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Toedliche Brautnacht - Odo und Lupus Kommissare Karls des Grossen - Erster Roman

Toedliche Brautnacht - Odo und Lupus Kommissare Karls des Grossen - Erster Roman

Titel: Toedliche Brautnacht - Odo und Lupus Kommissare Karls des Grossen - Erster Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordian Robert
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erinnert.“
    „Hast du wirklich mal mit ihm das Zelt geteilt?“
    „Ja. Und hinterher fehlte mein Geldbeutel.“
    „Wenn er tatsächlich ein Dieb war, hat er es weit gebracht.“
    „Er wird so viel zusammengestohlen haben, bis es für diesen Posten reichte. Die Ohrenbläser des großen Karl halten doch alle die Hand auf.“
    „Aber er ist auch von altem Adel“, sagte ich, „ein Hugobertiner. Ich habe mich mal kundig gemacht. Sein Onkel war Abt in Utrecht. Und er ist sogar mit dem Kaiser verwandt, wenn auch entfernt. Er ist der Enkel der Großnichte seiner Urgroßmutter.“
    „Was ist das schon?“, sagte Odo verächtlich. „Ein Hugobertiner! Ich bin ein Merowinger, ein Nachfahre Chlodwigs, und könnte Ansprüche auf den Thron machen. Aber so ein schäbiger Hugobertiner bekommt eine Grafschaft!“
    „Ssst! Nicht so laut. Man dreht sich schon nach uns um.“
    Auf dem Rückweg von der Grabstätte winkte Waratto uns zu sich heran. Er behandelte uns schon wie seine Untergebenen, und noch immer gelang es uns nicht, ihn aufzuklären. Wir kamen einfach nicht zu Worte. Und um der Wahrheit die Ehre zu geben: Wir sahen nach der langen Reise so heruntergekommen und abgerissen aus, dass es auch schwer gewesen wäre, uns Glauben zu schenken. Erst unsere Ernennungsurkunde zu Königsboten, jetzt sogar Boten des Kaisers, die sich in der eisernen Schatulle auf dem Wagen befand, würde uns ausweisen.
    Der Umstand, dass Graf Waratto uns verkannte, hatte allerdings auch einen Vorteil. Gewöhnlich halten die Amtsträger ihre Zunge im Zaum, wenn sie erfahren, wer wir sind, und ihre Auskünfte fließen nur tropfenweise. Waratto hielt es nicht für nötig, sich vorzusehen. Ich, der „Kuttenträger“, zählte für ihn überhaupt nicht, er würdigte mich kaum eines Blickes. Und Odo – ob er ihn wiedererkannte oder nicht – gehörte ab jetzt, so glaubte er, zu seiner Gefolgschaft. Er redete ihn mit „du“ an und schien ihm vom ersten Augenblick an zeigen zu wollen, woher der Wind wehte.
    „Na, siehst du nun, dass es hier viel zu tun gibt? Ich könnte nicht nur eine, sondern zwei Hundertschaften brauchen. Sogar drei oder vier! Die vom anderen Ufer der Elbe werden von Tag zu Tag frecher. Früher … ja, früher waren sie Freunde. Als wir uns noch mit den Sachsen schlugen. Zum Kampf erschienen sie meistens zu spät, aber wenn es ans Beutefassen ging, waren sie unsere treuen Verbündeten. Jetzt sind die Sachsen unsere christlichen Brüder, zu holen gibt es nichts mehr, und das gefällt ihnen nicht. Nein, das gefällt ihnen überhaupt nicht, den Obodriten, Polaben oder wie sie sich nennen. Sie kommen herüber, rauben und morden. Überfallen einen friedlichen Brautzug! Ich wollte meine Tochter Hereswind einem Edeling geben, dem Sohn eines sächsischen Stammesfürsten. Der holte sie ab, alles wurde erledigt … der Ehevertrag, die Übergabe der Munt … der Brautzug setzte sich in Bewegung … aber keine fünf Meilen von hier entfernt … Wido!“, rief er plötzlich und drehte sich um. „Wido, komm her! Das ist der Bräutigam meiner Tochter. Erzähle mal unserem neuen Mann, Wido, wie das passiert ist! Damit er erfährt, wie es hier zugeht. Damit er gleich weiß, was er hier zu tun bekommt!“
    Ein blasser junger Kerl mit schmalen Schultern und langen dünnen Armen und Beinen trat zu uns. Sein weißblondes, schon etwas schütteres Haar wurde von einem breiten, mit kostbaren Steinen besetzten Stirnband zusammengehalten. Der Ausdruck seines Gesichts zeugte von ebenso viel Einfalt wie Eitelkeit. Er hinkte, wenn auch nach meinem Eindruck etwas zu auffällig.
    „Es ging alles ganz schnell“, berichtete er mit einer hohen, etwas näselnden Stimme in seinem schwerverständlichen sächsischen Diutisk. „Wir wurden vollkommen überrascht. Wie wir so friedlich und fröhlich dahinziehen, brechen sie plötzlich aus dem Gebüsch hervor. So an die 15, 20 von diesen scheußlichen Filzhüten! Mit Lanzen und Äxten fallen sie über uns her. Ein Pfeil trifft mein Pferd, es stürzt, doch ich raffe mich auf und mache gleich fünf oder sechs von denen nieder. Aber der Letzte sticht mich ins Bein – hier! –, und als ich ihn endlich erledigt habe, sind die anderen schon auf und davon. Mit meiner Braut, der lieblichen Swinde! Was konnte ich tun? Ich hatte kein Pferd und war schwer verwundet …“
    Der Kümmerling seufzte tief und sah Waratto an, auf Zustimmung hoffend.
    „Natürlich haben dir Berulf und die anderen geholfen, die Angreifer

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