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Toedliche Blumen

Toedliche Blumen

Titel: Toedliche Blumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wahlberg
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Geschäft erinnerte, ewig lange Regale mit einem viel zu umfangreichen Angebot, die überdies einen schlechten Überblick boten, was wiederum lange Wegstrecken mit sich brachte. Kurz, ein Herumirren kreuz und quer, um zu bekommen, was man wollte, und dem auszuweichen, was man nicht benötigte. Darüber war sie sich im Klaren. Doch es kamen weitere, nicht ganz unbedeutende Aspekte hinzu: unzählige Tüten zum Auto schleppen, sie wieder aus dem Auto heraushieven und ins Haus transportieren, um dort schließlich die ganze Ladung in Schränken und Regalen zu verstauen, die leider nicht immer vollkommen leer und aufnahmebereit waren. Insgesamt handelte es sich um mehrere Stunden Arbeit, doch so weit vermochte sie im Moment nicht zu denken.
    Endlich fand sie die Hygieneartikel, und ihr fiel ein, dass sie auch noch Zahncreme brauchten. Während ihre Augen nach einer Sorte suchten, welche die Zahnhälse schonte, wurde ihr bewusst, dass sie nicht alle Zeit der Welt hatte. Sie musste weiter.
    Zu Hause wartete eine kranke Tochter auf sie. Außerdem konnte jeden Moment eines der Handys in ihren Jackentaschen klingeln und sie mit sofortiger Wirkung an ihren Arbeitsplatz zitieren. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie überstürzt würde aufbrechen müssen, war zwar nicht übermäßig groß – eine gewisse Zeitspanne bis zum Erscheinen wurde einem zugestanden –, aber man konnte nie wissen.
    Passierte Tomaten mit Tagliatelle – damit war das Abendessen entschieden – entsprachen ungefähr dem Niveau, das ihre Fantasie im Augenblick zuließ. Sie eilte weiter zum Kühlregal und griff rasch nach einigen Beuteln mit gemischtem Wokgemüse. Es war immer gut, so etwas im Hause zu haben, vielleicht für morgen. Reis musste noch im Schrank sein. Da war sie sicher – fast jedenfalls.
    Dann schob sie den Wagen in den Gang mit Erfrischungsgetränken, Bier und Wasser, zögerte jedoch eine Sekunde lang. Würde sie es schaffen, auch noch Getränke zu transportieren, oder könnte Claes das möglicherweise an einem anderen Tag übernehmen? Mit einem Mal wurde ihr warm, und sie fühlte sich verklebt. Das dunkelblaue Poloshirt lag eng am Hals an. Sie lockerte mit einem Finger den Kragen, während sie sich gleichzeitig der ebenfalls blauen Windjacke mit dem dicken Winterfutter entledigte und das weiße T-Shirt, das sie unter dem Polohemd trug, aus den Jeans zog. So fühlte es sich besser an Beim Anziehen hatte sie nicht bedacht, dass es bereits Frühling war.
    Veronika hatte das ganze Wochenende lang Rufbereitschaft. Vor einer knappen Stunde hatte sie sich in ihrem Dienstzimmer in der chirurgischen Klinik umgezogen, nachdem sie gemeinsam mit dem Dienst habenden Arzt, der während der kommenden Nacht die Stellung halten würde, Visite gemacht und sich vergewissert hatte, dass auf den verschiedenen Abteilungen alles unter Kontrolle war. Kein Grund zur Unruhe so weit. Der Dienst habende Arzt war ein neuer Stern am Krankenhaushimmel namens Rheza. Er war während ihres Mutterschutzes eingestellt worden und ihr somit unbekannt. Möglicherweise würde er sich als unsicherer Kandidat entpuppen. Vorhin war er die ganze Zeit stumm neben ihr hergeglitten. Hatte keinen Ton gesagt und auch keine Fragen gestellt. Das störte sie ein bisschen, denn sie wusste nicht, woran sie bei ihm war.
    Wenn sie nach Hause kam, würde sie ihn kurz anrufen und die Lage checken, entschied sie. Mehr konnte sie nicht tun.
    Ein ganzes Jahr hatte sie nicht gearbeitet. Ein Zeitraum, der ihr am Anfang wie eine Ewigkeit erschienen und im Nachhinein wie im Handumdrehen verflogen war. An den vergangenen fünf Tagen, von Montag bis Freitag, war sie bereits wieder früh aufgestanden und spät nach Hause gekommen. Eigentlich war sie nicht besonders müde, eher aufgedreht. Sie lief auf Hochtouren aufgrund all der plötzlichen Stimulation, die sie nicht mehr gewohnt war. Doch bald würde sie wieder in ihren gewohnten Rhythmus finden. Ihre Arbeit machte ihr Spaß.
    »Schön, dich wiederzusehen«, hatte Petrén sie am ersten Morgen begrüßt und ihr auf die Schulter geklopft. Und sie fühlte sich einen Moment lang selig vor Wiedersehensfreude. Sie mochte ihren Chef, Professor Petrén. Er besaß eine Geradlinigkeit, die sie zu schätzen gelernt hatte, als vor ein paar Jahren ein Kollege gestorben und ein anderer in Schwierigkeiten geraten war.
    Sie las die Schilder über den Gängen. Weiße Schrift auf schwarzem Grund. Man hatte die Waren umsortiert, stellte sie irritiert fest. Wozu auch immer das

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