räuschen zu sagen pflegte. Für alles andere war es sowieso bereits zu spät. Und er selbst musste gerade mal eine lächerliche Maskerade bewältigen. Was danach auf ihn zukäme, würde sich zeigen.
    Es war kein gutes Zeichen, dass sie von sich hatte hören lassen. Schlimmer schienen ihm allerdings die vielen Briefe, die in regelmäßigen Abständen durch den Briefschlitz auf den Boden im Flur segelten. Kuverts mit Fenster von einem Rechtsanwalt. Gerade als er endlich ein wenig zur Ruhe gekommen war. Aber auch das würde sich vermutlich auf die eine oder andere Weise lösen, wie alles andere auch. Kjell E. Johansson war bekannt dafür, auf die Füße zu fallen. Ansonsten würde er immer noch alles abstreiten können. Damit kam man in den meisten Fällen weiter. Mit blütenreinen Lügen. Oder kohlrabenschwarzen wie die Sünde. Die beste Strategie bestand jedenfalls darin, seinen Charme spielen zu lassen, dachte er wie immer, überlegte es sich dann doch anders, nahm das blutverschmierte Handtuch vom Haken und warf es siegesgewiss und mit solcher Wucht in den Wäschekorb, dass dieser umzufallen drohte.
    Das

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