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Toedliche Brautnacht - Odo und Lupus Kommissare Karls des Grossen - Erster Roman

Toedliche Brautnacht - Odo und Lupus Kommissare Karls des Grossen - Erster Roman

Titel: Toedliche Brautnacht - Odo und Lupus Kommissare Karls des Grossen - Erster Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordian Robert
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galligem Grinsen.
    Inzwischen hatten wir schnellen Schrittes den Weg vom Gräberfeld vor der Siedlung bis etwa zu der Stelle zurückgelegt, wo wir dem Leichenzug begegnet waren. Waratto befahl uns, in seine Burg einzurücken, damit er sich seine neuen Männer, diesen „jämmerlichen Haufen“, dort genauer ansehen könne. Wir wollten uns gerade abwenden und zu unseren Leuten zurückkehren, als sich plötzlich vom Tor her in einer Staubwolke drei Reiter näherten.
    „Mein Vater ist es!“, schrie Wido und schwenkte grüßend die Arme. „Ja, ja, er ist es! Zurück von Zelibor!“
    Ein dicker Mann stieg schnaufend vom Pferd. Dichtes, struppiges graues Haar bedeckte seinen runden Kopf wie ein Pelz. Ein ebenso dichter grauer Bart, der auch das Mundloch überwucherte, hing über die untere Gesichtshälfte und die Brust bis fast zum Gürtel herab. Zwischen diesem Haargewirr sah man eine rötliche Knolle, die Nase, und zwei glänzende Pünktchen, die Augen. Unterhalb des Bartes war der Dicke mit Waffen gespickt. Das Schwert schlug ihm gegen die kurzen Beine.
    Er stürzte auf Waratto zu und stieß kurzatmig hervor: „Graf! Keine Sorge … wir haben ruhiges Wetter! Bei Zelibor – nichts! Der Stall ist voll, die Schafe warten! Noch ist der Schäfer nicht eingetroffen …“
    „Schon gut, schon gut, davon später!“, sagte Waratto rasch. „Du musst dich ausruhen, Remmert, sonst müssen wir dich bald dorthin schaffen, wo wir gerade herkommen. Das ist der berühmte Sachsenfürst Remmert“, wandte er sich wieder an Odo, „ein Kampfgefährte des Herzogs Widukind. Früher war er ein Erzfeind der Franken, jetzt ist er unserer treuester Freund und Verbündeter. Merkt euch! Ihr habt auch seinen Befehlen zu gehorchen!“
    Er beachtete uns nicht weiter, legte den Arm um die Schultern des Dicken und ging mit ihm, in eine lebhafte Unterhaltung vertieft, auf das Tor zu. Wido, der plötzlich kaum noch hinkte, hielt mit ihnen Schritt. Die beiden Knechte, mit denen Remmert gekommen war, folgten mit den Pferden.
    „So bin ich nun also Warattos Gefolgsmann“, sagte Odo. „Muss ich ihm noch heute den Treueid leisten?“
    Wir konnten nicht an uns halten und brachen in ein Gelächter aus.
    Unsere Männer saßen um den Wagen herum und verzehrten ihr einfaches Frühstück: gesalzenes Fleisch, Käse und Gerstenfladen. Sie verbrauchten die letzten Vorräte, weil sie ja sicher waren, nach unserer Ankunft am Sitz des Grafen gut versorgt zu werden und ihre Proviantsäcke wieder füllen zu können. Als Königsboten reisen wir „per verbum nostrum, ex nostri nominis auctoritate“, und jeder Amtsinhaber ist verpflichtet, uns und unsere Leute so zu versorgen, als kehrte der Herrscher selbst bei ihm ein. Dass man es mit dieser Weisung nicht immer genau nimmt, mussten wir allerdings oft erfahren. Auch hier war die Aussicht auf Schlemmereien und reiche Verproviantierung eher gering. Kaum zu erwarten war, dass Graf Waratto, sobald er erfahren würde, wer wir wirklich waren und welche Botschaft wir ihm brachten, ein Festmahl zu unseren Ehren geben und überhaupt seine Vorratskammern weiter als unbedingt notwendig öffnen würde.
    Sparuna und Niklot, die beiden Wenden, hockten noch immer auf dem Planwagen zwischen Gepäck und kauten unlustig an Zwiebeln und Lauch. Natürlich hatten sie Waratto, Remmert, Wido und andere erkannt, und der Wind hatte einige der am Grab des Berulf herausgebrüllten Drohungen herübergeweht. Sie blickten uns misstrauisch und gespannt entgegen, als wir herantraten.
    „Eure Sache steht schlecht“, sagte Odo, „sehr schlecht. Der Sohn eures Knes hat einen Hochzeitszug überfallen, die Braut und mehrere Männer entführt und einen vornehmen Franken umgebracht. Zu allem Unglück ist das Mädchen die Tochter des Grafen Waratto. Ihr könnt euch wohl denken, was der jetzt vorhat!“
    „Sohn von Knes Ratibor?“, fragte Sparuna. „Ist gemeint Ältester? Slawomir?“
    „Der soll es gewesen sein. Hat die Franken und Sachsen aus einem Hinterhalt angegriffen – wie ein Straßenräuber.“
    „Ich kenne Slawomir, ist mein Neffe. Ist gut und gerecht, kein Räuber und Mörder.“
    „Und wie erklärst du dir dann seine Tat?“, fragte ich.
    „Wie ich erkläre? Ganz einfach. Muss vorher Graf Waratto noch schlimmere Tat verübt haben. Reizt und quält Obodriten so lange, bis großer Zorn nicht mehr zu bändigen.“
    „Auch großer Zorn rechtfertigt nicht, einen Brautzug zu überfallen.“
    „Nimmt Graf Waratto oder nimmt

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