Tödliche Ernte
Leichnam freigegeben wurde. Mrs Maekawa hatte vor, ihre Tochter auf die Inseln zu überführen, wo Reen bestattet werden sollte.
Kranak war völlig am Ende. Ich hätte schwören können, dass er über Nacht an Gewicht verloren hatte. Neue Falten hatten sich in sein fleischiges Gesicht gegraben und ließen ihn beinahe wild aussehen. Er hatte sich geweigert, mit mir zu reden.
Deshalb fühlte ich mich total beschissen.
Das fbi hatte einen Seelenklempner zu Jazz und Inez Brown geschickt. Die Arme. Nach Einschätzung des Psychiaters würde es viele Monate dauern, Inez zu ihrem alten Selbst zurückzubringen, und selbst das war ganz und gar nicht sicher. Jazz Brown war verständlicherweise wütend über das Vorgehen. Er hatte den Seelenklempner vor die Tür gesetzt.
Das fbi hatte auch Mrs Cheadle vernommen. Doch sie war nicht wirklich in einer besseren Verfassung als Inez, und so hatten sie nichts Neues erfahren.
Man hatte Teams losgeschickt, um noch einmal alles zu überprüfen – den Schutt bei McArdle, das Lagergebäude in Cambridge, mein Haus, Mrs Cheadles Wohnung, und all die Spuren, denen ich selbst nachgegangen war. Man schickte sogar einen Agenten ins Mount Auburn Krankenhaus, um Bones zu befragen.
Der Chief, Pisarro und die Angehörigen der anderen mutmaßlichen Opfer des Schnitters wurden erneut vernommen. Forensiker des fbi gingen noch einmal die Autopsieberichte aller Frauen auf meiner Liste durch, genau wie die von Strabo, Chesa, Arlo und den zwei Männern aus dem Feuer in der Lagerhalle.
»Glauben Sie, dass er die ganze Sache mit der Lagerhalle angezettelt hat?«, fragte ich.
Niemand antwortete, was ziemlich bezeichnend war.
Special Agent Kathleen Lauria leitete die Arbeitsgruppe. Sie war einen Kopf kleiner als ich und trug ihr weizenblondes Haar in der Mitte gescheitelt. Wenn sie sich bewegte, strich es ihr über die Schultern. Sie hatte eine sanftere Art als Reen, und ihre hellbraunen Augen vermittelten den Eindruck, dass sie über alles gründlich nachdachte. Vielleicht tat sie das. Wenn sie aufmerksam zuhörte, spielte ihre Zunge mit ihrem schiefen Schneidezahn.
Das tat sie auch jetzt, während sie Julius Binnys Akte las. Ihr Kopf tauchte wieder auf, und sie schob mir die Akte über den Tisch zu.
Darin stand, Binny habe eine kleine, zwei Mann starke Gang angeführt. Seine Angehörigen waren tot, bis auf eine verheiratete Schwester in Chicago. In der Akte waren sein Alter, seine Größe und die Farben seiner Gang aufgelistet.
Mein Blick ging zu Lauria. »Sie wissen, dass der Schnitter es ganz schön geschickt eingefädelt hat, als er Binny in dem Feuer geröstet hat?« Ich erzählte ihr von meinen Treffen mit Binny. »Ich bin überzeugt, dass der Bursche die ganze Zeit nach der Pfeife des Schnitters getanzt hat. Er hat Kranak und mir ganz schön was vorgeflunkert, als wir Chesa Jones Leiche gefunden haben. Er hat Blessing da mit reingezogen, und wir haben es ihm abgekauft. Er ist derjenige, der McArdles Firma in Roxbury abgefackelt hat, und zwar auf Geheiß von McArdle, da bin ich sicher. Er mochte McArdle sehr. Armer Bursche. Wie bei Roland Blessing. Dieser Killer ist ein Meister, wenn es darum geht, Leute zu manipulieren und sie dann loszuwerden.«
»Danke«, sagte Lauria. Ihr Kopf fuhr zu der Zeitlinie auf der Tafel herum. Sie und ein anderer Agent steckten die Köpfe zusammen, um sich auszutauschen.
Die Liste des Schnitters wurde länger. Wie lange konnte man die Presse da noch raushalten? Ich konnte mir den Aufruhr vorstellen, den sie veranstalten würde. Irgendetwas sagte mir, dass dem Mörder das nicht gefallen würde.
Ein Agent in einem blauen Sakko steckte sich eine Zigarette zwischen die Lippen, zündete sie aber nicht an. Ich fühlte mit ihm. Wie er sehnte auch ich mich nach einer Kippe. In den letzten zwei Stunden hatten wir uns durch einen Haufen Daten gearbeitet und jede Menge Listen erstellt, aber nur wenige Erkenntnisse gewonnen. Der Schnitter hatte sowohl bei Patricia als auch bei Elizabeth eine Kettensäge und chirurgische Instrumente verwendet, wie man sie bei Operationen benutzte. Seine Vorgehensweise war widersprüchlich, obwohl er gerne auf Valium zurückgriff und seine Opfer irgendwie dazu brachte, die Pillen auch zu schlucken, vermutlich, um sie ruhig zu stellen. Es war anzunehmen, dass er das Puder aus den Kapseln in irgendeinen Drink mit starkem Eigengeschmack schüttete.
Ein Klopfen an der Tür, dann trat Andy Nogler ein, zerknittert, mit geröteten Augen und
Weitere Kostenlose Bücher